Duisburg. Die Duisburger Philharmoniker machen vor, was die Konferenz stART.09 vorantreiben will: den Kulturbetrieb stärker mit dem Internet verknüpfen. Die Fachtagung soll die erste ihrer Art im deutschsprachigen Raum sein und geht im September in der Duisburg-Mercatorhalle off- wie online.

Die digitale Zukunft muss aufpassen, dass sie sich nicht im eigenen Kabelsalat verfängt: Der Eindruck entstand zumindest beim Anblick der Organisatoren der Konferenz stART.09. Auf ihrer Pressekonferenz hatte das Team um Medienberater Frank Tentler alle Hände voll damit zu tun, ihre Statements einerseits den Journalisten in den Block beziehungsweise ins Laptop zu diktieren; andererseits mit Digitalkameras hantierten sie, um die Veranstaltung aus dem Duisburger Rathaus in Echtzeit ins Internet zu übertragen. Außerdem wurden zeitgleich Kurznachrichten auf Twitter.com gestellt. Dabei stand die eigentliche Nachricht schon im Titel der Veranstaltung: Die Kultur entdeckt das Web 2.0. Klingt etwas dröge, ist aber spannend.

Die Duisburger Philharmoniker mit ihrem Projekt "dacapo" sind da ein gutes Beispiel. Seit einem Jahr leben sie die Ehe zwischen dem Web 2.0, der zweiten Generation des Internets, und dem Kulturbetrieb vor. Einzelne Konzerte des Orchesters werden kostenlos im Internet übertragen, Musiker twittern Nachrichten von Konzertreisen und ihr Intendant, Alfred Wendel, schwärmt: „Wir haben mal in die Weiten des Web gerufen und sind vollkommen vom Echo erstaunt.“

Gratulationen ans Orchester getwittert

Will heißen: Die Philharmoniker aus Duisburg zeigen sich überrascht, dass sie etliche Fans auf der Welt haben, die sich pünktlich zu Konzertbeginn ins Netz einloggen, um ihren Konzerten zu lauschen – und anschließend Gratulationen in 140 Zeichen an die Orchestermitglieder zu twittern. Das ist die Zukunftsmelodie, bei der auch die vermeintliche Hochkultur mit muss, wenn sie gehört werden will: „Wir wollen Nahkultur bieten, wollen näher an unsere Hörer, weg von der Anonymität der Bühne“, so Wendel. Frank Tentler hilft ihm dabei. Denn aus dem Publikum, den Empfängern, seien längst Sender geworden. Deren Botschaften gelte es einzufangen und zu nutzen.

Tentler hat mit seinen Mitstreitern den Auftritt der Duisburger Philharmoniker auf die zweite Ebene des Internets gehoben, der Ebene der Interaktivität, der direkten Kommunikation zwischen Nutzern und Anbietern von kulturellen Angeboten. Einmal in Fahrt, hat Frank Tentler eine Konferenz initiiert, die am 24. und 25. September in der Duisburger Mercatorhalle den Betreibern des Kulturbetriebs zeigen will, dass Internet mehr als ein gute Website ist. Diese sei, so Duisburgs Kulturdezernent Karl Janssen, bestenfalls "ein pulsierendes Herz, das adermässig noch nicht angeschlossen ist."

„Ich sitze alle drei bis vier Monate vor einem neuen Internet“, fasste Tentler die rasante Entwicklung im weltweiten Informationsnetz zusammen. Und um Schritt halten zu können, bietet die Konferenz eine Reihe (40 an der Zahl) interessanter Referate diverser Netzexperten, Kulturmanager und Marketingfachleute. Mit dabei etwa der in der Szene bestens bekannte Gerd Leonhard. Oder Twitterpäpstin Nicole Simon, Autorin des Fachbuchs „Twitter – mit 140 Zeichen“. Oder auch die Marketingleiterin der Berlin Festspiele. Nicht minder spannend verspricht der Vortrag von Erich Meyer zu werden, der über Erinnerungskultur in Zeiten des Web 2.0 reflektiert und sich fragt: Was passiert mit all den Inhalten und all dem Wissen, dass das Internet sekündlich generiert.

Die Antwort erhalten die Teilnehmer der Konferenz gegen eine Tagungsgebühr von 290 Euro.