Gelsenkirchen. Am Mittwoch fand im "stadtbauraum" auf Schacht Oberschuir der "Baukultur Salon: RUHR.2010" statt. Geladene Gäste diskutierten über das Thema: Neue Architekturen und Kreative Quartiere - Zukunftsbilder für das Ruhrgebiet.

Der Baukultur Salon ist eine Veranstaltungsreihe des Europäischen Hauses der Stadtkultur zur Baukultur in den Kulturhauptstädten Europas. Seit dem Sommer 2007 begleitet der Salon den Diskurs um die Baukultur in der Kulturhauptstadt RUHR.2010

Bauprojekte im Ruhrgebiet

Die gut besuchte Veranstaltung war mit einer Expertenrunde besetzt, die aus Oliver Wittke, Professor Karl-Heinz Petzinka und Professor Dieter Gorny bestand. Ulrich Fuchs, stellvertretender Intendant Linz 2009, berichtete über die Aktivitäten zur Kulturhauptstadt 2009.

Oliver Wittke, Bauminister von NRW, referierte über Bauprojekte, die zum Kulturhauptstadtjahr 2010 fertig gestellt werden. Seiner Meinung nach ist es, architektionisch gesehen, im Ruhrgebiet spannender als in Berlin. Alte Bauwerke werden durch neue Bauwerke bzw. Anbauten ergänzt. Als Beispiel nannte er das Museum Küppersmühle im Duisburger Innenhafen, das um einen Kubus erweitert werden soll.

Der Entwurf von Herzog und de Meuron ist gewagt, stößt aber scheinbar nicht auf Begeisterung, das jedenfalls konnte man der Reaktion des Publikums entnehmen.

Die Stadt Duisburg hat sich nach Meinung von Herrn Wittke in den letzten Jahrzehnten vorbildlich entwickelt, was nicht zuletzt auf die Aktivitäten von Sir Norman Foster zurückzuführen ist.

Städteplanung für die nächste Generation

Professor Karl-Heinz Petzinka hielt einen Vortrag über die Stadtentwicklung im Ruhrgebiet mit dem Thema "Wandel durch Kultur". Mit Hilfe von Fotos aus vergangenen Zeiten erklärte er anschaulich, was zur Zeit der damaligen Generation als modern galt. Grünflächen waren seinerzeit kaum an Straßen zu finden - aus heutiger Sicht städtebaulich untauglich.

Wie eine Begrünung und Verschönerung von Verkehrswegen aussehen kann zeigte eine Montage mit dem Titel "Kunst an der Straße": Die B 1 als moderne und grüne Achse des Ruhrgebiets - durchaus vorstellbar für die nächste Generation.

Die Gestaltung der Halde Lohberg-Nord, bei Dinslaken könnte ein weiteres landschaftsplanerisches Highlight in der Region setzen. Unter dem Thema "Freizeit" entstand ein Entwuf, der urbanes Leben und Freizeit sinnvoll miteinander verbinden könnte.

Alte Rinderrassen könnten für ein ökologisches Gleichgewicht sorgen. Eine schöne Vision, die bis 2010 in Teilprojekten verwirklicht werden könnte.

Kreative Quartiere

Professor Dieter Gorny ist einer der vier Kuratoren, die RUHR.2010 lenken. Seiner Meinung nach sind es die ökonomischen Prozesse, die eine "gewisse Kreativität" auslösen. Als Beispiel nannte er den Strukturwandel in der Region, ohne den die heutigen, neuen Möglichkeiten unvorstellbar werden.

"One Size fits all funktioniert nicht mehr", so Gorny. "Kreativwirtschaft ist auch hier in vielen Bereichen vorhanden und muss angekurbelt und gefördert werden." Gorny stellt sich Quartiere vor, in denen die Kreativwirtschaft in den Bereichen Medien, Musik, Kunst und Design tätig ist. So soll ein Turnaround durch kulturelle Investments entstehen.

Auf Zeche Zollverein ist mit Errichtung der Designstadt bereits ein Kreativquartier entstanden. Im Dortmunder U könnte unter anderem ein weiteres entstehen.

In einem Punkt waren sich alle Referenten einig: Das Ruhrgebiet bietet mit 5,5 Mio. Einwohner ein hohes Potential, auch im kreativen Bereich. Die Menschen sind also gefragt.

Ob die meisten Menschen im Ruhrgebiet sich jedoch angesprochen fühlen und verstehen, was die Verantwortlichen damit meinen, ist stark zu bezweifeln.

Dennoch ist die Kulturhauptstadt 2010 eine Chance für 53 Städte und Gemeinden im Ruhrgebiet.

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