Oberhausen. Olli Schulz spielt sein neues Album „Vom Rand der Zeit“ live in Oberhausen. Wir verraten, worauf sich Fans gefasst machen können.
Für seine neueste Platte „Am Rand der Zeit“ hat sich Olli Schulz ein wirklich emotional aufgeladenes Thema vorgenommen: die Zeit – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Nostalgie und Hoffnung in einem Wort. Aber eines vorweg: Entweder man mag den Musiker oder eben nicht, dazwischen ist nicht viel. In seinem Arbeitszeugnis würde wohl stehen: „Er war stets bemüht“.
Das klingt erst einmal fies, aber dass Olli Schulz keine sonore Singstimme hat, ist dem medialen Tausendsassa selbst wohl am besten bewusst. Aber Leidenschaft für die Musik im Allgemeinen und für das, was er auf seinem achten Studioalbum fabriziert hat, die hat er ohne Zweifel. Das beweisen die vor allem emotional aufgeladenen Texte. Und auch handwerklich gibt es nicht viel zu meckern.
Olli Schulz mit „Vom Rand der Zeit“ in der Turbinenhalle
Überzeugen kann man sich davon am 9. Februar, dann erscheint das neue Album. Oder einen Tag später live in der Oberhausener Turbinenhalle. Noch gibt’s Tickets, ein kleines Wunder tatsächlich. Denn ansonsten kann sich der Hamburger und Wahl-Berliner mit schnell ausverkauften Konzerten rühmen. Für seinen Auftritt in Köln am 27. Februar gibt es keine Karten mehr.
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Schulz steigt in seine neueste Platte direkt stark ein, liefert mit „Einfach so“ einen hymnenartigen Singer-Songwriter-Traum par excellence. „Denn es wird Zeit, dass unser Herz wieder blüht, einfach so“ singt er und lässt damit auf eine verträumte Anfangsmelodie einen kraftvollen instrumentalen Befreiungsschlag folgen. Das schlägt sich auch und vor allem textlich nieder: Schulz fordert aufstehen, anfangen, Stimme zeigen, und das ist sicher nicht nur auf das Ende der faden Pandemiejahre anwendbar.
Neustart nach Desaster?
Gut gelaunt, in Aufbruchstimmung, startet der Moderator und Podcaster also ins neueste Musikwerk. Fans dürfen hoffen, dass sich Schulz nach der Enttäuschung des vergangenen Albums „Scheiß Leben, gut erzählt“ (sowohl Kritiker als auch Schulz-Anhängerinnen und -anhänger zeigten sich wenig begeistert) berappelt hat und zu alter Form aufläuft.
Vier weitere Songs hat der Entertainer noch vorab auf den Markt geschmissen, gleichwohl weniger Optimismus verbreitend. Getragen kommt das titelgebende Stück „Am Rand der Zeit“ daher, das mit dem bedeutungsschwangeren Bild des Clowns einsteigt und auch fortlaufend nichts von seiner Schwermütigkeit verliert.
Eine Platte voller Melancholie
„Silvester“ lässt die Hörerinnen und Hörer kurz stutzen, so herausgefallen wirkt der Anfang, der an ein Udo-Jürgens-Einstieg erinnert. Ach nein, da singt er, der Olli Schulz, gibt sich erneut verletzlich und melancholisch, bevor doch noch ein wenig Aufbruchstimmung durch das ansonsten recht eintönige Stück schimmert. Silvester eben: Blick zurück, Blick nach vorne. Wehmut trifft auf Hoffnung.
Auch die neuesten Auskopplungen „Bessere Version“ und „Falsch erzählt“ passen hervorragend in die Thematik, strotzen nur so vor wehmütigen Geschichten über die Zeit, die nicht nur alle Wunden heilt, sondern auch das ein oder andere Detail verschluckt.
Clown, Pöbler, Kreativer
Dass sich Olli Schulz in seinen Liedern im Tragikomischen verliert, ist nichts Neues, gehört in seiner rund 20-jährigen Musikkarriere dazu. Aber: Je älter Schulz wird, desto melancholischer gibt sich der sonst so unbefangene Entertainer. Albernheiten? Kaum noch zu finden. Aber das sind sie eben, die Lagen des Olli Schulz‘. In Podcast und Fernsehen gibt er sich im weitesten Sinne als „lustiger Clown“ (um seine selbstgewählte Metapher aufzugreifen), ausgelassen, als Quatschkopf, für jeden Spaß zu haben.
Aber auch den Pöbler lässt er gerne mal raushängen, redet sich schnell in Rage. Aber mit Olli Schulz würde wohl jeder gerne mal nachts um halb vier in der schummrigen Ecke einer Kneipe bei Zigarettenqualm und schalem Bier über das Leben sinnieren.
Muss man mögen – oder nicht
Und genau da setzt seine Musik an, hier verliert er die Unbekümmertheit. In jedem der elf Lieder schwingt Melancholie mit, eine Schwere, die man ihm gerne abnehmen möchte. Von der Aufbruchstimmung, die das einführende „Einfach so“ suggeriert, bleibt letztendlich nicht viel übrig, hier und da blitzt sie noch mal kurz auf. Olli-Schulz-Fans wissen, was ihnen serviert wird, alle anderen müssen sich noch entscheiden, ob’s ihnen mundet oder eben nicht.
- „Olli Schulz & Band“-Tour, 10.2. Oberhausen (Turbinenhalle), 27.2. Köln (E-Werk, ausverkauft). Tickets: ca. 42 €.