Dortmund. Fast 35 Jahre auf Sendung und weltbekannt. In Dortmund läuft eine große Ausstellung zur TV-Serie „Simpsons“. Darum lohnt ein Besuch.

Nur vier Finger an jeder Hand, diese merkwürdige Verfärbung der Haut und dann das sonderliche Verhalten. Und erst dieses Strafregister: Sachbeschädigung, Körperverletzung und Beleidigungen gleich reihenweise. Eigentlich hätte man sie längst ins Krankenhaus einliefern müssen. Oder ins Gefängnis stecken. Stattdessen bekommen sie jetzt eine eigene Ausstellung. Im „schauraum: comic + cartoon“ heißt es ab Freitag „Gelber wird’s nicht“. Die Simpsons sind museumsreif.

Fast 35 Jahre gibt es sie mittlerweile schon und Matt Groening, der Mann, der sie erfunden hat, ist vor wenigen Wochen 70 geworden. Weder das eine noch das andere sei richtig gefeiert worden, findet Alexander Braun. „Deshalb machen wir jetzt diese Ausstellung.“ Klingt ganz einfach, war es aber nicht.

Die Stadt Springfield gibt es 48 Mal in den USA

Gut ein halbes Jahr haben Braun und sein Team weit über 100 Objekte zusammengetragen, die man sonst – wenn überhaupt – nur aus dem Internet kennt. Vieles sei aus seiner eigenen Sammlung, manches von Freunden, sagt der promovierte Kunsthistoriker, der als einer der versiertesten deutschen Kenner und Ausstellungsmacher zur Geschichte des Comics und verwandter Kunstformen gilt.

Tief eintauchen kann man nun in Dortmund in die Welt der Chaos-Familie aus Springfield. Eine Stadt mit diesem Namen findet sich 48 Mal in den USA, deshalb sei „überall und nirgendwo“, sagt Groening. Ja, wer sich schon mal ein wenig beschäftigt hat mit den Simpsons, der weiß, dass der Erfinder sich die Serie in nur 15 Minuten unmittelbar vor einem Treffen mit TV-Verantwortlichen ausgedacht haben will. Aus Zeitmangel – hat er später gerne erzählt – habe er deshalb die Vornamen seiner eigenen Verwandtschaft gewählt.

Die Simpsons in allen Varianten gibt es in Dortmund zu sehen.
Die Simpsons in allen Varianten gibt es in Dortmund zu sehen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Was viele nicht wissen, aber in Dortmund zu sehen ist, ist der Aufwand, mit dem die Folgen entstehen. Ausgedacht von einem Team aus 20 Drehbuchautoren, fertigt eine Spezialfirma in Südkorea für jede Folge bis zu 24.000 Einzelzeichnungen, bevor die Synchronsprecher die Story erzählen. Letzteres ist übrigens nach Berichten diverser US-Medien ein recht lukrativer Job. Weil eine einmal eingeführte Stimme nicht so einfach ausgetauscht werden kann, verdienen die Sprecher der Hauptcharaktere derzeit angeblich 400.000 Dollar – pro Folge.

Die Mühe lohnt sich, wie ein Rundgang durch den Schauraum zeigt. Gelb regiert die Welt. Paul McCartney, Michael Jackson, Tony Blair oder Stephen Hawking sind nur einige von weit über 100 Prominenten, die als Comic-Alter Ego schon zu Gast waren in Springfield. Die eigentlich eher züchtige Marge ist auf dem Cover des Playboys zu sehen, der verhaltensauffällige Bart ziert die Front des Rolling Stone. Es gibt Schallplatten und Figuren von Homer in allen Größen, ausgefallene Werbeartikel und Dutzende von Zeichnungen. Und wer Zeit hat, der kann auf dem legendären Sofa der Familie Platz nehmen, das die Macher aus der Zeichentrickwelt in die echte geholt und sogar den passenden Fernseher davorgestellt haben.

Politisch unkorrekt und provozierend

Warum die verstörte Familie so erfolgreich ist? Da gebe es viele Gründe, sagt Braun. „Weil viele Leute Lust auf eine Serie haben, die nicht moralisch ist“, glaubt er. Eine Serie, die stattdessen politisch unkorrekt ist und provoziert. Nicht mehr ganz so stark wie früher, aber immer noch mit mehr Spielraum als die meisten anderen Formate. Frechheit sei bei den Simpsons „nostalgisch etabliert“ und vom Sender mangels Mitspracherecht ohnehin nicht zu stoppen. Problematischer sei da schon, dass die Serie nach über 700 Folgen bereits in jedes Fettnäpfchen getreten sei. „Irgendwann sind alle Themen durch.“

Experte in Sachen Simsons: Kurator Alexander Braun.
Experte in Sachen Simsons: Kurator Alexander Braun. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Und alle Fragen beantwortet. Bis aus eine. Wieso sind die Simpsons eigentlich gelb? Da gibt es mehrere Theorien. Weil die Figuren keine klare Trennung zwischen der Haut und dem Haaransatz haben und da gelb einfach am besten passe, ist eine. Weil die gelbe Haut ein effektives Mittel ist, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu gewinnen, lautet eine andere. Braun kennt noch eine dritte: „Weil gerade keine andere Farbe da war als die Figuren erfunden wurden.“ Würde passen zu Homer und seiner Familie.

Der Eintritt zur Ausstellung ist frei - neues Buch gibt es auch

Die Ausstellung „Die Simpsons – Gelber wird’s nicht: 35 Jahre Simpsons, 70 Jahre Matt Groening“ läuft bis 27. Oktober 2024. Der Eintritt ist frei. Der schauraum: comic + cartoon liegt gegenüber des Hauptbahnhofes direkt neben der Stadtbibliothek und ist geöffnet Dienstag, Mittwoch 11:00 - 18:00 Uhr, Donnerstag, Freitag 11:00 - 20:00 Uhr, Samstag, Sonntag 11:00 - 18:00 Montags ist geschlossen. Zur Ausstellung erscheint ein 300 Seiten starkes Buch von Alexander Braun mit demselben Titel.

Mehr zum Thema