Oberhausen. .

Die Ludwig Galerie im Schloss Oberhausen zeigt neben Bär und Tiger auch unbekanntere Seiten des Kinderbuchillustrators Janosch. So thematisiert er das schwierige Verhältnis zwischen Mann und Frau und übt Religionskritik.

Wer Bilder von Janosch sehen möchte, braucht nur auf einen Spielplatz zu gehen: Vom Rucksack grinst der Bär und der Fahrradhelm ist schwarz-gelb gestreift wie der Tiger. Oder die Tigerente. Selten werden Bilderbuch-Illustrationen so gewinnbringend ans Kind gebracht. – Warum dann noch eine Ausstellung? Die Ludwig Galerie eröffnet am Sonntag eine solch populäre Schau mit über 200 Aquarellen, Zeichnungen und Radierungen: „Panama und andere Welten“. Und diese anderen, eher unbekannten Welten können sehr erwachsen wirken, verzweifelt und ermahnend.

Zunächst werden aber im Schloss Oberhausen die Erwartungen erfüllt: Da sind sie – Tiger und Bär, mal fiedeln sie, mal tragen sie sich gegenseitig durchs Leben und über ihre großen und kleinen Sorgen hinweg.

Janosch in Oberhausen

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Der Bär, er hatte nicht immer schwarze Knopfaugen. Janosch zeichnete ihn einst mit leuchtend blauen. Zotteliger war sein Fell. Und das Gemüt nicht so friedfertig. Das war vor 1979, als Janosch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis für „Oh, wie schön ist Panama“ ausgezeichnet wurde. Die Botschaft dieser Kindergeschichte: Zuhause ist es noch am schönsten.

Lustvoll vereint

Dass das nicht auf Janosch selbst zutrifft, der nun seit drei Jahrzehnten auf Teneriffa lebt und im nächsten Jahr 80 wird, zeigen seine Erwachsenenbilder. Von Weitem erinnern die Figuren in Pastelltönen an Schnuddelbuddel oder Emil Grünbär. Einer Frau entfährt beim ersten Ausstellungsrundgang reflexartig ein „süß“, als sie eines der Bilder sieht. Dabei ist die abgebildete Kuh nicht wirklich niedlich, sondern lustvoll vereint mit einer Frau. Und die ist nackt.

Es ist ein Bild, mit dem Janosch die Bibel illustrierte. Einem Vieh soll man nicht beiwohnen . . .

Sünde, alles Sünde

Seine Wut auf die Religion wuchs, als er noch der Horst Eckert war, da lernte er als Kind in Oberschlesien die Strenge des katholischen Glaubens kennen. Sünde, alles Sünde. Das prügelten ihm erst die Eltern ein und später ein Jesuitenpater. Ein Bild von 2007 zeigt einen Priester, der bei einer Taufe einem Säugling ein Kreuz in den Leib rammt. Darauf nannte der damalige bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber Janosch einen „falschen Propheten“, wie auf einem der vielen gut beschrifteten Täfelchen der Ausstellung zu lesen ist. Janoschs Bilder, so Stoiber, seien aus den Kinderzimmern zu verbannen.

Absurd. Aber für ein vierjähriges Kind könnte das ein oder andere Erwachsenenbild trotzdem verstörend sein. Mit den unförmigen Nackten auf manchen Bildern haben aber eher Frauen ein Problem: Als „Chauvinist“ wurde Janosch deshalb schon beschimpft. Dabei sind seine Männer zwar seltener nackt, aber ebenso erbärmlich. Einer kniet flehend vor einer entkleideten Frau nieder: „Lass mich ran, bat der Mann“.

Mann und Frau

Das (Spannungs-)Verhältnis zwischen Mann und Frau ist ein weiteres großes Janosch-Thema. Dort legt er den Finger in die Wunden. Doch warum malte er dies so kindlich wie seine Bären? Es macht den Eindruck, als ob Janosch seine eigenen Bilder karikieren wollte. Dabei kann er auch anders. In Tusche zeigt er, wie Gott Adams Finger à la Michelangelo berührt. Im nächsten Moment zerdrückt der Mann mit dem Rauschebart den kleinen Adam mit dem Fuß, dass die rote Farbe nur so spritzt.

Wunsch nach Idylle

Wie große Karikatur-Kunst sieht auch das nicht aus, stellt aber den Mann, der mit einem großen Teil seiner rund 300 Bücher die heile Welt predigte, in ein anderes Licht. Sein Wunsch nach Idylle wird da nur zu verständlich. Eine Etage höher findet man sie. Dort wartet die Tigerente.

„Panama und andere Welten“ sind bis zum 9. Januar 2011 in der Ludwig Galerie im Schloss Oberhausen zu sehen, Konrad-Adenauer-Allee 46. Öffnungszeiten: di - so, 11 - 18 Uhr. Zur Ausstellung gibt es ein Programm mit Diskussionen und Lesungen sowie Aktionen für Kinder.

www.ludwiggalerie.de