Essen. Mecki, Deutschlands dienstälteste Comicfigur, geht ins Museum. Aber nur, um sich feiern zu lassen. Denn seine Abenteuer erscheinen nach wie vor, Woche für Woche, modern gezeichnet von Johann Kiefersauer.





Sein Name verheißt Wirtschaftswunder, Wohlstand, heile Welt. Seine Karriere ist ohnegleichen, vom bescheidenen Redaktionsmaskottchen zum Symbol eines neuen, aufregenden Mediums: des Fernsehens. Sein Name ist Mecki. Und eine Kindheit in der Bundesrepublik der 50er- und 60er-Jahre war ohne den Stachelkopf beinahe undenkbar. Das ist zwar ein Weilchen her, doch Mecki lebt, auch heute. Was das Wilhelm-Busch-Museum zu einer Ausstellung anstachelte: „Mecki – Sechzig Jahre Comic-Abenteuer” beginnt morgen.

Mit Mecki war es immer so eine Sache: Man konnte ihn ja nicht als eigenes Heft kaufen, er gehörte zur Hörzu, jener Programmzeitschrift, die nach dem Zweiten Weltkrieg so dominant war in Sachen Fernsehkompetenz, dass sie bis heute davon zehrt.

Als Zeitschriftencomic teilte Mecki also das Schicksal von Nick Knatterton oder von „Jimmy, das Gummipferd”. „Zu beiden gab es im Wilhelm-Busch-Museum schon Ausstellungen, so war es mir ein Anliegen, auch Mecki näher vorzustellen”, sagt Martin Jurgeit, Kurator der Schau. Denn Mecki ist der am längsten publizierte deutsche Comic, sagt Jurgeit, der auch Redakteur des Fachblatts „Comixene” ist. Und sicher der mit der höchsten Auflage.

Eine aus der Not geborene Erfolgsgeschichte

Wer möchte, kann bei Mecki den großen Bogen spannen, zurück zum Märchen vom Hasen und dem Igel, das mit dem Satz „Ick bün all hier!” ab den 1840ern kursierte. Und zu den Igel-Filmen der Gebrüder Diehl aus den 1930er Jahren.

Mecki-Nostalgie: 1958 spielt diese Szene auf der Insel Luki-Luki.
Mecki-Nostalgie: 1958 spielt diese Szene auf der Insel Luki-Luki. © Esslinger | Esslinger





Genau diese Gebrüder retteten im Jahr 1949 einen verzweifelten Bildredakteur der Hörzu aus einem Albtraum. Mit der Entschuldigung „Was Besseres haben wir nicht” warf er seinem Chefredakteur Eduard Rhein, der ein Redaktionsmaskottchen wollte, eine Grußpostkarte mit dem Diehl-Igel auf den Schreibtisch.

Aus der Not wurde eine Erfolgsgeschichte: Rhein schloss den Igel ins Herz, taufte ihn Mecki (in Erinnerung an einen unbeliebten Redakteur) und hievte ihn auf den Titel. Er ließ den Illustrator Reinhold Escher Zeichnungen des Stacheligen anfertigen, entweder für die Witzeseite oder als Platzfüller. Damals wurde Mecki manchmal gar zum Sauigel, der die züchtigen Pin-Ups seiner Zeit mit einem Blatt Papier keck am Po kitzelte.

Exotik auf der einsamen Insel Luki-Luki

Spätestens 1951 waren solche Mätzchen vorbei: Mecki wurde als Familiencomic geboren. Er wurde zum Markenzeichen der Zeitschrift. Es begann, was man Merchandising und Cross-Marketing nennt: Es gab Bilderbücher, eine Steiff-Puppe und den schön scheußlichen Mecki-Haarschnitt, sogar für die Dame.

Seine Blüte erlebte der Comic Mitte der 50er, als erstmals größere Fortsetzungsgeschichten erzählt wurden. Damals ging es in exotische Gefilde, etwa auf die einsame Insel Luki-Luki, wo man etwa gegen den Zauberer Saladu Saladim kämpfte. Zum Mond und in die Steinzeit war Mecki da schon längst gereist. Es bildete sich ein Meckiversum, mit Figuren wie dem schläfrigen Schrat, Charly Pinguin und der Igelin Micki. Eine Mischung aus „Abenteuererzählung und Humoreske” nennt Comicexperte Eckart Sackmann den Geist dieser Geschichten, die abwechselnd von Reinhold Escher und Professor Wilhelm Petersen geprägt wurden.

Heute hat Mecki ein Handy

Mecki für Sammler: Der Jahrgang 1958, erschienen im Esslinger Verlag
Mecki für Sammler: Der Jahrgang 1958, erschienen im Esslinger Verlag © Esslinger | Esslinger





Das klingt nach Nostalgie pur. Ist es aber nicht. Denn nun hat Zeichner Johann Kiefersauer die Serie übernommen: „In Kiefersauers Meckis findet man selbstverständlich Handys oder Computer”, sagt Martin Jurgeit. „Schon Kiefersauers Vorgänger, Volker Reiche, hat einen modernen Mecki gemacht, der im wiedervereinigten Berlin spielte.”

Kiefersauer kommt selbst aus dem Underground des Comics, seine Serie „Dr. Bubi Livingston” läuft seit Jahrzehnten. „Es weht immer der Zeitgeist durch Meckis Abenteuer. Es ist zwar kein ganz moderner Comic, wie ihn die jungen Leute zeichnen. Aber da steht Mecki auch in einer ganz anderen Tradition”, sagt er.

Eben in der Tradition der Familienunterhaltung. Solange der Spagat zwischen Kindern und Erwachsenen funktioniert, wird es Mecki geben, den deutschesten aller Igel.

Abenteuer im Museum

Die Ausstellung „Mecki – Sechzig Jahre Comic-Abenteuer” ist vom 17.1. bis zum 11.4. im Wilhelm-Busch-Museum in Hannover (Georgengarten) zu sehen. Unter anderem werden 200 Originale vorgestellt, darunter auch bisher unveröffentlichtes Material des Zeichners und Schöpfers Reinhold Escher. Mit „Mecki - Gesammelte Abenteuer” ist erstmalig ein kompletter Jahrgang (1958) in einem Band erschienen (Esslinger, 64 S., 14,90 €).