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Hinter Lenas Erfolg in Oslo steckt ein kluger Kopf. Lange wurde Stefan Raab unterschätzt. Diese Zeiten sind längst vorbei. Heute gilt der Kölner als der wohl kreativste Kopf der Branche. Der TV-Anarcho ist der wahre Gewinner des Pop-Gipfels.
Zunächst nahm ihn die Branche nicht ernst. TV-Anarcho Stefan Raab lotete geschmackliche Untiefen aus und landete mehr als einmal vor Gericht. Diese Zeiten sind längst vorbei. Heute gilt der Kölner als der wohl kreativste Kopf der Fernsehbranche. Der wahre Gewinner des Eurovision Song Contests, kurz ESC, heißt Stefan Raab.
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Der gelernte Metzger wusste Zeit seines Lebens, wann es um die Wurst geht. Seine Karriere begann in den 90ern zufällig. Er hatte Einspieler gebastelt, die er an den Musiksender Viva verhökern wollte. Daraus wurde nichts. Stattdessen bot ihm Viva die Moderation einer Sendung an: „Vivasion“. Das Format enthielt viel von dem, was Raab berühmt wie berüchtigt machte: Spots per Knopfdruck und Spott-Lieder. Beides, Krawall-Humor und ein feines Gespür für populäres Liedgut, fand sich in Raabs ProSieben-Show „TV total“ wieder.
Doch schräger Talk allein reichte ihm nicht. Der Televisionär erfand nicht nur neue Shows, darunter den Quoten-Hit „Schlag den Raab“, sondern machte nebenher immer auch Musik. Dabei lockte der Eurovision Song Contest. Einerseits nahm der Pop-Clown die Jahreshauptversammlung des europäischen Tralala nicht ernst, andererseits wusste er, dass keine Show auf dem Kontinent mehr Publikum bringt. So tarnte sich der Bildschirm-Jeck als Alf Igel und schrieb Guildo Horn ein Grand-Prix-Stück. Die singende Altkleider-Sammlung landete 1998 prompt auf Platz 4. Ähnlich lief es für Raab selbst im Jahr 2000 mit „Wadde hadde dudde da“ – Platz 5 für sein Kleinkind-Esperanto.
Leichtes Unbehagen
Drei Jahre drauf lancierte Raab seine Casting-Show „SSDSGPS“ – Gegenentwurf zu den geklonten „Superstars“ von RTL, aber auch Kontrastprogramm zum verschnarchten Grand Prix. Der Gewinner der Show, Max Mutzke, durfte zum ESC, schaffte Platz acht und, wichtiger noch, einen Top-Hit. „SSDSGPS“ entwickelte Raab zum „Bundesvision Song Contest“ weiter.
Zugleich bröselten Quoten und Ansehen des Grand Prix, und die alte Tante ARD hatte ein Problem mehr. Als Retter in der Not erschien Raab, der die Rettung des Wettbewerbs zur „nationalen Aufgabe“ stilisierte. Das Erste sah in ihm seine letzte Chance. Das Ergebnis war eine bisher einmalige Mission von gebührenfinanziertem und privatem Fernsehen. Der Erfolg von Lena Su-perstar überzeugt gar Zyniker.
Für die Plattenfirma Universal wurde das Fräuleinwunder zum Wunderfräulein. Lenas Musik ließ – Download, Single, Album – die Kassen bisher 700 000 Mal klingeln. Eine Handvoll Euro bleiben auch der 19-Jährigen. Es reicht fürs Studium, wissen Experten.
Derweil mischt sich in die Siegesfreude der ARD leises Unbehagen. 2011 richtet Deutschland den Pop-Gipfel aus. Norwegen kostete das Spektakel 25 Millionen.