Dortmund. .
Mother Tongue haben im FZW in Dortmund ein grandioses Konzert abgeliefert. Mehr als 300 Zuschauer sahen eine hochklassige und energiegeladene Show der Band aus Los Angeles, die zweieinhalb Stunden Rockmusik vom Feinsten bot.
Vor 20 Jahren waren die Clubs auch nicht größer als die kleine Konzerthalle des FZW, in dem Mother Tongue auf ihrer Jubiläumstournee am Sonntagabend auftreten. 2010 kommen mehr als 300 Fans zum Konzert in die ehemalige Brauereistadt.
Die Band aus Los Angeles hatte Mitte der 90er ein Debütalbum vorgelegt, das große Hoffnung auf eine ebenso große Karriere machte. Auftritte mit Smashing Pumkins oder Rage Against The Machine gaben dieser Erwartungshaltung weitere Nahrung. Jedoch war Mother Tongue nie der Sprung auf die große Stadionbühne oder ein millionenfach verkauftes Album vergönnt.
Warum das so kam und wieso sie immer noch weitermachen? Das zeigte das zweieinhalbstündige Dortmund-Konzert eindrucksvoll: Es ist die ungebrochene Leidenschaft für ihre Musik, die die vier antreibt. Mit diesem undefinierbar eigenen Sound, der im Blues seine Wurzeln hat, der mit Mörderriffs beinahe Rage Against The Machine alt aussehen lässt und der Mother Tongue gerade in Deutschland zahlreiche treue Fans beschert hat.
Improvisation auf der Bühne
In der kleinen Konzerthalle im FZW drängen sich die Fans dicht an dicht. Die Dortmunder Mother-Tongue-Anhänger werden diesen Konzertabend noch wohl lange im Gedächtnis behalten. Auf der kleinen Bühne herrscht vom ersten Akkord an Action pur. Allen voran David Gould, Sänger und Bassist, ist ständig in Bewegung, kommt mit seinem Instrument den Menschen nahe und scheint in das Publikum einzutauchen. Die vier Musiker strahlen eine unnachahmliche Energie aus, die sich auf das Publikum überträgt. Nicht allein die energiegeladene Spielweise reißt die 300 Zuschauer mit. Es ist die außergewöhnliche individuelle Klasse und das perfekte Zusammenspiel dieser Gruppe, die die Faszination von einer Minute zur nächsten wachsen lässt. „Die sind so gut, die könnten ihr Album direkt live einspielen“, meint ein Fan in einer der kurzen Zwischenpausen.
Zeit zum Verschnaufen gibt es für beide Seiten selten. Mother Tongue ziehen ihre Lieder in die Länge. Mit Improvisationen stellen sie immer wieder neue Spannungsbögen her. Soli am Schlagzeug oder der Gitarre unterstreichen die Fähigkeiten der Vollblutmusiker. „Burn Baby“, „Casper“ oder „Nightmare“ – übrigens der Mitsing-Hit des Abends. Live sind sie mindestens genauso gut wie auf Platte. Nur beim finalen „CRMBL“ streikt ein Effektgerät. Wie reagiert die Band? Na klar, mit Improvisation, Witz und mit einer Ansage an die treuen Fans. Gould feiert mit seinen Worten den Augenblick, dieses Gefühl, einen besonderen Abend erlebt zu haben. Für ihn zählen nur die Fans und die Musik. Er wirkt so, als sei er mit allem im Reinen. „Eigentlich“, verrät er, „habe er nur einmal als Musiker auf der Titelseite eines Magazins gewollt.“ Dies ist ihm mit seiner Band in Deutschland vor kurzem mit dem Visions gelungen. Und die Musik erreicht die Leute, die ihnen wirklich etwas bedeutet. In Dortmund sind es 300 Leute, die einen unvergesslichen Abend erlebt haben. Voller guter Musik, voller Nähe, voller Leidenschaft. Im Stadion wäre ihnen und Mother Tongue das wohl nicht passiert. In der kleinen Konzerthalle dagegen passt alles zusammen.
Mother Tongue spielen zwei Zugaben. Nach zweieinhalb Stunden ist das Konzert viel zu früh vorbei.