Dortmund. Alles rund um das kleinste Teilchen unserer Digital-Welt: Technik-Geschichte zum Anfassen, mit Spiel-Spaß und guten Gags im U-Turm.

Man könnte die Sache auch bierernst und tief wissenschaftlich angehen Das finge womöglich an mit der Frage, ob es eigentlich der oder das Pixel heißt. Wenn man weiß, dass sich das Kunstwort im Englischen aus „picture“ und „element“ zusammensetzt, muss es wohl unweigerlich das Bild-Element sein.

Wandern durchs „Pixel-Fieber“. Blick in die Räume der neuen Ausstellung im Dortmunder U.
Wandern durchs „Pixel-Fieber“. Blick in die Räume der neuen Ausstellung im Dortmunder U. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Das Pixel ist das Elementarteilchen der digitalen Welt, und es gibt Menschen, die vergleichen seine Erfindung mit der des Buchdrucks. Jens Neubert ist so einer, aber das hat den Kommunikationsdesigner nicht davor abgehalten, zusammen mit dem Medienmacher Dirk Mempel eine ziemlich heitere, verspielte und wissensreiche Ausstellung über den Stoff zu machen, aus dem die digitalen Träume sind: „Pixelfieber“ im Dortmunder U-Turm.

„Pixelfieber“ in Dortmund. Das „U“ hat eine starke Familienausstellung

Eine echte Familienausstellung: Die Kids werden sich vielleicht auf einen der sechs Gaming-Plätze stürzen, die Älteren eher auf den „Super Pong 4“ von 1976, eine Atari-Konsole aus der digitalen Steinzeit, mit der so manche ihre ersten Pixel-Erfahrungen an fest verdrahteten Drehreglern und einem Röhrenfernseher machten. Auch deren Vorläufer, das „Pong“-Spiel, mit dem man Tischtennis an den oft noch schwarz-weißen Bildschirm verlagern konnte, und das „Tennis for Two“, mit dem der US-Physiker William Higinbotham 1958 dem Pixel den Weg ins Wohnzimmer eröffnete, bringen hier Besucher unwillkürlich zum Juchzen. Und sind, am Wochenende zumal, nicht weniger umlagert als der kindergartentaugliche Minecraft-Streichelzoo mit Lama, Schwein und Fuchs aus lauter viereckigen Klötzchen. Oder das heitere Gemälderaten, bei dem ziemlich wenige Pixel ziemlich bekannte Bilder darstellen sollen: die „Mona Lisa“ und „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ oder Picassos „Dora Maar“ sind fast so schwer zu erraten wie van Goghs „Caféterrasse bei Nacht“.

Das Pixel führt ein Schattendasein als Werkzeug, deshalb haben wir es hier aufs Podest gehoben.
Dirk Mempel, Ausstellungsmacher

In römischen Mäander-Mosaiken, pointillistischen Gemälden und dem bis weit in die zweite Hälfte des Jahrhunderts vorherrschenden Rasterdruck (etwa von Zeitungsfotos) sehen die Ausstellungsmacher Vorfahren des Pixels. „Wir wollen zeigen, was das Pixel alles kann“, sagt Ausstellungsmacher Dirk Mempel, „wir können alles mit ihm darstellen. Gleichzeitig führt es aber auch ein Schattendasein als Werkzeug, deshalb haben wir es hier aufs Podest gehoben“.

Eintritt frei: Das „Pixelfieber“ läuft noch bis Juni

So ist das Pixel in Theorie und Praxis zu erleben: Am digitalen Chamäleon probiert man, wie sich aus den Grundfarben der rot-grün-blauen Pixel passende Mischfarben zusammensetzen lassen. Da ist leicht zu begreifen, wie Pixel entstehen und was für eine komplexe Aufgabe es ist, ganze Bilder in Nanosekunden aus den Digital-Atomen auf Bildschirmen oder LCD-Displays zu erzeugen. Pixelpraktisch sieht man sich selbst in einer anderen Ecke der Ausstellung mit kurzen Wegen als Pixel-Avatar über einen Riesen-Bildschirm gehen, stehen, fuchteln.

Selbstverständlich auch dabei: Super Mario.
Selbstverständlich auch dabei: Super Mario. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Und die Künstliche Intelligenz hat hier auch schon Einzug gehalten: An einem „KI-Pixelart-Generator“ können sich Besucher verrückte Kombinationen aus wenigen, etwas groben Pixeln zusammenbauen lassen: einen Frosch im Weltall etwa oder einen Pinguin mit Blumenstrauß. Per QR-Code landen die „selbstgemachten“ Bildchen dann auf Wunsch schnell auf dem eigenen Handy. Jens Neubert und Dirk Mempel haben übrigens einen echten Fund gemacht und, mit einem sympathischen Zwinkern, das „Ur-Pixel“ entdeckt, ein daumennagelgroßes Quadrat in Weiß, das auf einem Socken unter Plexiglas präsentiert wird.

Schön verspielt: Die Ausstellung „Pixelfieber“ im Dortmunder U regt Kreativität und Fantasie an.
Schön verspielt: Die Ausstellung „Pixelfieber“ im Dortmunder U regt Kreativität und Fantasie an. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Dann wieder sollen vier Spieler an einem selbstkonstruierten Digital-Tisch in einer Labyrinth-Welt nicht als Pac-Man, sondern als Pix-Man Punkte vertilgen. Achtung: Das Spiel hat Suchtgefahr! Schon zu Beginn der Ausstellung verwandelt sich der kleine Mario mit einem Riesen-Pilz in Supermario, aus lauter analogen Pixeln, die in Wahrheit kleine Pappkarton-Quadrate sind.

Eintritt frei ins „Pixelfieber“ Dortmund

„Pixelfieber“. Zu sehen im Uzwei im Dortmunder U-Turm, Leonie-Reygers-Terrasse, Dortmund. Noch geöffnet bis 2. Juni.

Die Öffnungszeiten: Di-So 11-18 Uhr, Do/Fr bis 20 Uhr. Eintritt frei.

An einer Wand mit 198 kleinen Pixel-Monitoren lassen sich per Knopfdruck die Farben so verändern, dass man ein quadratisch-praktisch-buntes Bild von beliebigen Motiven erzeugen kann – und zugleich merkt, wie viel natürliche Intelligenz dazu nötig ist. Die wiederum kommt irgendwann drauf, dass man riesige Pixelwand-Bilder nur dann als Einhorn, Friedenstaube oder Batman identifizieren kann, wenn man einfach mal fünf Meter zurücktritt. Mit Abstand zu den Dingen erkennen wir sie leichter. Nur beim großen Pixel-Quiz für zwei mit echten Buzzern muss man nahe dranbleiben, um so schnell wie möglich das dicke Eichhörnchen, den Gullydeckel oder die Katzen auf einem Roller zu erkennen.