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Neue Comicromane erinnern an den Bestseller von Jeff Kinney:„Gregs Tagebuch“. In ihnen klagen Jungen um die zehn über Eltern und pubertierende Geschwister, über Lehrer, ältere Mitschüler und natürlich Mädchen.

Gregs Tagebuch - Von Idioten umzingelt. Foto: Jeff Kinney, Baumhaus
Gregs Tagebuch - Von Idioten umzingelt. Foto: Jeff Kinney, Baumhaus © Baumhaus Verlag | Baumhaus Verlag

Viele Eltern wundern sich: Ihr Junge, der sonst kaum liest, steckt seine Nase in Bücher, in Tagebücher, in Gregs Tagebücher. In den Geschichten von Jeff Kinney schimpft ein Junge über die Last des Lebens, von der Erwachsene nichts ahnen, die aber Jungen um die 10 sehr gut nachempfinden. Wobei sie die Formulierung „um die 10“ schon wüten lässt. Denn ein 11-Jähriger fühlt sich ja um Lichtjahre größer als ein kleiner 9-Jähriger. „Ich bin nicht klein!“, protestiert da lauthals Luis. Er gehört zu den neuen Kinderbuch-Helden, die an Greg erinnern: Sie plaudern aus ihrem Alltag, schmücken ihren Bericht mit Comics, die teils aussehen wie ins Schulheft gekritzelt, und machen ihrem Ärger so richtig Luft.

Ärger mit der Familie

Diese Jungen heißen nicht Greg, sondern Rick oder Nick. Und sie fühlen sich alle unverstanden. „Wann kapiert mein Vater endlich, dass ich nicht mehr fünf Jahre alt war?“, grummelt Rick, als er die peinliche Babywäsche seines Betts sieht – mit Benjamin Blümchen! Eltern können aber auch peinlich sein, sie begleiten einen zur Schule oder küssen sich sogar in der Öffentlichkeit. „Oberpeinlich!“ Kais Mutter hat ihn mal für ein Kostümfest in ein Auberginengewand gesteckt. „Dabei weiß jeder, dass es auf der ganzen Welt kein Kind gibt, das Auberginen mag.“ Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, ist man auch noch den Launen der pubertierenden Schwester ausgesetzt: Luis’ Schwester telefoniert ohne Pause, Nicks Schwester redet ohne Pause, Kais Schwester trägt Schwarz – und das auch ohne Pause.

Ärger mit der Schule

Neben den Haustyrannen gibt es eine nicht weniger nervige Spezies: Lehrer. Sie schreiben überraschend Tests, haben Zwiebelatem und drohen wie bei Nick: „Ihr braucht Mathe jeden Tag für den Rest eures Lebens.“

Sie wird doch nicht, sie wird doch nicht . . . Doch, die Lehrerin wuschelt einem durchs Haar. Ahhh! Aber selbst Pausen sind keine Erlösung, wenn der Freund laut fragt, ob man heute zusammen spielen möchte. „Das heißt Abhängen!“. Verdammt! Und dann kommen die älteren Jungs, die einen vermöbeln oder – noch schlimmer – vor allen Klassenkameraden blamieren wollen: „Luis ist verknallt!“

Ärger mit den Mädchen

Coolman, Kais Begleiter, den nur er sieht. Foto: Oetinger
Coolman, Kais Begleiter, den nur er sieht. Foto: Oetinger © WAZ | WAZ

Dabei ist Luis mit Cloe nur befreundet: „Für ein Mädchen ist sie echt cool.“ Sie findet nicht alles „süüß“ und hört auch mal etwas anderes als Tokio Hotel. Nick regt sich über Gina auf – sie petzt. Und Kai wundert sich über Lena, die ihn schon dreimal am Ärmel berührt hat. „Ich wette alle meine Harry-Potter-Bücher, sie macht das mit Absicht.“ So viel sei verraten: Lena ist das erste Mädchen, mit dem Kai geht. Wenn auch nur für fünf Minuten.

Ist das Leben eines Jungen wirklich so furchtbar? Nick gibt die Hoffnung nicht auf: „Vielleicht denke ich ja eines Tages an all das zurück und kann darüber lachen.“

Lesestoff für Gregsüchtige

Dagmar Geisler hat sich schon mit ihren Wanda-Comicromanen in die Herzen der Mädchen geschrieben. Nun hat sie für Jungs „Chaos-Comics von Luis“ erfunden, mit ebenso viel Humor und Feingefühl (Bisher zwei Bände bei dtv Junior, 144 Seiten, 12,95 €, ab 9).

Super-Nick von Lincoln Peirce ist Greg am ähnlichsten, aber auch sehr amerikanisch. An der Schule gibt’s Cheerleader und Heimatkunde (Erstes Buch: „Bis später Ihr Pfeifen“, cbj, 224 Seiten, 12,99 €, ab 9).

Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt“ heißt der erste Band von Rick. Von allen vorgestellten Büchern traut Antje Szillat den jungen Lesern am meisten Text zu, der nur zu jedem Kapitelanfang mit Comics von Kim Schmidt unterbrochen wird. Spannend, später etwas versponnen (Coppenrath, 176 Seiten, 9,95 €, ab 10).

Coolman und ich“: Kai hat einen Begleiter, den nur er sieht und der für die Flausen in seinem Kopf verantwortlich ist. Das hat Witz. Auch Kais Für-und-Wider-Listen werden gefallen. Gerade ist der zweite Band von Bertram & Schulmeyers Serie erschienen (Oetinger, 192 Seiten, 12 €, ab 10).