Dortmund..
Sauer – Nicht lustig. So heißen der Zeichner – und seine Cartoon-Reihe. Im Internet fing er vor elf Jahren an, heute hat er über eine Million Bücher verkauft. Gerade ist „Das dicke Cartoonbuch“ erschienen.
Der sechste Band der Nicht-lustig-Reihe ist in Arbeit. Um das Warten zu versüßen, hat Joscha Sauer „Das dicke Cartoonbuch“ veröffentlicht. Es zeigt Altbewährtes von zeitreisenden Dinos, verwirrten Wissenschaftlern und fischstäbchenliebenden Yetis. Maren Schürmann sprach mit Joscha Sauer über Dinge, die er nicht lustig findet.
Warum heißen Ihre Cartoons „Nicht lustig“ – weil sie oft extrem böse sind?
Sauer: Das war eine Fünfminuten-Schnapsidee. Ich wusste im Jahr 2000 nur, ich will irgendetwas mit Humor machen, aber ich wusste nicht mal, dass es eine Internet-Cartoonseite werden sollte. Ich habe geguckt, welche Internetseite noch frei war. Außerdem stehen bei den Sachen, die ich meistens doof finde, in großen bunten Lettern „lustig, lustig“ drauf. Dann, dachte ich, muss bei Sachen, die ich lustig finde, eigentlich „Nicht lustig“ draufstehen.
Sie scheinen keine Tabus zu kennen: Tod, Selbstmord, Verdauungsprobleme . . .
Ich habe persönlich, was Humor angeht, keine Tabus. Über die schlimmsten Themen kann man gute Witze machen. Die lustigsten Momente, die die meiste Spannung erzeugen, liegen vor oder nach einer Katastrophe. Das bedeutet ja nicht, dass man die Sache nicht ernst nimmt. Für „Nicht lustig“ gibt es aber schon Grenzen, die durch die entstandene Welt gesteckt sind.
Welche Grenzen?
Mit der Zeit tauchen ja wieder die gleichen Figuren auf, für die man nur Sprachrohr ist. Die Welt verselbstständigt sich und bekommt eigene Regeln. Das würde die Figur nicht machen oder das würde in der Welt nicht gehen. Es gibt daher nicht so viele sexuelle Anspielungen. Das ist kein persönliches Tabu, das passt nicht in diese Welt.
Viele Comedians ziehen gerade daraus ihre Witze, aus der Beziehung zwischen Mann und Frau.
Es ist die größte Zielgruppe, die man haben kann: Männer und Frauen. Aber ich finde es langweilig, weil es das älteste Stand-up-Thema ist. Leute wie Mario Barth bauen darauf ihr ganzes Bühnenprogramm auf. Das ist nicht meins.
Als ich nun „Das dicke Cartoonbuch“ gelesen habe, war ich enttäuscht. Das kennt man ja alles schon.
Es ist eine Zusammenstellung der ersten beiden Nicht-lustig-Bücher. Es ist nicht etwas, um seine Sammlung zu vervollständigen. Es ist einfach ein schönes Toilettenbuch. Für Leute, die noch kein Cartoon-Buch haben. Wenn man die anderen Bücher hat, entdeckt man da nichts Neues.
In Ihrem nächsten Buch, das im Juni erscheint, gehen Sie auf Feng Shui ein. Was halten Sie von der Wohnphilosophie?
Ich weiß zu wenig darüber. Ich bin ein recht bodenständiger Mensch. Und meine esoterische Ader legt nur los, wenn ich im Flugzeug sitze, weil ich große Flugangst habe. Ich glaube dann, dass ich abstürze und dann bekommt alles auf einmal so eine esoterische Ebene. Aber sobald ich wieder unten bin, ist alles ok.
Und trotzdem machen Sie sich darüber lustig?
Das wird ein Einrichtungsbuch für Lemminge: Feng Shuizid. Da geht es darum, wie man seine Wohnung möglichst gefährlich einrichtet. Feng Shuizid – die Kunst des gefährlichen Einrichtens.
Lebensmüde Lemminge! Die liebste Figur der Fans?
Ich kriege das ja nur bei den Signierstunden mit, was am meisten gewünscht wird. Und das sind schon die Lemminge und der Tod. Sie geben am besten wieder, was „Nicht lustig “ ausmacht. Auf der einen Seite das Niedliche und Herzliche und auf der anderen Seite das Schwarzhumorige.
Mir fällt kaum ein Tier ein, außer vielleicht ein Tapir, was Sie noch nicht verunglimpft haben?
Was ist noch mal ein Tapir . . ? Es ist ja nicht so, dass ich mich hinsetze und denke, welches Tier könnte ich denn heute zeichnen? Man denkt sich ja Gags aus. Und Tiere sind für jeden Cartoonisten ein gnädiges Thema, man spielt mit dem Vorwissen der Leser, mit den Charakteren der Tiere. Deshalb tauchen Tapire auch seltener auf als Pferde. Ich denke, meine Zirkustruppe ist komplett, sie braucht kein neues Tier.
- Joscha Sauer: Das dicke Cartoonbuch. 352 Seiten, 9,95 Euro.
24. Juni: Feng Shuizid, 48 Seiten, 6,95 Euro, beide bei Carlsen