Duisburg. Khatia und Gvantsa Buniatishvili spielten Brahms, Liszt, Gershwin und Milhaud mehr als ausdrucksstark in der Duisburger Mercatorhalle.

Sorgte bereits am Tag zuvor Jan Lisiecki in Bochum mit seinem Programm für eine entspannte Aura, verbreiteten die Schwestern Khatia & Gvantsa Buniatishvili in der Duisburger Mercatorhalle mit ihrer populären Werkfolge bei strahlendem Wetter eine geradezu sommerlich helle Ferienstimmung. „Ungarische Tänze“ von Brahms, die 2. „Ungarische Rhapsodie“ von Liszt, Ohrwürmer aus Gershwins „Porgy and Bess“ und Milhauds brasilianisch vibrierende „Scaramouche“-Suite waren der Stoff, mit dem das georgische Geschwisterpaar die Herzen des Publikums aus dem Stand gewinnen konnte.

Es spricht für Khatia Buniatishvili, die seit gut 15 Jahren eine steile Solo-Karriere pflegt und bereits zwölf Mal beim Klavier-Festival Ruhr aufgetreten ist, dass sie regelmäßig mit ihrer Schwester Gvantsa musiziert und beim Spiel zu vier Händen oder an zwei Klavieren geschwisterliche Eintracht vorlebt. Dass sich die beiden fast gleichaltrigen Damen auch musikalisch prächtig verstehen, daran ließ ihr heftig umjubelter Auftritt in der Mercatorhalle keinen Zweifel.

Was Khatia Buniatishvili mit Jan Lisiecki gemein hat

Allerdings wiederholen sich auch im Duospiel Gepflogenheiten, die schon den glänzenden Eindruck der allerersten Solo-Auftritte von Khatia Buniatishvili trübten. Und das sogar noch verstärkt. Gemeint ist die Tendenz, die lyrischen Passagen der Musik samtweich mit viel Gefühl für feine Anschlagsnuancen und großem melodischem Einfühlungsvermögen zum Klingen zu bringen, jedoch bei jeder Temposteigerung oder dynamischen Verstärkung unkontrolliert und enthemmt in die Tasten zu greifen. Die drei ausgewählten „Ungarischen Tänze“ von Johannes Brahms gerieten so zu einer atemlosen Hetzjagd, die jede tänzerische Kontur verwischte.

Das betrifft auch die Samba in Milhauds Suite, die bewegten Teile in Gershwins Fantasie und, besonders schade, die an sich sensibel erfasste Fantasie in f-Moll von Franz Schubert. Von Liszts rauschender 2. „Ungarischen Rhapsodie“ ganz zu schweigen. Es ist schade, wenn hochbegabte junge Musiker, und damit ist auch Jan Lisiecki gemeint, pianistisch im Grunde alles können, aber virtuose Kraftakte ohne Rücksicht auf die stilistische Geschlossenheit eines Werks zum Selbstzweck erheben.

Gleichwohl freute sich das Publikum zu Recht über ein Konzert mit beachtlichem Unterhaltungswert.