Nürburg. Nürburg. Für Fans dürfte es so etwas wie Weihnachten und Ostern zusammen gewesen sein: Metallica haben am Samstag auf Rock am Ring ihr legendäres schwarzes Album in voller Länge gespielt. Es war ein denkwürdiger, ein einmaliger Abend auf dem Ring. Auch weil weitere Bands wie Tenacious D ihren Anteil dazu beigetragen haben.

1991. Es ist das Jahr, in dem Metallica ein Album aufnehmen, das in die Musikgeschichte eingehen wird. Dabei hat es nicht einmal einen richtigen Namen. Schlicht selbsttitelnd „Metallica“ wird auf der einen, „Black Album“ auf der anderen Seite genannt. Denn das Cover ist ein schlichtes Schwarz. Dieses schlichte Äußere beherbergt aber Songs, die die Karriere von Metallica verändern, sie in den musikalischen Sternenhimmel katapultieren und die neue Maßstäbe setzen. „Enter Sandman“ ist natürlich  dabei, „The Unforgiven“ und „Nothing else matters“, nur um einige zu nennen. Das Schwarze ist ein Gesamtkunstwerk, und so wird es von den Fans auch angenommen.

Nun wird dieses Gesamtkunstwerk also auf die Bühne gebracht, in ganzer Länge, an einem Abend.

Am zweiten Tag bei Rock am Ring 2012 passiert das, was sich alle Besucher gewünscht und erhofft haben: Metallica entfesseln eine im Wortsinn bombastische Show. Nebst obligatorisch wuchtigem Sound wird auf nichts verzichtet, was ein Konzert der Sonderklasse ausmacht – aufwändige Bühnenarbeit, Lasershow und pompöses Feuerwerk. So eine wunderbare Pracht kann das Schwarze auslösen... Metallica bieten – trotz einiger spielerischer Ungenauigkeiten und kleiner Pannen bei einer Videoeinspielung – einen in allen Bereichen faszinierenden Abend.

150 Glückliche im Snake-Pit

Sogar die aufwändige Snake-Pit – eine Bühnenverlängerung in den Publikum-Bereich hinein – haben James Hetfield und seine Bandkollegen bei den Veranstaltern durchsetzen können. Kein leichtes Unterfangen für die Verantwortlichen eines Festivals, das über drei Tage nahezu 90.000 Besucher anlockt und die organisatorische Präzision eines Uhrwerkes verlangt. Nur 150 Besucher haben die Möglichkeit, das Metallica-Konzert innerhalb dieser Snake-Pit zu verfolgen. Ein Gedränge bleibt aber aus – Einlass erhalten nur Gewinner eines zuvor ausgelobten Gewinnspiels.

Tenacious D als geheimer Hauptact

Der Auftritt von Metallica ist der bisherige Höhepunkt des dreitägigen Freiluft-Spektakels an der Eifel. Dass der gesamte Samstag zu einem außergewöhnlichen Festival-Tag wird, dafür sorgen im Vorfeld unter anderem Billy Talent mit einer wuchtig-intensiven Show. Und da wären auch noch Tenacious D. Die Truppe um Hollywood-Schauspieler Jack Black kommt, sieht, spielt  – und wird zur Festival-Überraschung schlechthin.

Mit ihrer musikalischen Comedy und den zwei Akustik-Gitarren bieten Tenacious D alles andere als normales Konzert auf der großen Ring-Bühne. Mit recht simplen musikalischen Mitteln, aber dafür umso mehr mit der Macht der Wortes und der Mimik, schaffen es Tenacious D, jeden Besucher einzufangen und eine euphorische  Atmosphäre über den Nürburgring zu zaubern.  Dass sie dabei auch unglaublich komisch sind, ist das i-Tüpfelchen über einem grandiosen Tenacious-D-Konzert.

„Mit so einer Resonanz haben wir nicht gerechnet“, sagt später Veranstalter André Lieberberg auf der Pressekonferenz zum Festival-Abschluss. „Und auch Tenacious D selbst haben nicht damit nicht gerechnet, waren von der Atmosphäre überwältigt.“ Jack Black und Kyle Gass war offenbar nicht bewusst, wie viele eingefleischte Fans sie in Deutschland haben. „Dass wir da einen insgeheimen Headliner spielen lassen, hatten auch wir nicht auf dem Schirm“, so Lieberberg.

Nächstes Jahr kommen Green Day und 30 Seconds to Mars

Die Veranstalter ziehen unterdessen eine durchweg positive Bilanz rund um das Festival. Besondere Vorkommnisse seien nicht der Rede wert, so die Polizei, die Sicherheitsmänner hätten nicht viel zu tun gehabt. Ein erstaunliches Ausmaß hat die Verbreitung von Rock am Ring über digitale Kanäle angenommen – so bietet  zum Beispiel der SWR Livestreams im Netz an, aus denen aus insgesamt 123 Ländern zugegriffen wird. Gleichzeitig werden Konzerte auf dem Spartensender Einsplus übertragen und ziehen 1,9 Millionen Zuschauer vor die TV-Geräte.

Schon jetzt steht fest, dass in der 2013er-Auflage von Rock am Ring Green Day und 30 Seconds to Mars spielen werden. Mit weiteren hochkarätigen Rock-Acts seien die Veranstalter in den Verhandlungen.

Kapazität ausgeschöpft

Wachsen wird Rock am Ring unterdessen nicht mehr – „die Kapazitäten sind ausgereizt“, sagt Rock-am-Ring-Macher Marek Lieberberg. Etwa 87.000 Tickets wurden dieses Jahr verkauft, damit sei das Festival ausverkauft. „Wir überlegen allerdings, die beiden Bühnen zu tauschen, also mit der Hauptbühne in den unteren Bereich des Areals zu gehen“, so Lieberberg weiter. Das würde zwar nichts an der Kapazität ändern, durch das dann offenere Feld könnten sich allerdings mehr Möglichkeiten eröffnen.

Und noch ein historischer Top-Act: Am heutigen Sonntagabend endete die 27. Auflage von Rock am Ring mit einem ebenfalls sehnsüchtig erwarteten Konzert - die Toten Hosen feiern ihr 30-jähriges Bandbestehen mit der wohl größten Geburtstagsparty.