Essen.. Wahre Schönheit kennt kein Alter. Krückstock und Schiebermütze stehen Herbert Knebel noch wie vor 25 Jahren. Jetzt feierte er mit seinem Affentheater „Silberne“: Die Gruga-Halle jubelte, der WDR übertrug die Sause live – und reichlich Prominenz gratulierte.
Seit 25 Jahren stehen sie zusammen auf der Bühne, die Jungs von Herbert Knebels Affentheater. 25 Jahre, das ist zwar nur halb so lange wie die Stones, aber man greift nicht ganz daneben, wenn man das Affentheater als die Stones des Ruhr-Humors bezeichnet. 25 Jahre das ist wie Silberhochzeit „aber nur mit Männer“, wie „Der Trainer“ Detlef Hinze gleich zu Beginn einwirft.
Bei so einer Feier lässt man es ordentlich krachen, zu so einer Feier lädt man ordentlich Gäste ein. Und als solche darf man die 6000 Zuschauer wohl betrachten, die die seit zig Monaten ausverkaufte Jubiläums-Show sehen wollten. Die Grugahalle ist eben Knebels Olympiastadion und er hätte diesen Ort mit dieser Best-Of-Show wohl ein paar Mal ausverkauft, wenn man einen echten Geburtstag nicht nur einmal feiern dürfte. Weshalb auch der WDR zu Gast war und die Zahl der Zuschauer an diesem Abend per Live-Übertragung nochmal verzigfachte.
Sogar Gerburg Jahnke rollte an
Gäste gab es auch auf der Bühne, manche von ihnen schon totgeglaubt. Etwa die rollige Rentnerin Lissbet, in deren Rolle Gerburg Jahnke zu Zeiten der „Missfits“ den Männern das Senioren-Kamasutra beibrachte. Oder eben jener Bademeister, in dessen kurze Höschen Fritz Eckenga schon lange nicht mehr geschlüpft ist, der vom Beckenrand aus aber immer noch Angst und Schrecken verbreitet.
Neben den altbekannten Knebel-Freunden Wilfried Schmickler, Jochen Malmsheimer und Co-Autor Sigi Domke gab es auch Besuch, der als kleine Überraschung gelten darf: Atze Schröder („Wer hat dich denn eingeladen?“) tigerte unvermittelt ins Programm und nahm das Publikum mit auf eine kurze Spritztour in die Opel-Kadett-Liga. Was man freilich auch als eine Handreichung zwischen großer Kleinkunst und Privatfernseh-Humor interpretieren könnte.
Ozzy oder Ostermann, das ist die Frage
Die Grugahalle ist ein wenig üppig dimensioniert für eine authentische Knebel-Show. Früher wurden an dieser Stelle Triumphe der Rockmusik gefeiert: Die Stones, die Beatles, die Beach Boys, The Who, Led Zeppelin und nicht zuletzt Ozzy... äh, Ostermann. Ja, okay, der gehört ja auch zu Knebels Affentheater, heißt eigentlich Georg Göbel-Jakobi und sorgte gemeinsam mit Ernst Pichl, der eigentlich Martin Breuer heißt, für eine kongeniale Saiten-Beschallung.
Denn Herbert Knebels Affentheater ist mindestens zu einem Drittel immer auch Musikparodie nach Ruhri-Art. So wird aus Golden Earrings „Radar Love“ die „Rentnerlove“ mit der umwerfenden Zeile: „Auf WDR 4 läuft irgend son Lied da,/ von Udo Jürgens ,Mach dich nackt, Senorita!’“. Wir hören AC/DCs „Highway To Hell“ („Aum Heimweg zu schnell“) oder gar Tom Waits’ „In The Neighborhood“ („In der Unterschicht“, herrlich rau gesungen von Wilfried Schmickler).
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Auch die Sketche der Knebels sind wie gute Rocksongs: Die kann man sich immer wieder zu Gemüte führen, oft mit wachsender Begeisterung. Man darf ja getrost davon ausgehen, dass jeder der 6000 im Publikum die dargebotenen Best-Of-Knebel-Gags schon mehrfach gesehen hat, die das Quartett in einem Bühnenbild aus schwebenden Stehlampenschirmen und grobgemusterten Küchentapeten spielt. Die „Wursttheke“ etwa, die „Gonska-Familie“ („Fußballbilder raus oder ein auffe Schnauze“) und natürlich „Maatzel und Jakkeline“.
Die Prinzessin und das „Fröschken“
Besonders erstaunlich beim Wiedersehen: „Der Froschkönig“, ein über 20 Jahre alter Klassiker, bei dem die Knebels ihre angestammten Rollen verlassen, um in eine fiese Proleten-Version von König, Prinzessin und „Fröschken“ zu schlüpfen. Das hat auch heute noch den erfrischenden Anstrich von Anarcho-Theater und die Charaktere darin sind so krass überzeichnet, dass selbst das Reality-TV es bis heute noch nicht geschafft hat, dies zu übertrumpfen.
Am Ende des Abends, zum großen Finale, liegen sich alle in den Armen, die Knebels, die Gäste, selbst einige im Publikum und singen „Für immer jung“. Das sollen sie bleiben, mindestens für die nächsten 25 Jahre.