Hamm/Duisburg. Es ist die oft erzählte Geschichte vom Newcomer, der zum Superstar wird. Wie Ed Sheeran. Ganz so groß sind sie noch nicht, aber es geht voran.

„Bei denen merkt man gar nicht, dass sie Deutsche sind.“ Könnte es ein größeres Kompliment für eine Band geben, die ihre Stücke auf Englisch singt, aber trotzdem aus der Gegend stammt? Noch dazu aus einer Stadt, bei der man nicht gleich an die große Popwelt denkt?

Wie bei Milky Chance, die zwar aus Kassel kommen, mit ihrem nöhligen Folkrock aber vor ein paar Jahren in den USA so richtig durchgestartet sind, hat auch eine Kombo aus dem östlichen Ruhrgebiet durchaus internationales Format. Die Rede ist von Giant Rooks aus Hamm.

Giant Rooks bei ihrem Auftritt während der Verleihung der 1 Live Krone in der Jahrhunderthalle in Bochum.
Giant Rooks bei ihrem Auftritt während der Verleihung der 1 Live Krone in der Jahrhunderthalle in Bochum. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Die fünfköpfige Gruppe um die beiden Cousins Frederik Rabe (Gesang, Gitarre, Percussion) und Finn Schwieters (Gitarre) ist einer der Headliner beim Traumzeit-Festival am kommenden Wochenende in Duisburg. Provinz am Freitag, eben Giant Rooks am Samstag sowie Leoniden am abschließenden Sonntag gelten als die Zugpferde bei dem Happening, das normalerweise im Juni im Landschaftspark Nord stattfindet, aber wegen der Corona-Pandemie 2020 abgesagt und dann von diesem Frühjahr auf Ende September verschoben werden musste.

„Am Anfang unserer Karriere war unser Englisch wirklich schlecht. Wir sind tatsächlich ohne richtigen Text auf die Bühne gegangen und haben nur Kauderwelsch gesungen“, erinnert sich Giant-Rooks-Frontmann Frederic Rabe in einem Interview mit dem „GEM“-Magazin. Und weiter: „Deshalb konnte man nie richtig entziffern, dass es Englisch war, es war eher eine seltsame Art von Fantasiesprache. Ich kann nicht glauben, dass wir das überhaupt gewagt haben.“

Von der Schulaula auf die große Weltbühne

Es war die Zeit, als die Jungs noch in der Aula vor ihren Schulkumpels oder im örtlichen Kulturzentrum gespielt haben. Das ist mittlerweile ein paar Jahre her. Zwar haben Giant Rooks erst im vorigen Sommer ihre erste Platte „Rookery“ herausgebracht, aber seit den bescheidenen Anfängen in Hamm ist eben einiges passiert. Zum Beispiel „Wild Stare“.

Nach „New Estate“ und „Bright Lies“ ist es die dritte Single des Quintetts, dessen Englisch längst selbst den fiesesten Musikkritikern standhalten kann. „Wild Stare“, gepusht vom WDR-Jugendsender „1 Live“, geht durch die Decke. 50 Millionen Streams erzählen die Geschichte vom Newcomer aus einer Stadt ohne Stars und ihrem Sprung auf die großen Bühnen dieser Welt. Noch werden Giant Rooks als deutsche Band wahrgenommen. Mit ihren englischsprachigen Texten und ihrem für eine noch recht junge Kapelle erstaunlich reifen Output haben sie aber absolut das Potenzial für den internationalen Markt .

Ihren Song „Wild Stare“ schallert längst eine stattliche Gefolgschaft, die entweder tatsächlich noch jugendlich – oder zumindest im Herzen jung geblieben – ist. Noch vor dem rasanten Erfolg hatten Giant Rooks die vielleicht zu engen Verhältnisse in ihrer Heimat Hamm hinter sich gelassen und sind nach Berlin gezogen. „Ich hatte bis vor kurzem ganz vergessen, dass man mich kennen kann. Denn die Stadt ist relativ anonym“, erklärt Frederic Rabe im Gespräch mit dem „GEM“-Magazin. „Aber dann wurde ich ein paar Mal auf der Straße angesprochen und dachte: ‘Wow, die Leute kennen mich jetzt tatsächlich’. Das habe ich in den letzten Monaten total vergessen, weil wir nicht auf Tour gehen konnten.“

Mehr Elektro und Pop statt Folk und Rock

Corona hatte auch ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht, ausgerechnet als das Debütalbum doch auf Tour dem Publikum präsentiert werden wollte. Im Gegensatz zu ihren ersten Songs, deren folkig-rockiger Vorwärtsdrang die Giant Rooks nicht von ungefähr in die Charts getragen hat, zeigt „Rookery“ neue Facetten der talentierten Jungs. Frederic Rabe und seine Kumpels möchten nicht mehr mit dem an sich schicken Label einer Indieband geschmückt werden, sondern gehen mit erfrischenden Popelementen und spielerisch leichten elektronischen Sounds den nächsten Schritt ihrer noch nicht bis zum Ende absehbaren musikalischen Karriere.

„Angetrieben von seinen euphorischen Refrains und dem einzigartigen Sound der Band, ist ‘Rookery’ ein Riesenerfolg und zeigt die beste Arbeit einer erfrischend jungen Band“, heißt es in einer Kritik zu ihrer Platte. Sie kommt aus England, dem Mutterland des Pop – viel mehr Ehre geht nicht.

Zu sehen sind die Giant Rooks beim Traumzeit-Festival am Samstag um 21.45 Uhr auf der Hauptbühne am Cowperplatz.

Es gibt noch Tagestickets

Traumzeit-Festival, Freitag, 24., bis Sonntag, 26. September 2021, im Landschaftspark Nord, Duisburg. Festivaltickets sind bereits ausverkauft, Tagestickets für 38,- (Freitag) beziehungsweise 45,- Euro (Samstag/Sonntag) sind noch an der Tages-/Abendkasse zu haben. Mehr Infos und das komplette Line-Up unter www.traumzeit-festival.de/