Los Angeles. Ältere Frauen tun sich in Hollywoods Traumfabrik oft schwer. Meryl Streep kann sich mit 64 Jahren vor Angeboten kaum retten. In diesem Jahr holte sie ihre 18. Oscar-Nominierung, mehr als jede andere Schauspielerin. Am kommenden Sonntag wird der Hollywood-Star 65 Jahre alt.
Meryl Streep ist nach Hollywoodmaßstäben rekordverdächtig. Das liegt nicht nur an ihren 18 Oscar- Nominierungen und den drei bereits gewonnenen Goldjungen. Seit 35 Jahren ist sie mit dem Bildhauer Don Gummer verheiratet, völlig skandalfrei, so scheint es. Schlagzeilen macht die vierfache Mutter nur mit ihrer Schauspielkunst, nicht aber mit dem Privatleben.
Die Familie lebt in New York und im ländlichen Connecticut, weit weg von der Glitzerwelt Hollywoods. Kein Wunder, dass auch ihr 65. Geburtstag, den Streep am 22. Juni feiert, unter Verschluss gehalten wird. Streeps Sprecher äußerten sich nicht auf Anfragen, wie der Star das runde Jubiläum begehen wollte.
Bestimmt treffen zig Glückwünsche von Kollegen ein. Denn mit der Verwandlungskünstlerin Streep vor der Kamera zu stehen ist ein Privileg. So schwärmte Julia Roberts (46) in vorigen Jahr beim Filmfest in Toronto von ihrem gemeinsamen Dreh des Familiendramas "Im August in Osage County". Die Zusammenarbeit mit Streep sei die Verwirklichung eines lange gehegten Traumes gewesen. "Sie ist herrlich. Man lernt jeden Tag von ihr", begeisterte sich Hollywoods "Pretty Woman".
Schon die 18. Oscar-Nominierung
Streep spielt in dem Film eine tablettensüchtige Matriarchin in den US-Südstaaten, Roberts mimt die älteste ihrer drei Töchtern. So selbstzerstörerisch und mit so viel Mut zur Hässlichkeit hatte sich Streep nie zuvor auf der Leinwand gezeigt. Der Auftritt brachte ihr in diesem Jahr die 18. Oscar-Nominierung ein.
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2012 hatte sie als Margaret Thatcher in "Die Eiserne Lady" ihren dritten Oscar gewonnen. Das erste Gold holte sie 1979 für ihre Leistung in dem Scheidungsdrama "Kramer gegen Kramer", vier Jahre später kam der Oscar für das Holocaust-Drama "Sophies Entscheidung" hinzu.
Eine gewisse "Streep-Müdigkeit" könne sie gut verstehen, flachste die Schauspielerin, als sie 2012 mit der dritten Trophäe in der Hand nach der Oscar-Show vor die Presse trat. Beim Empfang ihres ersten Preises vor 30 Jahren sei sie praktisch ein Kind gewesen, meinte Streep. Die Anerkennung ihrer Kollegen sei ihr wichtig, die Oscars selbst seien doch nur "bessere Staubfänger", sagte sie später in einem Interview des Magazins "InStyle".
Nur eine Schauspielerin heimste mehr "Staubfänger" ein als Streep. Mit vier Oscars hat Katharine Hepburn die Nase vorn. Doch das könnte Streep noch wettmachen, denn mit 65 Jahren denkt sie nicht ans Aufhören. Wie ihre britische Kollegin Helen Mirren (68) ist sie - auch mit grauen Haaren - bestens im Geschäft.
Im Herbst spielt sie in einem Westerndrama
Mit langer weiß-grauer Mähne erschien Streep Anfang Juni in dem ersten Trailer zu der Bestsellerverfilmung "The Giver", die im Herbst in die deutschen Kinos kommt. An der Seite von Jeff Bridges spielt sie die Herrscherin über eine postapokalyptische Welt, in der die Gefühle ausgeschaltet wurden. Als "Chief Elder" ist sie noch eisiger als die zickige Mode-Chefin in "Der Teufel trägt Prada" (2007) und als die verbitterte Nonne in dem Gesellschaftsdrama "Glaubensfrage" (2008).
Im November kommt Streep unter der Regie von Tommy Lee Jones in dem Westerndrama "The Homesman" auf die Leinwand. Jones war bereits ihr grantiger Filmgatte in der romantischen Komödie "Wie beim ersten Mal" (2012), mit Szenen im Bett und auf dem Sofa des Therapeuten. 20 Jahre ist es her, dass Streep ein kleines Tabu brach und in "Die Brücken am Fluss" mit Clint Eastwood ein Liebespaar spielte, das nicht mehr 20 war.
Die Zuschauer können sich auch schon auf eine singende Streep freuen. In Rob Marshalls Musical-Verfilmung "Into the Woods", ein Märchenspektakel mit Gebrüder-Grimm-Figuren, wird sie die Hexe mimen. Dass sie auch singen kann, bewies Streep bereits in der Kinoadaption des ABBA-Musicals "Mamma Mia", das zum großen Kassenschlager wurde.
Der Hollywood-Star mag schwierige Frauen
Was Streep macht, macht sie besser. Bereits ihre erste Hauptrolle in dem Vietnam-Drama "Die durch die Hölle gehen" (1978) an der Seite von Robert De Niro wurde für einen Oscar nominiert. Das Liebesdrama "Jenseits von Afrika" (1985), einer von Streeps und Robert Redfords populärsten Filme, holte gleich sieben Oscars.
Sie ist für ihre Professionalität, eisernen Arbeitswillen und beispiellosen Perfektionismus bekannt. Für "Sophies Entscheidung" etwa lernte sie polnisch, um den Akzent der jungen polnischen KZ-Überlebenden richtig nachmachen zu können.
Als Streep 2012 bei der Berlinale den Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk abholte, gab es laute Bravo-Rufe. Mit Blick auf ihre Rollenauswahl sagte die Schauspielerin damals: "Ich mag schwierige Frauen." Und sie beteuerte, dass sie nicht ans Aufhören denke: "Ich habe noch enorme Reserven an angestauter Energie - Leidenschaft, Frustration, Ängste." (dpa)