Düsseldorf.. Auch wenn Lena Meyer-Landrut nicht das Double holt, einen deutschen Gewinner könnte es trotzdem beim Eurovision Song Contest gebeb: die Stadt Düsseldorf. Auf bis zu 140 Millionen Euro wird der Medienwert des Musikspektakels geschätzt.
Der größte Gewinner des Eurovision Song Contest 2011 könnte am Ende die Stadt Düsseldorf sein. Auf bis zu 140 Millionen Euro schätzt der Geschäftsführer der Werbeagentur Grey worldwide, Christian Hupertz, den möglichen Medienwert des Musikspektakels für die Stadt.
Doch zuvor müsste die Stadt Düsseldorf selbst kräftig investieren und Millionen für Anzeigen und Werbespots ausgeben, um einen ähnlich hohen Imagegewinn wie Oslo erzielen zu können. Schließlich rechnen die Macher des Eurovision Song Contests (ESC) beim großen Finale in NRW mit rund 120 Millionen Fernsehzuschauern in 55 Ländern.
Großspektakel ESC lässt die Kassen klingen
Die Stadt Oslo habe nach dem Eurovision Song Contest im Mai vergangenen Jahres im Tourismus einen Zuwachs von elf Prozent registriert, sagt Angela Munkert von der Wirtschaftsförderung der Stadt Düsseldorf. Die Zahl der deutschen Gäste habe in den Sommermonaten nach dem Sieg von Lena Meyer-Landrut sogar um 30 Prozent zugenommen. Mit vergleichbaren Ergebnissen rechne man in Düsseldorf auch. Mittelfristig erhofft sich die Stadt sogar ein höheres Plus als in Oslo. Schließlich liegt Düsseldorf deutlich zentraler als die norwegische Hauptstadt und ist damit für Millionen Touristen leichter erreichbar.
Doch der mögliche Werbeeffekt ist nicht alles. Hinzu kommen noch die direkten Wirtschaftseffekte. Denn das Großspektakel lässt in Düsseldorf vielerorts die Kassen klingeln - in den Hotels, in denen die Mitglieder der 43 Teilnehmer-Delegationen untergebracht sind, aber auch dort, wo die 2.500 zu dem Ereignis erwarteten Journalisten und die zahlreichen benötigten Techniker übernachten. Und auch Restaurants, Kneipen und Taxifahrer dürften von den angereisten Fans profitieren.
Freizeitforscher dämpft Erwartungen
Die Stadt selbst hat kräftig investiert. Auf insgesamt zehn Millionen Euro beziffert Munkert die Ausgaben Düsseldorfs für den Song Contest. Ob sich diese Investition wirklich gelohnt hat, wird sich allerdings wohl erst in einigen Monaten, wenn nicht Jahren sagen lassen. Schon heute gibt es allerdings auch skeptische Stimmen.
Rainer Spenke, der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga in Düsseldorf, sagt, die ursprüngliche Goldgräberstimmung in der Branche habe inzwischen einer gewissen Ernüchterung Platz gemacht. Zwar seien zusätzliche Übernachtungsgäste immer willkommen. Angesichts von drei Millionen Übernachtungen jährlich falle das Plus durch den Musikwettbewerb aber doch nicht so sehr ins Gewicht. Dies gilt umso mehr, weil die Hotels zum Zeitpunkt des Finales durch die zeitgleich stattfindende Messe Interpack ohnehin gut ausgebucht seien.
Auch das Ausmaß des Werbeeffekts für Düsseldorf ist nicht unumstritten. Werbeexperte Hupertz selbst etwa kritisiert, dass die Stadt bislang noch zu wenig aus den Möglichkeiten gemacht habe. „Mein Gefühl ist, dass Düsseldorf das nicht richtig ausgeschlachtet hat“, sagt er. Letztlich werde man wohl erst nach einem Jahr wissen, ob es nur ein „wildes Wochenende“ gewesen sei - oder ob es der Stadt gelungen sei, sich auf Dauer für Touristen attraktiver zu machen.
Noch skeptischer ist der Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung in Wien, Peter Zellmann. Er meint: „Mit der Werbewirksamkeit von Großveranstaltungen ist es wie mit den guten Vorsätzen zum neuen Jahr - nach drei Tagen sind sie vergessen.“ Ohnehin werde der wirtschaftliche Effekt von Großveranstaltungen überschätzt. Was bei diesen Gelegenheiten ausgegeben werde, fehle dann an anderer Stelle. „Die Menschen können nur an einem Ort sein und ihr Geld nur einmal ausgeben“, sagt er. (dapd)