Essen. Jacques Berndorf kann nicht nur Eifel-Krimis. „Die Grenzgängerin“ bietet Innenansichten aus der Geheimdienst-Welt: Krumme Deals mit der CIA und deren Folterknechten, aber auch Intrigen und Machtpoker im Bundesnachrichtendienst – und einen Spion mit menschlichem Antlitz, der Karl Müller heißt.
Jacques Berndorf kann nicht nur Eifel-Krimis. Den gebürtigen Duisburger hat es seit einer Weile schon ins Thriller-Genre, in die Welt der Spione verschlagen. Nun schickt er seinen allzumenschlichen BND-Agenten Karl Müller ins bürgerkriegsverwirrte Libyen – wo der 44-jährige Top-Spion in die Fänge eines versprengten Folterknechts von Gaddafi gerät.
Als Geisel soll Müller diesem „Onkel Tobruk“ den Fluchtweg nach Beirut bahnen. Der BND schickt Müllers Kollegen Thomas Dehner los, um ihn zu befreien. Und mit Müllers Kollegin Svenja macht sich eine weitere Agentin auf den Weg nach Tripolis, aus Herzensgründen, auf eigene Faust, gegen alle Verbote, die Liebschaften zwischen Agenten ohnehin nicht dulden.
Aber nicht die durchaus spannende Jagd auf „Onkel Tobruk“ ist das Herzstück dieses Romans, sondern die vertieften Inneneinsichten vom Geheimdienst. Jacques Berndorf hat schließlich als Kriegsreporter, als „Spiegel“- und „Stern“-Mann nicht nur Qualitäten als Reporter entwickelt, sondern auch als Rechercheur.
Was er an Machtkämpfen und Machenschaften innerhalb des Geheimdienstes schildert, was hier an schmutzigen Geschäften (nicht nur der Libyer) mit der CIA aus dem Sumpf emporsteigt, das gehört zu den wirklich spektakulären Seiten dieses Romans. Die zahllosen Pannen und Absurditäten bei den deutschen Nachrichten- und Geheimdiensten, die in den vergangenen Monaten zutage getreten sind, lassen Berndorfs Fiktion geradezu beängstend realistisch erscheinen. Umso leichter liest man über einige Klischees und den gelegentlich dröhnenden Jargon („noble Karosse“) hinweg.