Heike Makatsch könnte nicht mehr als Moderatorin arbeiten
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Recklinghausen..
Paris, Texas, Recklinghausen. Heike Makatsch, einstiges Viva-Girl, mag große Herausforderungen und kann sich auch eine Zukunft als Antigone vorstellen. Bei den Ruhrfestspielen stellt sie sich nun erstmals als Theaterschauspielerin vor.
Einst galt Heike Makatsch als das sympathisch-frische Gesicht der Generation Viva. Über den Video-Sender spricht heute keiner mehr. Heike Makatsch (39) aber hat Kino-Karriere gemacht. Mit der Bühnenadaption von „Paris ,Texas“ nach dem gleichnamigen Film von Wim Wenders stellt sich die gebürtige Düsseldorferin bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen nun als Theaterschauspielerin vor. Martina Schürmann sprach mit Heike Makatsch über Kino, Kinder und Kontrolllust.
Frau Makatsch, was reizt einen Filmstar am Theater?
Heike Makatsch: Der Wunsch, den anderen Arbeitsprozess kennenzulernen, der war schon lange da. Nun hab ich keine klassische Bühnenausbildung, insofern war der Weg nicht geebnet. Aber Theater, da hat man eben richtig tolles Vollkornbrot vor sich. Wenn man gut dran kaut, dann wird es richtig süß und hält lange vor.
Wenn Sie von den Proben erzählen, hat man den Eindruck: Heike Makatsch, die Film-Perfektionistin, trifft auf lässige Bühnen-Anarchie. War das schwierig?
Makatsch: Es war das Spannende. Ich habe wieder mal erfahren, dass man lernen muss loszulassen. Das ist nicht leicht. Ich musste das Stück erst 20 Mal spielen, bevor ich gemerkt habe, dass es eine Reise ist, auf die man sich jeden Abend neu einlassen muss. Ich musste erst den Kontrollfreak in mir kontrollieren.
Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit dem Film „Paris, Texas“?
Makatsch: Meine Eltern haben sich in den 70er-Jahren getrennt. Als der Film rauskam, hatte er in meiner Familie ein großes Gewicht. Ich war damals noch sehr jung und fand ihn, glaube ich, ziemlich langatmig. Als ich ihn mir zur Vorbereitung jetzt noch einmal angesehen habe, da war mir schon klar, dass er eine Herausforderung ist und unseren Sehgewohnheiten heute nicht mehr so ganz entspricht. Aber er arbeitet lange in einem weiter.
Ein Filmstar, der sein Bühnendebüt in einer Filmadaption gibt, das klingt folgerichtig. Sehen Sie sich auch als „Antigone“?
Makatsch: Ich bin immer bereit für neue Herausforderungen, die vielleicht zunächst auch eine Nummer zu groß scheinen. Es kommt auf die Konstellation an. Ich bin zu vielem bereit, aber ich brauche dabei jemanden an meiner Seite.
Das ist Kreativität, die einfach raus will
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Makatsch: Jetzt kommt erst mal wieder Film. Ich habe ja nicht so viel gearbeitet in den vergangenen Jahren, weil ich gerade zwei Kinder großziehe. Aber die Kleine wird im Oktober zwei, dann fange ich wieder an.
Mit „Schwesterherz“ haben Sie Ihr Drehbuchdebüt gegeben, einem Film über sinnsuchende Thirty-Somethings. Was macht zufrieden?
Makatsch: Wenn man nicht allzu weit von sich und seinen Bedürfnissen entfremdet ist. Aber das ist ja schwierig. Die Nähe zu den eigenen Bedürfnissen, die geht uns wahrscheinlich allen verloren in einer Welt, wo man funktionieren muss, wo keine Pausen gemacht werden können, wo das Leben so viel Flexibilität verlangt. Da wird man schnell Teil von etwas, das nichts mehr mit einem selbst zu tun hat.
Können Sie sich heute noch mit Ihrer Zeit als Viva-Moderatorin identifizieren?
Makatsch: Das war eine tolle Phase in meinem Leben. Aber ich könnte das heute gar nicht mehr, da hätte ich komischerweise riesiges Lampenfieber. Ich glaube, es war jugendlicher Leichtsinn zu denken, das würde in mir stecken.
Sie filmen, spielen Theater, schreiben Drehbücher und nehmen mit Ihrem Mann Kinderlieder auf. Das klingt nach Arbeitswut.
Makatsch: Das ist Kreativität, die einfach raus will, aus Freude an den Dingen, nicht bloß um des Erfolges willen. Mein Ehrgeiz hält sich in Grenzen. Und meine Kinder sind im Moment die Hauptsache in meinem Leben.
„Paris, Texas“ erzählt von der Unmöglichkeit einer Liebe, vom Scheitern einer Familie. Glauben Sie noch an die lebenslange Beziehung?
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Makatsch: Viele halten Familie sicher für ein Auslaufmodell. Aber die Sehnsucht nach Verschmelzung, nach Liebe, die ist ja immer noch sehr stark. Vielleicht ist die klassische Kleinfamilie heute wirklich einer zu großen Belastungsprobe ausgesetzt: Dreizimmerwohnung, Vater, Mutter, Kind, das ist nicht einfach. Aber man darf sich ja nicht vor jeder Gefahr, vor jeder Enttäuschung abschirmen.
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