Köln. Rapper RIN hat bei seinem Konzert am Freitagabend in Köln mit „Enne-Dschieh“ begeistert – und bekam tatkräftige Unterstützung. Die Kritik.
Rap sells. Rap verkauft sich. Ziemlich gut sogar. Nach Sido und Alligatoah hat am Freitag auch Kollege RIN die Kölner Arena bis fast unters Dach gefüllt. Aufgrund der großen Nachfrage wurde das Konzert vom Palladium dorthin verlegt. Mitunter hat man, an diesem fast zweistündigen Abend, allerdings das Gefühl, bei der falschen Veranstaltung gelandet zu sein.
„Des Menschen Leben ist eine Reise in die Nacht, Anfang und Ende…“, schwurbelt eine weibliche Stimme aus dem Off, derweil auf der Bühne ein zylindrischer Korridor aus Strahlen entsteht. Fast so, als würden sich gleich Kirk, Spock und Co. materialisieren. Leitmotivisch folgen weitere Weisheiten – „die Menschen wollen sich befreien“, „durch ihre Kreativität erschufen sie sich ein neues Leben“ – die einer Esoterik-Messe gut anstünden.
Konzert von RIN in Köln: Mit „Enne-Dschieh“ und Kollege Schmyt
Immerhin klingt Messe fast wie Message. Und Messages hat der 29-Jährige aus Bietigheim-Bissingen eine Menge. Zumeist kreisen sie um „Enne-Dschieh“, den Stoff, der nötig ist, um so eine kräftezehrende Veranstaltung durchzustehen: „Habt ihr noch Enne-Dschieh?“ Die Zuschauer im Innenraum schonen sich kein Stück, sie moshpitten, was das Zeug hält. „Keine Ahnung, was sie euch ins Wasser tun, Köln. Keine Ahnung, warum ihr unseren schwäbischen Rap so mögt!“, wundert sich RIN.
Wobei der Plural durchaus angebracht ist. Stellenweise gibt es realmusikalische Verstärkung durch einen Schlagzeuger und einen Gitarristen. Und 17 Minuten lang gehört die Bühne einem „Kollegen, der viel talentierter ist als ich – der wunderbare Schmyt“. Der eigentlich Julian Paul Schmit heißt und seiner Rolle als Alleinunterhalter nicht so recht über den Weg traut: „Ich hab’ noch zwei (Songs), dann verpiss’ ich mich.“ Sorgen, die er sich umsonst macht.
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Bei „Niemand“, „Taximann“ und drei weiteren Stücken geht die Menge willig mit. Und Kumpel RIN verteilt bei seiner Rückkehr gleich noch ein weiteres Lorbeerblättchen. „Ich bin neidisch auf euch“, sagt er mit Blick aufs Publikum, „denn ihr durftet meinem Lieblingsmusiker zuhören – und ich musste dahinten rumgammeln.“
Bis auf die leiseren Schmytschen Töne kommt das RIN-Konzert mit ordentlich Bass
Kawumms daher, die Bühne wird dominiert von drei gläsernen Aufbauten, die anmuten wie eine Mischung aus illuminierten Swimmingpools und blinkenden Schneewittchensärgen. Sie lassen sich beklettern und bewegen, wirken überaus stylish, aber auch ein bisschen kühl. Viel heißer geht es da her beim Tanz um einen hochformatigen Feuerkorb im Innenraum, auf einer Mittelbühne, die RIN erst nach dem wild umjubelten „Fabergé“ wieder verlässt.
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„Blackout“ steigert sich – schwarzrot flackernd mit riesigen Blockbuchstaben – nachgerade zum Rausch: „Ich will noch einmal eure Stimme! Eure Hände! Euer Herz! Bis ganz nach oben!“ Rap sells. Rap verkauft sich. Auch RIN alias Renato Simunović kann das. Ziemlich gut.
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