Dortmund. Die Session ist kurz, also wird in Dortmund jetzt schon gegeiert: Drei Stunden frech-fröhlicher Ruhrpott-Karneval auf Zeche Zollern.

Kennen Sie Brülülü? Das ist „Brücke-Lücke-Lüdenscheid“. Also schult der Steiger um auf Fährmann – das wird sich lohnen bei den vielen maroden Brücken im Revier. Und ein Nachfolge-Musical für den „Starlight-Express“ ist auch schon gefunden: die tragikomische Suche nach dem richtigen Deckel für einen formidablen Musical-Eintopf, wobei sich in solchen Fällen ja gerade im Pott noch immer die richtige Lösung gefunden hat. Was nicht passt, wird passend gelacht.

Auf den Tischen vom Geierabend: Beamten-Konfetti – einlaminiert!

Der Geierabend passte ja schon immer bestens zur Lohnhalle auf Zeche Zollern. Strukturwandel im Konfetti-Regen, Industriekultur mit Tusch, wo man hier doch so gern sagt: „Ich will ja nix sagen, aber ich sachma so“. Parodie und Satire sind die beiden Flügel, mit denen der Geierabend über den lachhaften Seiten der Gegenwart kreist. Das reicht von der vierfach Alleinerziehenden Jessica Schmottke, die sich plötzlich beim Klassenausflug ihrer Blagen im Kölner Dom wiederfindet („nich mit dem Edding auf die Fenster malen, die warn teuer!“), bis zur bitterbösen Ironie vom „Bundesstrand“ am Mittelmeer, an dem sich diverse Nationen die am besten passenden Fachkräfte unter den Flüchtlingen aussuchen. Da bleibt einem das Lachen nicht erst im Hals stecken, es sorgt schon im Magen für Grummeln.

„Pott, Land, Fluss“ - Geierabend 2024. Hier mit Sandra Schmitz, Sebastian Thrun und Angelo Enghausen-Micaela (von links) beim „Beamten-Rap“ 
„Pott, Land, Fluss“ - Geierabend 2024. Hier mit Sandra Schmitz, Sebastian Thrun und Angelo Enghausen-Micaela (von links) beim „Beamten-Rap“  © Zentrale | Bussenius & Reinicke GbR // Ekkehart Bussenius/Tania Reinicke

Auf den Tischen liegt übrigens Beamten-Konfetti: einlaminiert, abwaschbar und leicht wieder einzusammeln. Besonders passend zu schwenken beim „Singenden Ordnungsamt Schwerte“, das es darauf anlegt, das Behörden-Image mit Rap aufzupeppen. Was ein bisschen anders klappt als gedacht, aber das sehr gut. Geierabend-Konfetti für die nächsten 1300 Jahre ließen sich von den 700 Millionen Euro locker finanzieren, die Dortmund durch den Verkauf seiner Steag-Anteile bekommt – und eine Menge anderer Dinge wie 15 Meisterfeiern, die ausfallen, wären auch noch drin.

Lästern beim Geierabend über Taylor Swift und Gelsenkirchen

Lästerei über Gelsenkirchen und seinen künftigen Stargast Taylor Swift muss trotzdem sein, ein selbstironisches Hinwegtrösten über den fatalen 27. Mai 2023 gelingt den beiden schwarz-gelben Fastmeistern „vonne Süd“. Hier glänzt Sandra Schmitz einmal mehr an der Seite von Angelo Enghausen-Micaela; neben diesen beiden singen, kalauern und lästern sich auch Sebastian Thrun und Silvia Holzhäuser gekonnt durch die 18 Nummern des Abends.

„Pott, Land, Fluss“ - das Geierabend-Programm der Session 2024, im Bild: Präsi Roman Marczewski (links) und Steiger Martin Kaysh.
„Pott, Land, Fluss“ - das Geierabend-Programm der Session 2024, im Bild: Präsi Roman Marczewski (links) und Steiger Martin Kaysh. © Ekkehart Bussenius/Tania Reinicke | Bussenius & Reinicke GbR // Ekkehart Bussenius/Tania Reinicke

Steiger Martin Kaysh verteilt nicht nur zweifelhafte Komplimente an die diesjährige Partnerstadt des Geierabends Waltrop (übrigens Teil einer „Tropen-Tournee“, die auch durch Bottrop und Lanstrop führt), sondern ätzt auch gegen die beiden Kandidaten zum „Pannekopp des Jahres“, dem Orden, der 28,5 Kilo Stahl an die Kette gelegt hat: Den Naturschutzbund im Kreis Recklinghausen (Ostvest), der sich aus ökologischen Gründen (!) gegen einen Radweg auf einer alten Zechenbahntrasse sperrt – und Siegfried Russwurm, den Präsidenten im Bundesverband der Deutschen Industrie, der die Aufblähung des Thyssenkrupp-Vorstands auf fünf statt drei Posten durchzupeitschen versucht, indem er als erster Aufsichtsratsvorsitzender seit 1951 von seinem doppelten Stimmrecht Gebrauch macht. Dieser „Doppelkopf von Essen“ entschied die erste Abstimmung der Session souverän für sich. Es gibt einen Favoriten im Rennen um den „Pannekopp“, das am Veilchendienstag entschieden wird, wenn man alle Abstimmungen der Session zusammenzählt.

  • Spieldauer: 3 Stunden plus 30 Minuten Pause.
  • Weitere Termine: 30. Dezember, 4.-7. Januar, 11.-14. Januar, 18.-21. Januar, 25.-28. Januar, 1.-4. Februar, 8.-13. Februar. Beginn jeweils 19:30 Uhr, sonntags 18:30 Uhr.
  • Spielort: Zeche Zollern II/IV, Grubenweg 5, 44388 Dortmund
  • Eintritt: 43,90 Euro, erm. 28 Euro.
  • Weitere Infos im Netz unter www.geierabend.de