Babaorum. Der neue Asterix-Band „Der Papyrus des Cäsar“ erzählt am Wikileaks-Skandal entlang - und läuft erzählerisch wie humoristisch zu neuer Höchstform auf.
Die großen Kriege, das wusste schon der alte Cäsar, werden nicht allein mit Stahl und Muskeln gewonnen, man braucht auch die richtigen Informationen. Nur zu Asterix und Obelix hatte sich das bislang nicht herumgesprochen, sie konnten sich ja (fast) immer auf ihren Zaubertrank verlassen. Nun aber bringt der große Römerkaiser seine Schrift „De bello gallico“ zu Papyrus und lässt bei seiner Eroberung von ganz Gallien („Ganz Gallien? Nein!“) elegant unter den Tisch fallen, dass es ein gewisses Dorf von Unbeugsamen gibt, in dem auch die wildschweinspachtelnden Helden leben.
Eine große Vertuschung also, zu der Cäsar von seinem Verleger und Einflüsterer Syndicus verführt wird – zur Mehrung des unsterblichen Ruhms, versteht sich. Natürlich geht alles schief: Der numibische Schreiber Bigdatha schmuggelt das brisante Papier an den Wachlegionären Datenflus und Antivirus vorbei – und übergibt sie dem blonden Kolporteur Polemix, einem Mann, der eine auffallende Ähnlichkeit mit WikiLeaks-Sprecher Julian Assange aufweist.
Der Krieg um Informationen ist also mit dem „Papyrus des Cäsar“, wie Band 36 heißt, in Gallien angekommen. In einem Dorf, in dem man bis dahin als einziges Informationsmedium die „Gallische Revue“ liest. Selbstverständlich nur wegen des Horoskops.
Ein politisch brisanter Grenzgang
Was wie ein politisch brisanter Grenzgang am heutigen Weltgeschehen und der Medienrealität entlang klingt, gelingt dem Schreiber Jean-Yves Ferri und dem Zeichner Didier Conrad ganz exquisit. Die Gags sitzen, das Tempo stimmt, man nimmt sich Zeit für charmant-amüsante Abschweifungen, um dann wieder zur Handlung zurückzukehren. Damit dürfte den Fans unserer schnurrbärtigen Widerständler gleich ein ganzer Hinkelsteinbruch vom Herzen kullern. Denn schon der erste Band in Händen des neuen Teams, „Asterix bei den Pikten“ (2013), war zumindest so gelungen, dass das kein Zufallstreffer sein konnte. Nun aber bewahrheitet sich die Hoffnung, die auch der mittlerweile 88-jährige Albert Uderzo in die beiden neuen Gralshüter des Asterix-Erbes gesetzt hat. Das neue Duo ist spätestens jetzt zu einer Form aufgelaufen, die jene zumeist unseligen Bände vergessen machen kann, die von Uderzo ohne den 1977 gestorbenen René Goscinny geschrieben wurden.
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Miesepetrix und Missverständnix
Dass Asterix, dessen Abenteuer in mittlerweile 110 Sprachen erschienen sind, mit dem neuen Band auch auf Deutsch hervorragend funktioniert, daran hat Übersetzer Klaus Jöken einen gewaltigen Anteil. Lässt sich der Name des alten Druiden Archaeopterix ja noch locker ins Deutsche übertragen, wird es hingegen zu einer echten Herausforderung, Verballhornungen des Namens Miraculix zu erfinden, aber Miesepetrix und Missverständnix fügen sich kongenial zur zerstreuten Art des weißbärtigen Mistelschneiders. Und wenn Barde Troubadix zu seinem bisher furchterregendsten Instrument greift, dann sollte es im Deutschen gewiss nicht anders heißen als „Röhrophon“ – danke für diese Übersetzung.
Aufgefrischter Asterix
Dass es optisch ein paar schlicht nicht ins Deutsche übertragbare Anspielungen gibt, etwa dass das Gesicht des Beraters Syndicus zufällig Francois Mitterands Strippenzieher und Redenschreiber Jacques Séguéla ähnelt, den hierzulande aber kaum jemand erkennt, das kann man den Schöpfern des aufgefrischten Asterix getrost verzeihen.
Jean-Yves Ferri / Didier Conrad: Der Papyrus des Cäsar, Egmont Ehapa, 48 Seiten, 6,50 €