Dortmund/Sachsenheim..

Die beiden Schlager-Kenner Ingo Grabowsky und Martin Lücke nehmen die Leser mit auf eine „musikalische Zeitreise von A bis Z“ – ein kompaktes Nachschlagewerk für Fans wie für Wissenschaftler.

Von Dieter Thomas Heck zu Lena Meyer-Landrut ist’s nur ein Katzensprung . . . Wem sich bei dieser schmissigen These sacht der Minipli kräuselt, kann sich nun ebenso fundiert wie unterhaltsam von der Richtigkeit überzeugen lassen. Denn Ingo Grabowsky und Martin Lücke, die das Blog „Professor Schlager empfiehlt!“ betreiben, haben ihr Wissen kompakt gebündelt: „Schlager – Eine musikalische Zeitreise von A bis Z“ heißt das Büchlein, das den Bogen spannt von „Mein kleiner grüner Kaktus“ bis „Ein Stern (der Deinen Namen trägt)“ – und weit darüber hinaus.

Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh’n

Dabei klären die Autoren schon im Vorwort, dass ein Schlager ja alles ist, was beim Publikum gut ankommt – und da ist man dann behände von Hecks Hitparade bis zu Meyer-Landruts Grandprix gesprungen und landet vielleicht sogar bei Unheilig. Doch während viele beim Gedanken an Schlager in der Heile-Welt-Ästhetik der 50er- bis 70er-Jahre schwelgen, greift das Buch, das auch als Katalog einer Schlager-Ausstellung im schwäbischen Sachsenheim dient, die brisanten historischen und gesellschaftlichen Zündstoffe auf. Sei es die Verfolgung jüdischer Musiker im Dritten Reich, an der die Comedian Harmonists zerbrachen und die viele Komponisten ins Exil trieb, sei es die Andeutung von Homosexualität („Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh’n“).

Und hier ist sie, Ihre Deutsche Hitparade

Grabowsky und Lücke geben ihr Wissen komprimiert, intelligent und zugleich geschmeidig weiter. Ein winziger, konzeptioneller Makel: Da die Geschichte des Schlagers von A bis Z erzählt wird und jedem Buchstaben nur ein Stichwort gewidmet wird, müssen sich die Autoren schon ein wenig strecken, etwa bei X wie Xenophilie. Dennoch: Wer sein Schlagerwissen auffrischen und vertiefen will, kann es hier so gut wie selten zuvor. Und Nostalgiker werden sich ergötzen, etwa an der atemlosen Hochgeschwindigkeitsmoderation eines Dieter Thomas Heck: „19 Uhr, 30 Minuten und 53 Sekunden. Hier ist Berlin. Und hier ist sie, Ihre Deutsche Hitparade.“