Dortmund.. Der mexikanische Star-Tenor gastierte mit selten zu hörenden Konzert-Arien von Mozart im Konzerthaus Dortmund. Einmal mehr verausgabte sich der Hans Dampf in allen Operngassen bis an die Grenzen seiner Möglichkeiten und ließ das Bühnentier heraus. Doch die Abteilung Attacke fordert ihren Preis.

Der mexikanische Tenor Rolando Villazón ist Temperament auf zwei Beinen, gelebte Leidenschaft. Er strotzt vor Energie und Emotion, jede Faser seines Körpers hat sich dem musikalischen Ausdruck verschrieben – Arme, Gesicht und erzählen von Freude und Leid, Liebe und Hass, Trauer und Wut. Dieser Hans Dampf in allen Operngassen zwischen Händel und Puccini verausgabt sich in jeder Hinsicht im Dienste der Kunst.

Die Fans lieben das: Villazón, ein wahres Bühnentier, einer der Effekt macht. Wie jetzt im proppevollen Dortmunder Konzerthaus. Der Sänger scheut nicht das Pathos, den kunstvollen Schluchzer des Tenors. Er präsentiert sich bisweilen komödiantisch verschmitzt, dann wieder zornig, mit heiligem Ingrimm singend. Seiner Stimme, die ja ob der ausgiebigen Beanspruchung von Krisen geschüttelt wurde und ihn eine Zeit lang zum Pausieren zwang, verlangt er wieder alles ab.

Seltene Konzertarien Mozarts im Gepäck

Villazón hat selten zu hörende Konzertarien Mozarts im Gepäck. Die teils geschrieben wurden, als der Komponist noch ein halbes Kind war – und die dennoch Tiefe atmen, Geist und Leidenschaft. Eben diese Emotionen sind des Tenors wahres Lebenselixier. Eleganz? Fehlt in seinen Interpretationen zumeist. Stattdessen singt er in einer teils attackierenden Dynamik, die Stimme scheint sich dabei zu verhärten, Legato-Passagen wirken angestrengt.

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So schade das ist: Villazón versteckt sich eben nicht, präsentiert ehrlich Stärken und auch Schwächen. Seine Gestaltungskraft, die sich auch im sorgsamen Umgang mit Rezitativen widerspiegelt, ist beeindruckend – die emotionale Verve, die ihn antreibt, mitunter jedoch verstörend. Doch die Wirkung ist ungeheuer. Das Publikum jubelt.

Das Kammerorchester Basel unter Leitung Florian Donderers gewährt Villazón Unterstützung – stilsicher musizierend, mit Esprit und erhabenem Glanz. Zudem besticht das Ensemble durch ein filigranes Klangbild und findet in der Prager Sinfonie wunderbar Balance zwischen Düsternis und Delikatesse.