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Vor zwanzig Jahren erfand der schwedische Autor Henning Mankell seinen Kommissar Kurt Wallander - jetzt wird er verabschiedet: Der Roman „Der Feind im Schatten“ erscheint am 30. April auf Deutsch. Britta Heidemann sprach mit Henning Mankell über seine bekannteste Figur, Theater und die Welt.
Warum, glauben Sie, war Wallander ein solcher Erfolg?
Henning Mankell: Er ist wie du und ich. Wir ändern uns. Und auch Wallander änderte sich im Laufe der Romane, physisch, psychisch, emotional. Ich ließ ihn mit Problemen kämpfen, die wir alle haben – die Schwierigkeiten, Kinder groß zu ziehen, Familie und Arbeit zu vereinen, eine Scheidung durchzustehen.
Oder alt zu werden…
Mankell: Ich wollte mit Wallander aufhören, solange ich die Arbeit an seinen Romanen noch interessant fand. Aber ich bin nicht nostalgisch. Als ich ,Der Feind im Schatten’ beendete, hatte ich das gleiche Gefühl wie sonst auch am Ende eines Buches.
Der Fall Olof Palme, wird er noch diskutiert in Schweden?
Mankell: Im vergangenen Jahr schrieb ich ein Theaterstück über Olof Palme; ein Freund, der Regisseur ist, sagte: Ach, endlich! Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen, über den Politiker Palme zu sprechen, der nicht einfach war: Er war eher interessiert an internationalen Fragen als an Problemen im Inland.
Im Roman behandeln Sie den Kalten Krieg ebenso wie die Finanzkrise, beide Male kommen die Amerikaner schlecht weg. Stimmt es, dass Sie gegen Amerikaner, dass Sie ein Anti-Amerikaner sind?
Mankell: Ich bin gegen viele Dinge, die Amerikaner tun in der Welt; der Irak, Afghanistan – dafür müssen wir alle bezahlen. Aber ich mag Amerikaner, ich war gerade in New York, ich liebe New York.
Müssen wir die Feindbilder des Kalten Krieges neu überdenken?
Mankell: Wenn wir nicht zurückschauen, ist es schwierig, uns fortzubewegen – das ist wie beim Autofahren, man muss von Zeit zu Zeit in den Rückspiegel schauen. Dass Schweden sich im Kalten Krieg neutral nannte, war Bullshit – wir brauchten ja gar nicht Mitglied der Nato zu sein, weil wir ohnehin alles für die Nato taten. Ein amerikanischer Spion, das wäre damals für uns ein guter Mensch gewesen!
Wenn wir wieder nach vorne schauen, sehen wir die WM in Südafrika…
Mankell: Ja, das ist wunderbar! Ich hoffe, dass es ein paar gute Stories über Afrika gibt – heute berichten die Medien eher davon, wie Afrika stirbt und nicht, wie es lebt.
Sie machen Theater in Maputo, Mosambik, ist das vergleichbar mit Theaterarbeit in Europa?
Mankell: 75 Prozent unseres Publikums kann nicht lesen, das ändert alles. Für diese Menschen ist Theater eine der wenigen Möglichkeiten, ihr Leben künstlerisch reflektiert zu sehen. Wir machen keine Experimente, wir erzählen Geschichten. Ich glaube an die universelle Sprache des Theaters. Ich liebe es so sehr, im selben Raum zu sein wie die Schauspieler zu sein und zu wissen, dass dieser eine Abend so nie wiederholt werden wird.
In Deutschland wird die Schließung von Theatern diskutiert.
Mankell: Ich hoffe, dass Theaterleute und Zuschauer um ihre Theater kämpfen! Ich habe unser Theater in Mosambik finanziell unterstützt, aber es würde ohne mich überleben. Wenn die Kultur eines Landes stirbt, stirbt dessen nationale Identität.