Dortmund. Die erste Künstler*rinnenresidenz an Dortmunds Schauspielhaus zeigt ihre Arbeit. „Cherchez la FemMe“ hat Ambition, eine Offenbarung ist es nicht.

Es zählt bekanntlich zur Programmatik der Dortmunder Schauspielintendanz, zu wenig Beachteten eine Bühne zu geben. Auf gut Dramaturgendeutsch: „denen auf Grund gesellschaftlicher Marginalisierung bisher der Zugang zu Kulturinstitutionen verwehrt geblieben ist“. So entstand die „Künstler*innenresidenz“.

Die erste dieser Art verkörpert die „Operation Memory“, das sind Maria Babusch, Julienne de Muirier und Alexandra Glanc. Ihr Dortmunder Debüt als künstlerische Offenbarung zu bezeichnen, ist dem Ergebnis nicht ganz angemessen. Die 75 Minuten im kleinen Studio unterm Dach des Theaters sind „Cherchez la FemMe“ betitelt. Eigentlich eine bösartige Formulierung aus dem alten Frankreich, da man auch hinter größten Verwerfungen stets eine Frau vermutete.

„Cherchez la FemMe“ wird in Dortmund von der „Operation Memory“ inszeniert

„Operation Memory“ indes stellt „die Frage nach dem Femininen in Performance“ und sucht sich mit der provozierenden Tanz-Ikone Josephine Baker, der Sängerin Eartha Kit (berühmt durch nicht eben den Feminismus besingenden „Where is my man?“) und Gesamtkunstwerk Claude Cahun, die den Spielarten des Surrealismus huldigte, drei Kronzeuginnen.

Ehe es zum Mosaik aus substanziellen Monologen und recht flachen komischen Einlagen kommt. eröffnet die Regie mit einem altbekannten Standard: das Publikum schon da, aber wir noch nicht fertig. Der Raum, den Nane Thomas dafür schuf, ist das Echo eines Boudoirs, mit Pfingstrosen-Chaiselongue und jenem vollbehängtem Kleiderständer, der dem Schauspiel-Quartett rasch wechselnde Vielgesichtigkeit ermöglicht.

Starke Monologe, flache Komik in „Cherchez la FemMe“

Nicht sehr gelungene Playback-Songs (Ausnahme ist der in dieser Technik famos agierende Christopher Heisler) durchwirken die Collage, die in anrührender biografischer Prosa kreist um Identität, ums echte Selbst unter der Schminke. Die Inszenierung spielt mit Illusion und Demaskierung zugleich, mit klischeehafter Zuschreibung und der Auflösung aller Verabredung.

Gewollt ist viel, gekonnt nicht alles. Verordnete Weiblichkeit als Koch-Show: das trägt („Mann nehme, hahaha“) leider die Züge eines Schülerkabaretts. Den Auftritt als Hannah Arendt banalisiert Iman Tekle peinlich fahrlässig.

Kein Reinfall, aber doch viel Luft nach oben. Es ist eben auch in der Darstellenden Kunst das meiste relativ: Handelte es sich bei „Cherchez la FemMe“ um einen Kostprobe von ambitioniertem Studentinnentheater, wäre das eine sehr respektable Arbeit.

29. Mai, 10. Juni, Karten 12€, Theater Do, 02315027222