Oberhausen..

Sahneschnitte oder Kuschelsänger? Oder beides? Der britische Popstar James Blunt ist der Balladenmann, der kleine Kerl für die großen Gefühle, und genau das hat den Fans in der Oberhausener Arena am Dienstag Spaß gemacht.

Die Männer nennen ihn „Kuschelsänger“. Wenn sie freundlich sind. Für ihre Frauen ist er eine „Sahneschnitte“ oder einfach nur „süß“. Aber sie meinen ein und dieselbe Person. James Blunt. Am Dienstagabend gastierte er in der Oberhausener Arena, die zwar gut gefüllt, aber nicht ganz ausverkauft war.

Er möchte gerne feiern, möchte Party machen. Aber das ist schwierig, wenn zwei Drittel des Repertoires aus Balladen oder Midtempo-Nummern besteht. Normalerweise macht James Blunt deshalb nach den ersten Songs ein paar Witze über das anscheinend hohe Alter seines Publikums und fordert es auf, doch bitte mal aufzustehen und zu tanzen. In Oberhausen muss er das nicht machen. Da stehen die Fans schon, seit er zu Beginn von hinten in das bestuhlte Hallenoval gestürmt ist und die Hände abgeklatscht hat, die sie ihm hingehalten haben. So wie das sonst Basketballer machen, wenn sie einlaufen.

James Blunt in OberhausenDer kleine Kerl für die großen Gefühle

Da wundert sich der Herr Blunt und verspricht, auf der Bühne würden die Klamotten fallen, wenn sie unten bis zum Ende der Veranstaltung alle stehen bleiben und tanzen. Worauf sich einige der anwesenden Männer lieber schnell hinsetzen. Doch auch der Rest tut sich ein wenig schwer mit tanzen.

Denn Blunt ist nun einmal der Balladenmann, der kleine Kerl für die großen Gefühle, der manchmal aussieht wie der junge Udo Jürgens in den abgelegten Klamotten von Jon Bon Jovi, aber ganz anders klingt. In Jeans und verwaschenem T-Shirt steht er auf der Bühne und wärmt den Fans mit seiner heiser-kratzigen Stimme das Herz. Und das mit Worten, die so einfach wie sind, wie die Akkorde, die sie begleiten. Aber wichtig ist nicht, was er singt, sondern wie er es singt.

Viel spielt Blunt aus seinem neuen Album „Some Kind Of Trouble“. Aber zwischen durch gibt es natürlich die Nummern, die ihn bekannt gemacht haben, gibt es „Wisemen“ und „You’re Beautiful“ oder „You Are My Lover“. Dann wird die Halle zu einem großen Chor. Allerdings zu einem, in dem fast nur Sopranstimmen zu hören sind.

Zum Schluss zieht sich auf der Bühne doch niemand aus

Was es nicht gibt, sind ausgefeilte Showeffekte, wenn man von den bunten Videoprojektionen auf der Bühne mal absieht. Und zwei große Bildschirme hat man aufgehängt. Weil viele Besucher – siehe Sahneschnitte – den Mann ja nicht nur hören, sondern ihn auch möglichst hautnah sehen wollen.

Ansonsten steht die Musik im Mittelpunkt. Und die ist gut. Nicht nur, weil der 37-Jährige E-und Akustikgitarre ebenso gut beherrscht wie das Piano, sondern auch weil er von einer solide aufspielenden Band begleitet wird, die wahrscheinlich mehr könnte, wenn sie nur dürfte.

Nach gut 90 Minuten singt Blunt „Stay The Night“ als Zugabe. Ein Wunsch, der unerfüllt bleibt aber immerhin wird nun ordentlich getanzt. Ausziehen tut sich trotzdem niemand auf der Bühne. „Zum Glück“, sagen die Männer. „Schade“, finden ihre Frauen.