Düsseldorf..
Souverän haben Bon Jovi am Mittwoch in der Düsseldorfer Arena 48.000 feiernde Fans unterhalten. Die Musiker der US-Band stehen seit 30 Jahren im Dienst des Rock und sind mit dem Arbeiter-Image reich geworden.
Es gibt da eine Szene in der fast dreistündigen Rockshow vor 48.000 Zuschauern in der Düsseldorfer Esprit-Arena, die das Phänomen Bon Jovi treffend beschreibt. Vor „The More It Changes“ redet sich Sänger Jon Bon Jovi regelrecht in Rage. Da fallen die Namen Justin Bieber und Lady Gaga, und schließlich ruft Jon fast trotzig: „Now look at us! That’s 30 years.“ 30 Jahre im Dienste des Rock, das ist in der Tat eine lange Zeit.
Und der erwähnte Song ist Programm. „Es ändert sich und doch bleibt es gleich“, heißt es da etwas kryptisch, aber es stimmt schon. Justin wird irgendwann erwachsen, Lady Gaga wird sich immer wieder häuten, Bon Jovi hingegen sind sich seit ihrem ersten Album mehr oder weniger treu geblieben – und die Fans sind ihnen treu geblieben.
Das hat viel mit dem immer noch jungenhaften Charme des 49-jährigen Sängers zu tun, mit seinem amerikanisch-guten Aussehen, mit der Art, wie er fast ungläubig schaut, wenn die Halle tobt, um schließlich ganz breit zu grinsen. It´s only Rock’n’Roll, aber Jon ist nicht so faltig wie Mick Jagger, er ist nicht so verrückt wie Iggy Pop, er ist ein Entertainer, der sich immer unter Kontrolle hat. Er verwaltet den Mythos, und so wie seine Landsfrau, die Torhüterin Hope Solo, könnte auch er sagen: „Ich spiele aus Gründen, die größer sind als das Spiel selbst.“
Bon Jovi waren 2010 eine der bestbezahlten Bands der Welt
Und er könnte auch sagen: „Die Fans stehen hinter uns.“ Denn es ist schon ein Phänomen, dass Bon Jovi im vergangenen Jahr fast die bestbezahlte Band der Welt waren, nur U2 haben noch mehr verdient. Das Ziel dabei ist, möglichst viele Menschen möglichst lange zu begeistern, und das gelingt der Band aus New Jersey perfekt.
Wie bei einem andereren Sohn des Staates an der Ostküste der USA, Bruce Springsteen, hängt das mit einem Working-Class-Image zusammen. Wer schwer arbeitet, darf am Wochenende, oder auch mal an einem Mittwoch, ausgiebig feiern, darf die Hände zum Himmel heben, mitsingen und hüpfen.
Die Hymnen dazu liefern die Musiker, mit Hits wie „You Give Love A Bad Name“ oder dem wunderbar tumben „Bad Medicine“, in das die Band den „Roadhouse Blues“ von den Doors integriert. Ein Jim Morrison war Jon allerdings nie, selbstzerstörerische Tendenzen oder Zweifel liegen ihm nicht. Das hat dazu geführt, dass der Bon Jovi-Sound mit den Jahren immer glatter wurde: Mit „It’s My Life“ hatten die Männer einen Hit, der eher zu einer Boy Band passt – und auch live nicht besser wird.
Um Mode oder Coolness geht es bei Bon Jovi nicht
Richie Sambora gibt zu all dem den coolen Prototyp des Rock-Gitarristen, Drummer Ticco Torres ist das Tier, während Keyboarder David Bryan die etwas undankbare Aufgabe zufällt, Lücken zu schließen, wo es gar keine gibt. Dafür punktet er mit einer extrem unmodischen Frisur.
Aber um Mode oder Coolness geht es bei Bon Jovi auch nicht, in einer unübersichtlichen und zersplitterten Szene sind sie der Rock, der Felsen in der Brandung. Sie liefern ein perfektes Produkt, das wohl kein Fan reklamieren würde. Open-air, wie angekündigt, wurde es wegen des fiesen Nieselregens nicht, das Hallendach blieb geschlossen, aber wie Jon am Anfang versprach: „Wir werden auch ohne Wasser von oben nass.“ Schweißnass meinte er natürlich, und hielt sein Versprechen.