Essen. Neu im Kino: Eine Dokumentation über das Designstudio Hipgnosis, sinnliches Frauenkino aus Frankreich und Erotikquatsch aus Hollywood.

„Squaring The Circle“

1964 treffen Storm Thorgerson und Aubrey Powell in Cambridge erstmals aufeinander. Sie werden Freunde und ziehen nach London. Sie treffen frühere Kumpels, die eine Band gegründet haben: Pink Floyd. Für die gestalten sie das Cover des zweiten Albums „A Saucerful of Secrets“. Sie gründen das Designstudio Hipgnosis, das bis zu seiner Auflösung 1985 für die LP-Cover von Pink Floyd, den Wings, Ten CC, The Alan Parsons Project und Led Zeppelin trendsetzende Designs gestalteten. Anton Corbijn, als Fotograf und Clip-Regisseur eine Kreativgröße im Popgeschäft der 1980er und 90er Jahre, drehte nun eine Kinodokumentation über Hipgnosis, bei der neben Aubrey Powell (Thorgerson starb 2013) auch Größen wie David Gilmour, Roger Waters, Paul McCartney, Robert Plant und Noel Gallagher aus dem Nähkästchen plaudern. Es ist dabei nicht die übliche Lobhudelei aus vergleichbaren US-Produktionen, sondern eine Rockumentary, die getragen ist von Kenntnis und Begeisterung für einer faszinierenden Sache und der Gegenwart von berühmten Leuten mit der Fähigkeit zu Beredsamkeit und Selbstironie. Besser geht‘s nicht. Und zur Ergänzung: Bis zum 20. Mai zeigt die Oberhausener Ludwiggalerie eine große Ausstellung über die genialen Hipgnosis-Plattencover.

„Rückkehr nach Korsika“

Aissatou Diallo Sagna (rechts) als Kheìdidja, Esther Gohourou als ihre Tochter Farah und Suzy Bemba als deren Schwester Jessica in der „Rückkehr nach Korsika“.
Aissatou Diallo Sagna (rechts) als Kheìdidja, Esther Gohourou als ihre Tochter Farah und Suzy Bemba als deren Schwester Jessica in der „Rückkehr nach Korsika“. © DPA Images | -

Putzkraft Khédidja wird von einer reichen Pariser Kundin ins Ferienhaus nach Korsika eingeladen. Zusammen mit ihren Töchtern Jessica (18) und Farah (15) fährt sie über den Sommer auf die Insel, die sie 15 Jahre zuvor unter tragischen Umständen überstürzt verlassen musste. Catherine Corsini, französische Filmautorin („La Belle Saison“) mit Sinn für sinnliche Frauenfiguren, serviert ein weiteres Melodram klassischer Schule (späte Auseinandersetzung mit persönlichem Trauma) mit Teenager-Befindlichkeiten zwischen Selbstfindung und gleichgeschlechtlicher Liebe. Die Bildgestaltung ist erlesen, die Schauspielerinnenführung auch.

„Miller’s Girl“

Mehr schwüler Erotik-Thrill als femininies Selbstbewusstsein: „Miller‘s Girl“ mit Martin Freeman und Jenna Ortega.
Mehr schwüler Erotik-Thrill als femininies Selbstbewusstsein: „Miller‘s Girl“ mit Martin Freeman und Jenna Ortega. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Zac Popik

Cairo Sweet ist die beste Schülerin im Literaturkurs von Lehrer Miller. Für einen Wettbewerb soll sie eine Kurzgeschichte im Stil ihres Lieblingsautors schreiben. Sie wählt Henry Miller und schreibt eine erotomane Fantasie. Miller lehnt die Arbeit als pornografisch ab. Damit macht er sich Cairo und seine Frau zu Feinden. Ein reichlich effektlüsternes Regiedebüt von Jade Haley Bartlett, die in Drehbuch und Bildgestaltung feminines Selbstbewusstsein beschwören will, aber nur schwülen Erotikthrill a la „Wild Things“ im Look einer Reklame für Südstaatenlikör hinbekommt. Der brave Engländer Martin Freeman ist zudem kein ernstzunehmender Gegner für Jenna Ortegas intrigante Sexnymphe.