Hamburg. .
Schauspielerin Heidi Kabel ist tot. Das Ohnsorg-Theater teilte am Dienstag mit, Kabel sei in der Nacht zum Dienstag in einem Altersheim in Hamburg gestorben. Die beliebte Volksschauspielerin wurde 95 Jahre alt.
Die berühmte Hamburger Volksschauspielerin Heidi Kabel ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Das Ohnsorg-Theater teilte am Dienstag mit, Kabel sei in der Nacht zum Dienstag in einem Altersheim in Hamburg gestorben. Kabel spielte 64 Jahre am Ohnsorg-Theater und machte sich in zahlreichen Filmen und TV-Sendungen auch weit über die Hansestadt hinaus einen Namen. Sie verabschiedete sich Silvester 1998 von der Bühne und zog 2003 in ein Altersheim.
Viele Jahre galt Kabel als Urtyp der Hamburger Nachkriegshausfrau. Dem Rest des Landes brachte sie am privaten Ohnsorg-Theater und später im Fernsehen hanseatischen Witz und Hamburger Klönschnack näher.
Die Schauspielkarriere der Hamburgerin begann zufällig. Eigentlich wollte sie Pianistin werden. Als 18-Jährige begleitete Kabel eine Freundin zum Vorsprechen und landete selbst am Ohnsorg-Theater, dem sie mehr als sechs Jahrzehnte lang treu blieb.
In den 40er Jahren musste sie ihre schmale Gage durch Auftritte mit dem Schifferklavier aufbessern. Nachdem ihr Mann Hans Mahler nach dem Krieg die Theaterleitung übernommen hatte, erhielt sie größeren Einfluss auf ihre Rollen. Der Erfolg stellte sich ein, als sie mit Rollen als abgearbeitete Hausfrau, klatschsüchtige Treppenhausnachbarin oder großherzige Mutter das Publikum begeisterte.
Aufstieg begann 1954
Zum bundesweiten Star wurde Kabel ab 1954, als das Fernsehen begann, die Ohnsorg-Aufführungen zu übertragen. In fast 200 plattdeutschen Stücken zeigte die selbsternannte „Krawallschachtel“ ihr Können und fand in Henry Vahl den idealen Bühnenpartner.
Die Beliebtheit der Schauspielerin, die auch zwölf Kochbücher und drei Erinnerungsbände schrieb, wurde durch ihre Fernsehfilme erhöht. Im „Tatort“ war sie ebenso präsent wie in zahlreichen Serien. Als sie mit 77 Jahren ihr Fernsehrepertoire um Charakterrollen erweiterte und in der ARD-Serie „Mutter und Söhne“ eine Firmenchefin spielte, erntete sie breites Lob. 1992 gelang ihr nach zweijähriger Ohnsorg-Pause mit der Komödie „Manda Voß ward 106“ ein triumphales Comeback. „Das Lachen ist das Wichtigste, für mein Publikum und für mich“, sagte Kabel einmal.
Unpolitisch war die Volksschauspielerin dabei nie: 1997 machte sie Wahlkampf für die damalige grüne Hamburger Wissenschaftssenatorin Krista Sager. „Ich war schon immer grün“, outete sich die Volksschauspielerin später. Später tauchte sie bei einem Wahlkampfauftritt von Kanzler Gerhard Schröder auf.
Würdiger Abschied
„In Hamburg sagt man tschüss“, so hieß der Schlager, den Kabel wohl am häufigsten sang. Über ihren Abschied von der Bühne 1998 sagte sie: „Ich wollte in Würde abtreten, bevor ich meinen Text nicht mehr behalten kann.“ Dabei hatte sie sich einst gewünscht, bis zur letzten Minute auf der Bühne zu stehen, „solange der liebe Gott mich lässt“.
Am Lebensende litt Kabel an Demenz, wie ihre Familie mitteilte. Sie bekam regelmäßig Besuch von ihrer großen Familie aus drei Kindern und zahlreichen Enkeln und Urenkeln. Vor drei Jahren kehrte sie an der Seite ihrer Tochter für eine Nebenrolle in dem Detlev-Buck-Kinderfilm „Hände weg von Mississippi“ noch einmal zur Schauspielerei zurück. Kabel und ihr Mann Mahler hatten drei Kinder, darunter Heidi Mahler, die ebenfalls eine erfolgreiche Schauspielerin wurde.
Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) würdigte Heidi Kabel am Dienstag als „die große deutsche Volksschauspielerin“. Sie gehöre zu Hamburg wie der Michel und sei zu Recht gefeiert worden, sagte Beust. Mit Witz, Geradlinigkeit und Herzenswärme habe sie die Zuschauer im Sturm erobert. „Sie war in ihren Rollen wie im wahren Leben immer hanseatisch, bodenständig und ehrlich, eben eine echte Hamburger Deern“, sagte Beust. (ap/ddp)