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Wer vor Neid erblasst, wenn sich William und Kate ihr Ja-Wort geben, sollte das neue Buch von Eduard von Habsburg-Lothringen lesen. Er versucht, das schiefe Luxus-Bild von Adeligen geradezurücken.

„Wo Grafen schlafen – Was ist wo im Schloss und warum?“, heißt das Buch. Nach der Lektüre fühlt man sich im Reihenhaus wie ein König.

Der Philosoph führt den Leser durch ein imaginäres Schloss mit Treppenhäusern und Speiseaufzügen, mit Prunksälen und Plumpsklos – direkt über dem Wassergraben. Er wandelt auf Sisalteppichen durch ewig lange Gänge, vorbei an gelben und blauen Salons, an Hirschgeweih und Ahnenporträts. „Bei vielen Bildern ist es sogar dem Schlossherrn unmöglich, genau zu sagen, wen wir da vor uns haben.“

Eduard von Habsburg-Lothringen zeigt dieses „ideale Schloss“, damit der Leser andere Schlösser verstehen lernt. Dabei wird der Autor nie müde zu erwähnen, was das alles kostet. Allein die Instandhaltung des Dachs! Und wie schlimm es einst im Schloss gewesen ist: „Man lebte in ständig kalten Räumen, mit zugigen Fenstern und Türen, in alten Kleidungsstücken, auf alten Matratzen, wusch sich im Zimmer – ein Leben ohne heißes Vollbad! – und all das ganz selbstverständlich.“ Und heute erst, wo gutes Personal schwer zu finden sei . . .

Nachttische und Nachttöpfe

Der Autor erzählt mit Ironie. Und doch liest sich das Buch teils so, als ob sich Eduard Habsburg selbst davon überzeugen wollte, dass das Leben im Schloss nicht erstrebenswert ist. Dabei schwingt auch immer etwas Melancholie mit, wenn er seine Anekdötchen zum Besten gibt: Als Kind verbrachte er seine Ferien im Schloss Bronnbach an der Tauber, das sein Großvater Karl Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg bewohnte. Dort empfand der kleine Eduard den Geruch der Nachttischchen als „heimelig“. Erst später erfuhr er, dass dieser von den Nachttöpfen herrührte, die dort einst auf ihre Entleerung warteten.

  • Eduard von Habsburg-Lothringen: Wo Grafen schlafen – Was ist wo im Schloss und warum? C.H. Beck, 144 Seiten, 14,95 Euro