Düsseldorf. .

Das Musical „Grease“ ist zurück im Düsseldorfer Capitol Theater und verkauft den Mythos der „Swinging Fifties“. Sprechszenen sind eher lästige Pausenfüller, die Songs allerdings singen im Publikum viele mit.

Wenn die Kämme ölig schimmern, wenn die Petticoats wippen und Rock’n’Roll in der Luft liegt, dann sind sie wieder da, die Swinging Fifties. Und „Grease“ ist das Musical, das uns diesen Mythos als knallbunten Comic verkaufen will. Mit High-School-Boys, die nichts anderes im Hirn haben als schnelle Flitzer und das nächste Date. Und mit Girls, die sich auf Pyjama-Parties quer durch die Kosmetik probieren.

Vor 14 Jahren wurde das Düsseldorfer Capitol Theater mit diesem Broadway-Bühnenhit eröffnet, dessen eingängige Songs vor allem durch die Verfilmung mit John Travolta und Olivia Newton-John einen riesigen Wiedererkennungswert bekommen haben. Drei Jahre lief die Produktion damals en suite, nun ist sie wieder da – und unter der Regie des Briten David Gilmore deutlich lauter und aufgeregter geworden.

Das Feeling ist alles

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Von DerWesten

Viel Inhalt braucht eine solche Themen-Produktion gewiss nicht, das Feeling ist da alles. Also reicht eine karge Handlung um zwei im Grunde sehr verliebte Schüler an der Rydell High School. Sandy ist dabei ein kreuzbraves Girl abseits der Markenwelt ihrer Mitschülerinnen. Und Danny ein im Grunde patenter Bursche, der seine Beziehung jedoch immer wieder verleugnet, um bei seinen Freunden nicht als uncool zu gelten. Wo-mit das Konfliktpotenzial be-reits weitgehend erschöpft ist. Am Ende hat auch Sandy die Realität akzeptiert: Brezel dich auf, zieh dich sexy an, und deine große Liebe wird sich erfüllen. Nun muss sie nur noch ihre Stimme schulen, um es mit dem hysterischen Quäken von Doody, Frenchy oder Patty aufnehmen zu können. Das Wort Emanzipation stand damals noch im Fremdwörter-Lexikon.

Aber was braucht man schon eine Geschichte, wenn die Sprechszenen ohnehin nur lästige Pausenfüller sind für die Abfolge der Musiktitel, die im Publikum viele mitsingen können – von „Summer Nights“ über „Grease Lightning“ bis zum finalen Knaller „You’re the One That I Want“. Viele von ihnen bedienen sich bei bekannten Vorbildern wie „Rama Dama Ding Dong“ oder „Willie and the Hand Jive“. Erinnerung trügt zwar gerne, trotzdem kommt einem die Lautstärke, mit dem die Songs heute dargeboten werden, deutlich höher vor als 1996. „Grease“ ist da 2010 mehr perfekt choreographiertes Rock-Konzert als Musical.

Hin und wieder schaltet jemand auf der Bühne ein Radio ein, wenn der lokale DJ Vince Fontaine neueste Hits auflegt. So sanft wie da „Only You“ erklingt, würde man gerne weiterhören. Leider aber drückt jemand sofort den Ausknopf. Das nächste Dezibel-Gewitter liegt schon in der Luft.