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Bestseller-Autor John Grisham legt mit „Das Gesetz“ seinen ersten Band mit Erzählungen vor. Die großartigen Kurzgeschichten sind eine Sammlung von Kostbarkeiten.
Seinen Ruf als Bestseller-Autor erwarb John Grisham sich mit der Perfektionierung des „Court Room Drama“: Geschichten aus dem Gerichtssaal, der kleine Mann im todesmutigen Kampf gegen Big Business und dessen gerissene Rechtsverdreher. Mehr als 60 Millionen Bücher wurden auf diese Weise verkauft, Verfilmungen im großem Stil mehrten den Ruhm.
Erstmals wendet sich der Amerikaner jetzt mit einer Sammlung von Kurzgeschichten an die Leser. Der deutsche Titel „Das Gesetz“ erinnert an die Wurzeln des Autors, ist angesichts dessen Bekanntheitsgrades überflüssig und verfehlt zudem den Geist des Buches. Das amerikanische Original zeigt auf dem Cover eine staubige Landstraße im amerikanischen Süden und trägt den Titel „Ford County“: ein fiktiver Landkreis, der jedem bekannt vorkommt, der schon einmal ein Buch von Grisham gelesen hat.
Viele seiner Romane sind hier angesiedelt, in den Südstaaten, wo die Menschen auf dem Land leben und das Treiben der Städter mit größtem Misstrauen verfolgen. In unregelmäßigen Abständen kehrte Grisham während seiner Karriere zurück in seine Heimat und brachte liebevolle Erinnerungen zu Papier, ganz ohne spektakuläre Prozess-Dramen. „Die Farm“ schildert seine Kindheit, „Der Coach“ die Zeit am College. Diese sieben Kurzgeschichten nun sind in einer Kleinstadt am Mississippi angesiedelt, von der man getrost behaupten darf, dass Grisham dort einst als Anwalt arbeitete. Alle marschieren schnurstracks und ohne Umwege vom Anfang bis zum Ende. Völlig unprätentiös geht es hier zu, dafür aber in einem lakonischen Rhythmus, den Angelsachsen bevorzugen.
„Blutsbrüder“ erzählt zum Auftakt den Versuch dreier Männer, einem verunglückten Nachbarn mit einer Blutspende helfen zu wollen. Den Weg zum Krankenhaus erschweren ein Saufgelage, eine Schießerei mit dem Sheriff und der Abstecher in ein Strip-Lokal. Absolut großartig, wie die nächsten sechs Stories auch. Wer nach dieser Sammlung von Kostbarkeiten immer noch behauptet, Grisham sei ein glatter Diener des Massengeschmacks – oder wer das Buch nicht in einem Rutsch bis zum Ende liest! – tja, dem ist auch nicht mehr zu helfen.