Breit gestreut die Genres der Filme, die jetzt im Kino anlaufen; Schweres Historiengemälde, duftige Komödie und ein schweißtreibender Reißer
Zeiten der Bewährung – mal komisch, mal tragisch
Breit gestreute Vielfalt prägt die neuen Kinofilme dieser Woche:
Curveball – Wir machendie Wahrheit
Verfügt der Irak über Massenvernichtungswaffen? Ein deutscher Experte (Sebastian Blomberg) für Biokampfstoffe soll für den BND einen irakischen Wissenschaftler (Dar Salim) ausspionieren. Weil auch die CIA mitmischt, lautet dessen Codename Curveball. Der etwas umständliche Versuch eines deutschen Politthrillers, der sich als Nacherzählung realer Ereignisse präsentiert. Der Erzählstil schlingert zwischen Realsatire und ernst gemeinter Spannung, aber Nervenkitzel stellt sich unter der Regie von Johannes Naber („Zeit der Kannibalen“) ebenso wenig ein wie satirischer Biss. Trotzdem ist der Film kurzweilig. Erstaunlich.
The Painted Bird
Ein jüdischer Knabe von etwa zehn Jahren wird zu Beginn des Zweiten Weltkriegs von seinen Eltern getrennt und treibt fortan durch den Osten Polens, wo Moral nichts und Gewalt alles zu sein scheint. Jerzy Kosinskis Roman „Der bemalte Vogel“ galt ob seiner exzessiven Darstellung menschlicher Abgründe als unverfilmbar. Der Tscheche Vaclav Marhoul stellte sich nun dem Wagnis und realisierte ein knapp dreistündiges Epos, das in wuchtigen Schwarzweiß-Bildern in immer neuen Schockmomenten die Verrohung der menschlichen Natur auslotet. Ein Film von großer erzählerischer und bildlicher Kraft, der aber empfindsame Gemüter massiv überfordern kann.
Der Rosengarten von Madame Vernet
...oder: Wie ein schlicht gestrickter Chauffeur zum Freund und Vertrauten einer charakterspröden Duftmischerin wird.
Der Kniff ist, dass Madame Vernet (eine superbe heiter-besinnliche Charakterstudie von Catherine Frot) als Rosenzüchterin knapp vor dem Ruin steht und sich große Pose eigentlich nicht leisten kann. Es ist also nicht ganz die Linie von „Ziemlich beste Freunde“ oder „Miss Daisy und ihr Chauffeur“, aber es funktioniert auch diesmal prächtig. Die Franzosen können das mindestens so gut wie Hollywood.
Don’t Breathe 2
Die Fortsetzung zum schweißtreibenden Reißer von 2016. Wieder schlüpft Stephen Lang in die Rolle des erblindeten Kriegsveteranen. In entlegenem Hause zieht er ein Waisenmädchen auf. Dann tauchen ruchlose Kerle auf und entführen das Mädchen. Im blinden Mann erwacht nicht zum ersten Mal die Wut. Dann schlägt er zurück. Im Gegensatz zum ersten Teil ist er damit vorbehaltlos der Gute. Das Spiel mit Dunkelheit und Klängen ist auch unter der Regie von Rodo Sayagues effektsicher umgesetzt. Aber wirklich nötig ist diese Fortsetzung eher nicht.