Duisburg. .

Die Ausstellung einer privaten Beuys-Sammlung gehört zu den Höhepunkten, mit denen das „neue“ Lehmbruck-Museum am 10. Juli ab 14 Uhr seine Wiedereröffnung mit einem sechsstündigen Fest feiert.

„In Duisburg, wo die Milliardärsdichte geringer ist als in Moskau, muss man nicht Milliardär sein, um Kunst zu sammeln“ – sagt Raimund Stecker, der seit seinem Amtsantritt als Leiter des Lehmbruck-Museums nicht müde wird, den Stolz der Duisburger auf ihre Kunst hervor zu kitzeln. Tatsächlich hat er mit Hilfe von Kontakten, die der langjährige stellvertretende Direktor Gottlieb Leinz gepflegt hatte, einen Duisburger Kunstsammler aufgetan, der mit wenig Geld eine große Beuys-Sammlung zusammen getragen hat.

Ausschließlich mit „Bordmitteln“ und den hauseigenen Handwerkern wurde die ursprüngliche Architektur Manfred Lehmbrucks freigelegt, wurde aber auch in den 1987 fertig gestellten Gebäuden Hand angelegt. So geht es durch die ehemalige Cafeteria, die zu einer Porträtgalerie mit Bronzeköpfen bedeutender Bildhauer geworden ist, in die „Dreiecksräume“ die zu einer „Galerie“ geschlossen worden sind (was, wie die Deckenfenster zeigen, ursprünglich auch vorgesehen war). Die dunkelgrau gestrichenen Wände bieten nunmehr den passenden Rahmen für die Präsentation von Malerei; zum Auftakt sind Meisterwerke des Kubismus aus Madrid und eigenem Besitz zu sehen.

Deutlich mehr Werke Lehmbrucks

Der neu gestaltete Lehmbruck-Trakt, in dem deutlich mehr Werke Lehmbrucks und anderer Künstler – darunter Giacometti, Kollwitz, Kokoschka oder Max Ernst – zu sehen sind, ist bereits seit einiger Zeit geöffnet und wird gerne besucht. Im Ausstellungssaal wird noch an der Ausstellung von Meisterwerken der Abstraktion aus eigenen Beständen gearbeitet.

Erst 1986 offenbarte Joseph Beuys in seiner Dankesrede für den Lehmbruck-Preis seine starke Beziehung zu Lehmbruck. Anschließend erwarb das Museum den „Raum 90 000 DM“, der jetzt einen dauerhaften Platz im Glaskubus erhalten hat. „Beuys ist die zweite Säule neben Lehmbruck.“ Zwischen diesem Raum und der Galerie steht eine Rose in einem Reagenzglas, das Beuys mit dem Schriftzug „Rose für direkte Demokratie“ versehen hat. Eine „kleine“ Arbeit, die wie andere Editions-Werke einen besseren Zugang zu Beuys ermöglicht als „Monumentalarbeiten“, so Leinz. Das Reagenzglas steht für die nüchtern-industrielle Gesellschaft – die rote Rose für Poesie und Inspiration. Ohne diese beiden ist die Gesellschaft nicht zu verändern, so Beuys Botschaft.

Humor, Symbolkraft und die Fähigkeit zu überraschen

Die Ausstellung zeigt aber auch seinen manchmal verschrobenen Humor, seine Fähigkeit zu überraschen, seine Symbolkraft und nicht zuletzt seine Meisterschaft in der Zeichnung. Ganz ungewöhnliches Motiv ist eine stehende Robbe.

Zusammen getragen hat diese Werke ein ehemaliger städtischer Mitarbeiter, der nebenher an einer Abendschule Mathe unterrichtet hat – und jede übrige Mark für seine Kunstleidenschaft ausgab. Was der heute fast 80-Jährige zu Beuys Lebzeiten manchmal nur für 5 Mark erwarb – insgesamt 80 Editionen – ist heute ein Vielfaches Wert. Aber diesem Sammler mit bescheidenem Haus „irgendwo Richtung Hochfeld“ ging es nicht um Spekulation. Ihn trieb die Leidenschaft für Kunst.