Dortmund. Gassenhauer der Operette, Ohrwürmer der Oper: Die Gala beim Klangvokal-Festival ließ kaum Wünsche offen. Es gab viel Jubel und drei Zugaben.
Falls irgendjemand im Saal noch Nachhilfe gebraucht hat, was der Begriff Gala ursprünglich bedeutet: Daniela Fally half augenscheinlich gern. Gala ist höfische Festkleidung – und vier (!) funkelnde Roben an einem Abend, das dürfte selbst bei Operndiven an der oberen Rekordmarke knabbern.
Zu sehen bei „Klangvokal“. Dortmunds Festival um den Zauber der menschlichen Stimme bat zur „Opern- und Operettengala“. Dem Glanz der Roben stand das Schillern von Sopran (Fally) und Tenor (Daniel Behle) nicht nach. Es geht aber auch schlichter: Ein Frack pro Abend genügte Behle (der in Dortmund vor zwei Jahren ein sensationelles Lohengrin-Debüt gegeben hatte) einen grandiosen Auftritt hinzulegen.
Tenor Daniel Behle bei der Klangvokal-Gala in herausragender Form
Man wundert sich eigentlich, dass alle Welt diesem Klaus Florian Vogt hinterherläuft, wo man bei Behle ungleich kultivierter bedient wird. Dieser noble Tenor macht staunen – gerade weil man ihm, der mit Bach begann und das fragile Kunstlied meisterlich beherrscht, manches nicht gleich zutraute. Vom Stimmtyp her ein zarter Poet, ein anrührender Lyriker – aber mit einer stupenden Technik hat Behle sich ein erstaunliches Repertoire zugelegt. Wenn er sich im Dortmunder Konzerthaus mit Puccinis „E lucevan le stelle“ machtvoll zum Himmel emporschwingt, vermählt er Kraft mit Schmelz, den Stahl der Verzweiflung (Des Grieux) zückt er nicht weniger glänzend. Und wer konnte kühl bleiben, da Behle mit gänsehautförderlichem Gespür für die feinsten Verästelungen in Donizettis berühmter Arie „Una furtiva lagrima“ die verstohlene Träne wirklich in der Kehle hatte.
Funkelnde Höhen, edle Triller - Dortmunds Publikum erlebte erlesene Gesangskunst
Daniele Fally glänzte mit funkelnden Höhen und edel geformten Trillern. Als „Fledermaus“-Adele enterte sie hochkomödiantisch den jubelnden Saal, als Manon zerfloss sie vor blühend schönem Schmerz. Wer genau lauschte, musste freilich kleine Geräuschanteile in der Mittellage registrieren - verschmerzbar.
Alle Wucht des Abends hielt ein alter Bekannter zusammen. Stefan Soltesz, der so lange das Aalto-Theater regierte, beflügelte das WDR-Funkhausorchester – farbensatt bei Bizet und Johann Strauss, köstlich transparent und mit feinsten dynamischen Abstufungen bei Rossini und Donizetti. Donnernder Jubel, drei Zugaben, eine Gala, die ihrem Namen Ehre machte.