Frankfurt/Main. .
Die deutsche Buchbranche rechnet in diesem Jahr mit einem leichten Umsatzplus. E-Books machen bisher aber nur einen Bruchteil des Marktes aus. Dafür haben die Verlage zum Teil kräftig an der Preisschraube gedreht. Im Trend: der 99-Cent-Eckpreis.
Die deutsche Buchbranche rechnet in diesem Jahr mit einem leicht steigenden Umsatz. In den ersten neun Monaten des Jahres gebe es im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 0,8 Prozent, sagte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder, am Dienstag vor Beginn der Frankfurter Buchmesse. Er denke, dass diese Zahl bis zum Ende des Jahres gehalten werden könne. Die Frankfurter Buchmesse soll am Dienstagabend im Beisein von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) und der argentinischen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner eröffnet werden. Argentinien ist in diesem Jahr Gastland der weltgrößten Buchschau.
Trend zur 99-Cent-Eckpreismarke
Zum Teil kräftig gestiegen sind allerdings die Preise mancher Buchtitel. Vor allem bei Beststellern haben die Verlage, Informationen aus Branchen-Kreisen zufolge, die Preise drastisch erhöht. Teilweise sind Bücher deutlich teurer in den Regalen der Buchgeschäfte als noch in den Frühjahrskatalogen angekündigt. Ebenfalls ein neuer Trend: Seit Anfang dieses Jahres breitet sich die 99-Cent-Marke auch bei Büchern aus. Jahrelang mussten Buchhändler bestensfalls 5-Cent-Münzen in den Kassen bereithalten. Den Anfang der „Eckpreis“-Anhebung hatte die Verlagsgruppe Random-House gemacht.
Bereits im Frühjahr hatte das Statistische Bundesamt zudem festgestellt, dass die Bücherpreise seit Ende 2009 um 2,4 Prozent gestiegen sind - eine der höchsten Steigerungen der vergangenen Jahre, hieß es. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Verlagsgruppe Lübbe die Preise deutlich heraufgesetzt. Der 2009 erschiene jüngste Dan Brown-Roman „Das verlorene Symbol“ etwa war ursprünglich bei 19,95 Euro angesetzt - und ist nun für 26 Euro in die Läden. Dem Verkauf, hört man, hat das aber keinen Abbruch getan. Allerdings beklagen Buchhändler stetig sinkende Margen, trotz gestiegener Buchpreise.
Fachliteratur verkauft sich gut als E-Books
Die diesjährige Buchmesse wird unter anderem geprägt von der Diskussion um die Zukunft des E-books. In Deutschland machen die elektronischen Bücher bisher nur einen Bruchteil des Marktes aus. Im Bereich der sogenannten Publikumsbücher, wozu unter anderem Belletristik sowie Kinder- und Jugendliteratur gehören, liegt der Anteil der E-books laut Honnefelder bei nur etwa einem Prozent. Publikumsbücher machen etwa drei Viertel des Gesamtumsatzes aus.
Im Wissenschafts- und Fachbuchbereich erwirtschaften dagegen einzelne Verlage bereits den Großteil ihres Umsatzes mit E-books, wie der Börsenvereins-Vorsteher sagte. Mittelfristig sei in Deutschland ein E-Book-Anteil von etwa zehn Prozent zu erwarten. Honnefelder forderte die Bundesregierung auf, über einen reduzierten Mehrwertsteuersatz für elektronische Bücher nachzudenken.
7500 Aussteller aus 111 Ländern auf der Messe
Auf der Buchmesse, die am Mittwoch offiziell ihre Tore öffnet, werden in diesem Jahr mehr als 7500 Aussteller aus 111 Ländern erwartet. Von Mittwoch bis Freitag ist die Messe dem Fachpublikum vorbehalten, am Samstag und Sonntag öffnet sie auch für Privatbesucher. Auf der Messe werden zahlreiche nationale und international bekannte Autoren wie die Kinder- und Jugendbuchautorin Cornelia Funke, der US-Schriftsteller Jonathan Franzen oder Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass erwartet. Zu den Höhepunkten zählt traditionell die Vergabe des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, der am Sonntag an den israelischen Schriftsteller David Grossman vergeben wird. Die Laudatio hält der unterlegene Bundespräsidentschaftskandidat Joachim Gauck. (mit afp)