Bochum. Bariton Matthias Goerne und Pianist Seong-Jin Cho beim Klavierfestival Ruhr 2021 voller Klagen über den Tod und verlorenes Liebesglück.
„Wie auf einer Intensivstation“ komme er sich angesichts der „grundlos“ schütter besetzten Konzertsäle vor, beklagte der Bariton Matthias Goerne vor einigen Monaten in einem Interview. Ein Gefühl, das er auch bei seinem Liederabend im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr im entsprechend luftig gefüllten Anneliese-Brost-Musikforum nicht unterdrücken konnte. Von Freude über die, wenn auch bescheidenden Lockerungen oder den nahenden Sommer war seinem 75-minütigen Auftritt mit dem koreanischen Senkrechtstarter Seong-Jin Cho am Flügel nichts anzuhören.
Es war ein Strauß dunkler, um Tod, Unterwelt und verlorenes Liebesglück kreisender Lieder von Franz Schubert, die Goerne mit seiner markanten Stimme dem Publikum überreichte. Eine Klage reihte sich an die andere. Vom „Wanderer“ und „Wehmut“ über „Der Jüngling und der Tod“ und „Heimweh“ bis zu den Harfner-Liedern aus „Wilhelm Meister“ und der alles andere als selig stimmenden „Sommernacht“. Ein Programm ohne greifbare inhaltliche Kontraste, das in dieser Zusammenstellung eine besonders detailgenaue, filigrane Interpretation der einzelnen Lieder erfordert, um wenigstens die feinen Unterschiede andeuten zu können.
Programm ohne greifbare inhaltliche Kontraste
Doch genau daran fehlte es dem insgesamt zu einförmigen Vortrag. Die kraftvolle, substanzreiche Stimme Goernes reicht ebenso wenig wie die bisweilen energisch zupackende, aber sich meist unauffällig zurückhaltende Unterstützung durch den Klavierpartner aus, um ein solches Programm lebendig werden zu lassen. Dabei finden sich doch unter den fast 600 Liedern Schuberts auch ernste Gesänge, die wenigstens einen Hoffnungsschimmer erkennen lassen.
Doch darauf musste das dankbar applaudierende Publikum selbst im Zugabenteil verzichten. Zugaben gab es nämlich nicht.