Kleinbonum.. Ein neues Autorenduo übernimmt: „Asterix bei den Pikten“ ist der beste Comic um den blonden Gallier seit dem Tod des Schreibers René Goscinny. Das Abenteuer führt die Helden zu den Schotten, die Gags sitzen und die Story ist so stimmig, wie man es kaum hätte erwarten können.
Wir schreiben das Jahr 54 n. Asterix’ Geburt und erleben den größten Einschnitt in der Geschichte des liebenswerten blonden Galliers. Manche Verehrer der Serie fürchteten diesen Moment so sehr, als würde ihnen der Himmel auf den Kopf fallen: Albert Uderzo, der überlebende Vater von Asterix, übergab seine Comicserie an ein neues Autorenduo – und heute erscheint der erste neue Band „Asterix bei den Pikten“.
Aber es ist, als hätten Texter Jean-Yves Ferri und Zeichner Didier Conrad der Serie einen Kessel Zaubertrank eingeflößt: Die Gags stimmen, die Zeichnungen sind so gut und detailreich wie zur Glanzzeit der Serie. Und die Story funktioniert, wenn sie auch bekannten Mustern folgt.
Gerade in Hinsicht auf die Geschichte musste man sich in den vergangenen acht Jahren gewaltige Sorgen machen. Den letzten Band „Gallien in Gefahr“ nutzte Albert Uderzo 2005 zur erbitterten Abrechnung mit allem, was ihm im Unterhaltungsreich nicht passte: Plötzlich flogen Supermänner, Teletubbies und Mangafiguren über die Seiten – es war ein Graus.
Mit dem Clanchef nach Schottland
Beim Teutates, solche Abscheulichkeiten ersparen uns Ferri und Conrad. Ihre Herangehensweise: behutsam. Sie beginnen mit einer Frotzelei zwischen Fischhändler Verleihnix und Schmied Automatix und gehen über zu einem Vitalitätsausbruch von Dorfgreis Methusalix, bevor überhaupt der erste Piktenrock ins Bild kommt. Die Pikten, das muss man wissen, sind die schottischen Verwandten der Gallier. Und ihr potenzieller neuer König, Clanchef Mac Aphon, wird in einem Eisklotz an die Küste von Aremorica geschwemmt. Natürlich müssen zwei erfahrene Krieger den Piktenprinzen, der erst nur in Liedertiteln reden kann, auf seiner Heimreise begleiten, wo der böse Clankonkurrent Mac Abberh beabsichtigt, Mac Aphons geliebte Camilla zu ehelichen – und so zum neuen König der Schotten zu werden.
Uderzo ist zum Patriarchen geworden
Auf die Gefahr hin, der Comiclegende Albert Uderzo (86) Unrecht zu tun: Dies ist der beste Band seit dem Tod von René Goscinny, also immerhin seit 1977. Uderzo hatte sich in den letzten Jahren als starrköpfiger Patriarch vor allem mit seiner Tochter Sylvie zerstritten und tendierte dazu, seinem subversiven Comicsohn einen reaktionären Anstrich zu verpassen.
Ferri und Conrad sind frei von solchen Anwandlungen, sie legen dem Stammeshäuptling Majestix gar liberale Worte in den Mund: „Für uns Gallier ist Recht auf Asyl kein leeres Versprechen!“ Was dazu wohl Monsieur Hollande sagt?
Mac Ymesserh trifft Habdenblus
Kleinere Brüche mit der Gallierwelt verzeiht man den beiden Neuen: So führen die Pikten Piktogramme ein. Und in den Tiefen der „Loch“ genannten Seen schwimmt natürlich ein freundliches Seeungetüm, Fafnie genannt, weil es auf einem großen Schatz hockt.
Eine wahre Freude sind die unzähligen Wortspiele mit Namen (Mac Ymesserh, Zenturio Habdenblus), die aberwitzige Vielzahl verschieden gemusterter Piktenstämme (die Kleinkarierten!) und – die unvermeidliche Begegnung mit den Piraten. Das tröstet mehr als darüber hinweg, dass die Geschichte am Ende doch ein bisschen kurz und geradlinig erscheint.
- Jean-Yves Ferri/Didier Conrad: Asterix bei den Pikten, Ehapa, 48 Seiten, 6,50 Euro