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Eine neue Jugendbuch-Serie trifft ins Herz junger Leser: „Die Tribute von Panem“. Dabei ist diese Fantasy-Geschichte ungewöhnlich hart für ein Jugendbuch. Sie spiegelt brutale Facetten der Realität wider: Machtspiele, Unterdrückung, Freiheitskämpfe.

Dieses Buch legt man nur zur Seite, um Luft zu holen – und dann wieder einzutauchen, in die Welt von Panem. Eine ähnliche Sogkraft haben Jugendbücher wie Joanne K. Rowlings Harry Potter und die „Biss“-Reihe von Stephenie Meyer entwickelt. In punkto Spannung dürfte dieser Roman sie noch übertreffen: „Die Tribute von Panem“. Nun erscheint der zweite, nicht minder packende Teil der Trilogie von Suzanne Collins.

In den USA stand Tribute von Panem 87 Wochen auf der Bestsellerliste

In den USA steht der erste Band seit 87 Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times. Das Buch soll verfilmt werden, und das US-Magazin Time zählt die Autorin zu den „100 einflussreichsten Persönlichkeiten 2010“. Die Begründung: Collins „lässt die Genres verschmelzen, eine Aus­nah­me­autorin, die ihren Lesern alles auf einmal geben kann.“

In den zwölf Distrikten von Panem müssen die meisten Menschen gegen ihren Hunger ankämpfen, während die Einwohner des Kapitols lediglich etwas gegen ihre Langeweile tun müssen. Eine willkommene Abwechslung sind für sie die jährlich ausgestrahlten Hungerspiele, bei denen sich 24 junge Menschen, ein Mädchen und ein Junge aus jedem Distrikt, in einer riesigen Arena bekämpfen müssen. Dabei kann es nur einen Sieger – oder besser: Überlebenden – geben.

Tribute von Panem - Brot und Spiele

Die 16-jährige Katniss übernimmt das Los ihrer jüngeren Schwester, um sie zu schützen, und wird so in der Arena zur Menschenjägerin und Gejagten. Einen kann sie aber nicht töten: Peeta, den Jungen aus ihrem Distrikt, der sie liebt und der ihr einst Brot schenkte, als sie nichts mehr zu essen hatte. Durch eine List rettet Katniss sie beide.

Dass dies nur eine kurze Atempause ist, spürt man schon auf den ersten Seiten des neuen Panem-Teils, auf den auch in Deutschland so viele warten: Die Moerser-Jugendbuch-Jury, in der jedes Jahr junge Leser ihren Favoriten küren, hat „Panem“ bereits zum besten unter den aktuellen Büchern gekürt. Und auch die Jugendjury des Deutschen Jugendliteraturpreises hat den ersten Panem-Teil nominiert.

Dabei ist diese Fantasy-Geschichte ungewöhnlich hart für ein Jugendbuch. Sie spiegelt brutale Facetten der Realität wider: Machtspiele, Unterdrückung, Freiheitskämpfe. Inspiriert wurde Collins von den Gladiatorenkämpfen im alten Rom: Brot und Spiele – panem et circenses. Die Hungerspiele sind für Collins nur eine Übertreibung bekannter Fernsehformate wie Big Brother und Dschungelcamp. Gesellschaftskritische Töne, die den Leser immer wieder vor die Frage stellen: Wie hätte ich mich entschieden?

Katriss wird im zweiten Teil von Tribute von Panem zum Symbol des Widerstands

Beim zweiten Teil befürchtet man zunächst, dass sich die Autorin in eine Dreiecks-Liebesgeschichte zwischen Peeta, Katniss und deren Freund Gale verstricken könnte. Doch dann nimmt der Roman Fahrt auf, fokussiert die politische Dimension der Geschichte – und lässt Katniss zum Symbol des Widerstands werden.

Optik und Titel der deutschen Ausgabe werden erwachsene Leser indes abschrecken: Grün leuchtende Augen, die durch blutbetropfte Blätter schauen. Das amerikanische Original ist da zurückhaltener gestaltet. Und aus dem englischen Titel „Catching Fire“ hat der Oetinger Verlag leider einen Titel gemacht, der für eine schlechte Vorabend-Soap taugt: „Gefährliche Liebe“. Vielleicht nimmt sich ja der Verlag Harry Potter zum Vorbild. Carlsen schickte den Zauberlehrling für Erwachsene in einem neuen, weniger verspielten Einband in die Arena – für ein paar Euro mehr. Der Inhalt war der gleiche, aber die Rechnung ging auf.

Suzanne Collins: Die Tribute von Panem. Oetinger. 1. Teil: 415 Seiten, 17,90 €, 2. Teil:
430 Seiten, 17,95 €, ab 14