Duisburg. .
Das Museum Lehmbruck feiert seine „Wiedereröffnung“ unter dem neuen Direktor Stecker. Der hat aufgeräumt: Das Museum steht nun weitgehend so da, wie es von Wilhelm Lehmbrucks Sohn in den 60er-Jahren entworfen wurde - hell und licht.
Wenn hier jetzt die sprichwörtlichen Rücken entzücken, dann sind sie mal von Käthe Kollwitz geformt, mal von Wilhelm Lehmbruck – oder von August Macke gemalt. Und wenn ein Frauentorso eine anziehende Speckfalte offenbart, so hat der Rundungsmagier Aristide Maillol Hand angelegt: Das Duisburger Lehmbruck-Museum präsentiert sich ab dem kommenden Wochenende von ungeahnt neuen Seiten. Der neue Direktor Raimund Stecker hat das Haus „umgekrempelt und auf die Füße gestellt“, er hat es erleichtert und bereichert zugleich.
Man hat Vitrinen, Wände und andere Einbauten entfernt; an manchen Mauern wurde die ursprüngliche Oberfläche aus hellem Kies, Sichtbeton oder dunklen Ziegeln wieder freigelegt. Lichtschienen sind durch Spots ersetzt – das Museum steht nun weitgehend so da, wie es von Wilhelm Lehmbrucks Sohn Manfred in den 60er-Jahren entworfen wurde: hell und licht, mit wohlüberlegten Fluchten und Perspektiven bis ins Detail. Und mit 40 Kunstwerken mehr als zuvor.
„Eines der fünf schönsten Museen, die auf der ganzen Welt seit 1945 gebaut wurden“
Für den neuen, um Superlative nicht verlegenen Hausherrn ist es überhaupt „eines der fünf schönsten Museen, die auf der ganzen Welt seit 1945 gebaut wurden“. Auch in der hauseigenen Skulpturen-Sammlung, die in den kommenden Monaten und Jahren schon angesichts des Ausstellungsetats eine große Rolle spielen wird, sieht Stecker eine „Dichte an Qualität auf Nationalgalerie-Niveau“.
Nun jedenfalls müssen die Museumsmitarbeiter keine Vitrinen, keine Hauben mehr entstauben – alle Skulpturen der in der Tat stupenden Sammlung des Museums stehen frei im Raum, und Brâncusis golden schimmernde Ikone „La Négresse blonde“ verströmt nun mehr Magie als je zuvor. Neue Zusammenhänge werden sichtbar, Vergleichsmöglichkeiten tun sich auf: Ein tupfenschönes Gemälde von Wilhelm Nay verströmt nicht weniger Leichtigkeit als ein Mobile des Weltstars Alexander Calder: „Wir müssen überhaupt wegkommen von diesen Rang-Abstufungen“, sagt Raimund Stecker, „die eigentlich nur durch das Kunst-Marketing von Galeristen und Kritikern entstehen“.
Ein Raum mit abstrakter Plastik
Neben figurativer Skulptur zeigt das Lehmbruck nun zur „Wiedereröffnung“ einen wohltemperierten Raum mit abstrakter Plastik von Naum Gabo bis zu einem Relief, in das der mittlerweile erblindete K.O.Goetz (96) seine Schaffenswut eingegraben hat, so wie sich einst Matisse auf Scherenschnitte verlegte, als er den Pinsel nicht mehr führen konnte.
Für eine neue Gemäldegalerie wurden im hinteren Trakt des Museums drei neue Räume abgehängt – hier sind nun 44 Bilder der spanischen Fundación Telefónica mit Skulpturen aus der Lehmbruck-Sammlung ausgestellt: „Der Kubismus und sein Umfeld“ – ein Dialog, der auch mit Werken von Juan Gris und Künstlern auch dann zustande kommt, wenn sie nicht zur ersten Garde zählen.
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Zum Wiedereröffnungs- Feuerwerk gehört auch eine Beuys-Ausstellung, den hauseigenen „Raum 90 000 DM“, mit einer wassergefüllten Badewanne und Eimern, die geschmolzenes Blei aus einer Druckerei aufbewahren. Hinzu kommen unter dem Titel „Difesa della natura“ (Verteidigung der Natur“) Editionen des Kunst-Schamanen, die zwei Beuys-Sammler über Jahre hinweg mit kleinem Geld erworben haben. Und die heute nicht nur einen enormen Wert darstellen, sondern auch mehr und klüger über Beuys unterrichten, als es manch groß angelegte Museums-Ausstellung vermag.