Als Dramatiker und Theatermacher will der erfolgreiche Krimi-Autor gegen Rassismus und Islam-Feindlichkeit mobil machen. Mit seinem Stück "Lampedusa" gelingt ihm das nicht

HENNING MANKELL BEI DEN RUHRFESTSPIELEN Recklinghausen. Warum das Stück "Lampedusa" heiße, fragt Henning Mankel im Programmheft, um auf seine rhetorische Frage mit dem Hinweis auf die Aufführung zu reagieren, die das hoffentlich klarmache. Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt. Hier: nach 70 Minuten.

Mit der Sizilien vorgelagerten "Flüchtlingsinsel" Lampedusa hat Mankells Stück wenig zu tun (dazu sagt sein Autorenkollege Andrea Camilleri en passant unendlich mehr).

Die Konfrontation zweier Kulturen (die TV-Smalltalkerin Anna hat die aus Sambia geflüchtete Muslimin Titania zum Thema Islam geladen) findet nicht statt, stattdessen werden Rollenklischees und Stereotypen bedient. Dass Titania lesbisch ist und intellektuell - es bringt das bemühte Stück nicht voran, und man merkt davon ebenso wenig wie von der offenbar beabsichtigten Medienkritik (einen so idiotischen Senderbetrieb gibt es nirgends). Wenn Anna, die ihr Islambild festigen will, Suggestivfragen zu islamistischen Gräueln stellt, dann weiß Mankells Sympathieträgerin Titania nicht mehr zu sagen als "das ist nicht meine Religion".

Wo eine kritische, eine humorvolle, ja überhaupt irgendeine Beschäftigung mit zwei grundverschiedenen ethischen Systemen fehlt, sind solche Statements noch die stärksten Sätze. Und die fallen meist mit bedeutungsschwerem Blick zum Publikum. Weil Regisseur Dominique Schnizer, der "Lampedusa" als deutsche Erstaufführung in Koproduktion von Ruhrfestspielen und Deutschem Schauspielhaus Hamburg einstudiert hat, wenig mehr einfällt. Ansonsten wird jedes Klischee auf Plakatgröße getrimmt - bis hin zum giftgrünen Froschkostüm des Chef-Meteorologen Anders. Ist das Satire? Dass Schnizer seine auch sprechtechnisch überforderten Darsteller (Julia Malik, Oana Solomon, Kai Schumann) schreien und chargieren lässt, dass es eine Qual ist - es sei nur noch erwähnt, um es ebenfalls ganz schnell wieder zu vergessen.

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