Köln..

Sigmar Polke kümmerte sich nicht um seine „Marke“, sondern galt als Meister der Vielseitigkeit. Im Alter von 69 Jahren ist der weltbekannte Künstler jetzt in Köln gestorben.

Er zählte zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Gegenwartskunst, seine Bilder erzielten auf dem Kunstmarkt Millionenpreise, neben Gerhard Richter stand sein Name viele Jahre lang an der Spitze des „Kunstkompass”, dem Sammler-Leitfaden des Wirtschaftsmagazins Capital. Mit 69 Jahren ist Sigmar Polke, der große deutsche Maler, Grafiker und Fotokünstler, der medienscheue Kunst-Star und Mensch mit Humor gestern in Köln seinem Krebsleiden erlegen.

Wie Richter kam auch der 1941 in Niederschlesien geborene Polke Anfang der 50er- Jahre in den Westen. Wie Richter begleitete auch der vielfach ausgezeichnete Polke die Geschichte der BRD ebenso kritisch wie nachdenklich, so hellsichtig wie kreativ. Er malte abstrakt und gegenständlich, farbig und schwarzweiß, anspielungsreich und ironisch; er malte mit dem Fundus der Kunstgeschichte und gleichzeitig gegen ihn.

Komplexes Werk voller Experimentierlust und gewollter Brüche

Sein komplexes Werk war dabei voller Experimentierlust und gewollter Brüche. 1963 gründete Polke, der an der Düsseldorfer Kunstakademie auch bei Joseph Beuys studierte, mit Gerhard Richter und Kollegen die Gruppe „Kapitalistischer Realismus“, ein ironische Antwort auf die Automatismen des Kunstbetriebes .

Polke, der lust- und humorvolle Motivsucher und Wortspieler, zerlegte und fügte neu zusammen, punktete und rasterte, schuf Kunst mit Comic und den Dürerhasen aus Gummiband. Er arbeitete mit Zeitungsausschnitten und Dekorationsstoffen und suchte im Gegensatz zur Pop Art doch immer die kritische Distanz zur Warenwelt.

Das Atelier als Chemielabor

Während der Künstler seine Inspirationen Ende der 70er Jahre vor allem bei Reisen nach Mexiko oder Australien fand, erinnerte sein Atelier in den 80ern zunehmend an ein Chemielabor, wo Polke mit Mineralien und Kunstharzen hantierte. Sein wärmeempfindliches Wandbild, das auf der Biennale in Vendig 1986 je nach Temperatur die Farbe veränderte, wurde mit dem „Goldenen Löwen“ prämiert.

So wurde Polke ein deutscher Ausnahme-Künstler, der sich nicht auf eine „Marke“ festlegen ließ, sondern im Vertrauten immer wieder das Neue suchte. Einer, der zeitlebens bei aller Schelmenhaftigkeit nichts anderes als den Ernst der Malerei unterstrich.