Nürnberg,. Welches Festival ist das bessere - “Rock am Ring“ oder “Rock im Park“? Die WAZ-Mediengruppe hat beide Veranstaltungen nach verschiedenen Kriterien beurteilt. Von der Kompaktheit des Geländes über die Toilettensituation bis zum Zuschauerzuspruch.
Zeitgleich zu „Rock am Ring“ findet seit 1995 in Nürnberg das Zwillingsfestival „Rock im Park“ statt. Hier treten an drei Tagen stets dieselben Bands wie an der Eifel-Rennstrecke auf, nur in veränderter Reihenfolge. Doch auch im Umfeld macht sich mancher Unterschied zwischen den beiden Spielorten bemerkbar.
Die Kompaktheit des Festivalgeländes
Während am Nürburgring auf die hin und her pendelnden Rockmusik-Fans ein kilometerlanger Fußmarsch zwischen den beiden Hauptbühnen wartet, ist bei „Rock im Park“ nur ein Katzensprung zu bewältigen. Das macht es umso leichter, die volle Dröhnung abzubekommen, wenn kurz nacheinander zwei interessante Künstler auf den nur 100 Meter Luftlinie entfernten Riesenfeldern auftreten. Das Erstaunliche: Trotz der räumlichen Nähe gibt es weder auf der „Alternastage“ noch auf der „Centerstage“ irgendwelche störende Seitenbeschallung durch den parallel rockenden Nachbarn.
Die Nähe der Campingplätze
Das Prozedere für alle Zelt-Bewohner am Nürburgring ist leider oft dasselbe: Nach dem letzten Konzert am Abend stehen die Massen an überfüllten manchmal Stunden an Haltestellen an, um einen Platz in den Shuttle-Bussen zu bekommen, die alle Ermatteten und Ermüdeten zu den Kilometer weit entfernten Unterkünften karren müssen. In Nürnberg grenzen hingegen einige Campingplätze unmittelbar an das Gelände rund um die beiden Bühnen an. Die etwas weiter entfernten sind locker zu Fuß erreichbar. Klarer Pluspunkt für „Rock im Park“.
Die Toiletten-Situation
Die ist hier wie da mit „angespannt“ noch höflich umschrieben. Vor den zu wenigen Dixi-Klos bilden sich stets eklatant lange Schlangen. Die (männlichen) Ungeduldigen nutzen umstehende Zäune als Not-Urinal. Das wirkt sich spätestens ab Festivaltag zwei auf den Gesamtgeruch des Areals aus. Gutes Wetter mit viel Sonnenschein wirkt da eher kontraproduktiv.
Der Zuschauerzuspruch
70 000 fasst das Gelände rund um das heutige Zeppelinfeld, das den Nazis bei ihren Reichsparteitagen einst als Aufmarschgebiet diente. Einige erhaltene Tribünen dienen noch heute als stumme Zeugen dieser dunklen Zeiten. Alle Tickets waren seit drei Monaten ausverkauft. Bei „Rock am Ring“ sind es sogar 90000 Zuschauer. Beide Festivals haben damit ihre Kapazitätsgrenzen ausgereizt.
Der Bonus-Punkt Toten Hosen
Die Zeitplanung beider Festivals ergab, dass der mit Spannung erwartete Auftritt der Toten Hosen in Nürnberg bereits am Samstagabend anstand, während er in der Eifel die Krönung des Sonntages bildete. Anlässlich des 30-jährigen Bandbestehens wagten die in Ehren gealterten Düsseldorfer Punkrocker um Frontmann Campino in ihrem Set einen mitreißenden Einblick in Höhepunkte ihres Gesamtwerkes. Eingestreut wurden auch einige neue Songs des aktuellen Nummer-1-Albums „Ballast der Republik“.
Feurig wurde die Zugabe: Da coverten die Hosen zunächst „Schrei nach Liebe“ – einen Hit ihrer Dauerrivalen „Die Ärzte“. Dann trat Greg Graffin, der Sänger der Kult-Punkrocker Bad Religion, mit auf die Bühne, um im Duett mit Campino seine Hits „Raise Your Voice“ und „Punk Rock Song“ zu schmettern. Absoluter Höhepunkt: Campino lässt sich auf Händen der Fans durch die Menge zu einem Lichtmischer-Pult tragen. Von dort klettert er auf einen Leucht-Turm. Und entzündet zum Jubel der Fans unter dem pechschwarzen Abendhimmel ein Bengalisches Feuer. Das Licht der Toten Hosen, es wird wohl noch ein Weilchen weiter brennen.