Duisburg. Mit 20 Millionen verkauften Tonträgern zählt der 76-Jährige zu den kommerziell erfolgreichsten Künstlern Deutschlands. Jetzt kommt das Musical.

Wer kennt sie nicht, diese zwei Kinderlieder von Rolf Zuckowski? „In der Weihnachtsbäckerei“ und „Wie schön, dass du geboren bist“. Mit über 20 Millionen verkauften Tonträgern zählt der 76-Jährige zu den kommerziell erfolgreichsten Künstlern in Deutschland. Jetzt gibt es „In der Weihnachtsbäckerei“ erstmals als Musical. Vom 8. bis 17. Dezember wird es im Theater am Marientor in Duisburg aufgeführt. Erzählt wird eine turbulente Geschichte zur Vorweihnachtszeit, eingebettet sind 20 der schönsten Winter- und Weihnachtslieder von Zuckowski – natürlich auch das bekannte Titellied. Im Interview spricht der gebürtige Hamburger über das Musical, Weihnachten und seine Musik.

Herr Zuckowski, wie kam es zur Idee mit dem Musical?

Rolf Zuckowski: Martin Lingnau, der schon eine ganze Reihe von Musicals geschrieben hat, unter anderem auch Deutschlands erfolgreichstes Musical Heiße Ecke, rief mich an und stellte mir die Idee vor. Ich war skeptisch, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie man aus diesem Lied ein ganzes Musical machen kann. Aber die Geschichte geht ja über die Weihnachtsbäckerei weit hinaus. Sie ist spannend, lustig und geht auch zu Herzen. Und schon seine ersten Ideen haben mich überzeugt. Mein Einfluss war gar nicht so groß, bei keinem Ausschnitt, den er mir vorab schickte, habe ich gesagt ‚Lieber anders‘. Mir war nur wichtig, dass es auch besinnliche Momente gibt in dem Musical. Es ist, in Zusammenarbeit vom Martin und Hanna Kohl, ein Familien-Ereignis geworden.

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Welche Botschaft oder Emotionen möchten Sie durch dieses Musical vermitteln?

Die Emotionen sind in den Liedern, die man schon als Kind gesungen hat und die auch die Eltern und Großeltern neu spüren. Da wird sehr viel wieder wach, was einem die Weihnachtsstimmung bedeutet. Aber auch das Zusammenrücken der Menschen. Die Botschaft ist, dass der Advent eine sehr wertvolle Zeit ist. Man kann sich auf das Fest vorbereiten. Weihnachten fällt nicht vom Himmel.

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Wie fühlen Sie sich damit, dass Ihr großer Hit „In der Weihnachtsbäckerei“ jetzt diese Ehrung erfährt?

Für mich ist das Ganze wie ein Geschenk des Himmels. Dass Musik in der Welt ist, ist für mich etwas Göttliches. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich mit diesem Lied offenbar einen Gipfel erreicht habe, der weit über das hinausgeht, was man als Liedermacher erreichen kann. Wer hat schon das Glück, ein Volkslied in die Welt zu setzen und das völlig unabhängig von medialer Präsenz. Am Anfang war sie natürlich groß, denn wir haben es bei ‚Wetten, dass...?‘ uraufgeführt. Aber heute verbreitet sich das Lied von Kita zu Kita. Bis hinein in die Fußballstadien.

Da ist mächtig was los in der Weihnachtsbäckerei.
Da ist mächtig was los in der Weihnachtsbäckerei. © HO | Morris Mac Matzen

Wie ist das Lied damals entstanden?

Auf der Fahrt von Bochum nach Hamburg. Zuhause wurde gebacken, und ich habe an meine Familie gedacht. Weil ich kein Bäcker bin, habe ich irgendwas leicht Chaotisches vor mich hin gesungen. Wenn ich ein richtig guter Bäcker wäre, hätte ich das Lied gar nicht geschrieben. (lacht) Als ich anfing, eigene Songs zu schreiben, habe ich nicht annähernd in diesen Dimensionen gedacht. Ich bin wirklich sehr dankbar dafür.

Gibt es eine besondere Anekdote oder Erinnerung, die Sie mit der „Weihnachtsbäckerei” verbinden?

Die gibt es. Thomas Gottschalk hatte gerade ‘Wetten, dass...?’ von Frank Elstner übernommen. In einer Sendung waren Cher und Anita Ekberg zu Gast und beide waren sehr spärlich bekleidet. Am nächsten Tag gab es in der Presse Schlagzeilen wie ‚Wetten, dass…? kann man mit Kindern nicht mehr gucken’. Die Redaktion rief dann bei mir an und man sagte mir ‚Rolf, eigentlich solltest du erst kurz vor Weihnachten kommen, aber wir brauchen dich. Komm’ doch bitte früher, wir möchten zeigen, dass man die Sendung mit Kindern noch gucken kann.‘ Gottschalk meinte nur, als er mich bei den Proben sah: ‚Da kommt ja mein Retter.‘ Das verbindet uns bis heute.

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Von Andreas Thiemann

Haben Sie schon mal ein Weihnachtswunder erlebt?

Ja. Unser Sohn Alexander ist am 19.12.1974 geboren. Er ist inzwischen ein erfolgreicher Songwriter. Meine Frau lag damals in der Geburtsklinik, und ich bin mit meiner Tochter Anuschka, die drei Jahre alt war, ins Krankenhaus gefahren. Wir hatten ein kleines, selbst gebasteltes Weihnachtsbäumchen dabei. Und diese Stimmung im Krankenzimmer hatte etwas von der Kategorie Wunder. Das war wie mit Maria und Josef in der Krippe.

Haben Sie ein besonderes Weihnachtsritual, Stichwort Weihnachtsessen? Klassisch Würstchen und Kartoffelsalat oder gibt’s den fetten Gänsebraten?

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Bei uns gibt es Fleischfondue, weil wir eine starke Affinität zur Schweiz haben. Das ist seit rund 30 Jahren unser Weihnachtsessen. Meine Mama war Briefzustellerin, und bei ihr war tatsächlich Knackwurst mit Kartoffelsalat das Essen zum Fest, weil sie nicht viel Zeit zum Vorbereiten des Essens hatte. Und unser Ritual, das wir uns nicht nehmen lassen, ist das gemeinsame Schmücken des Baumes. Auch meine erwachsenen Kinder versuchen am 23.12. immer dazu zu kommen, um mit meiner Frau und mir den Baum zu schmücken.

Wie wurde früher bei Ihnen Weihnachten gefeiert?

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Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mit meinen Eltern den Baum geschmückt habe. Mein Vater war Seemann und war dennoch Weihnachten immer zuhause. Bei uns gab es die verschlossene Tür mit Kerzenschein durch das Schlüsselloch. Mein Papa stand in der Tür und spielte auf der Mundharmonika ‚Ihr Kinderlein kommet‘.

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Für manchen ist Weihnachten auch etwas Trauriges. Für Sie auch?

In meinen Liedern schwingt auch immer mit, dass Weihnachten auch die Zeit ist, in der einem das Herz sehr schwer wird. Weil jemand nicht mehr da ist, der ein Jahr zuvor Hand in Hand mit am Baum stand. Für mich ist Weihnachten auch, dass man diese Menschen noch spürt, die nicht mehr da sind. Und dass neue Hände dazu kommen. Das berührt mich jedes Jahr aufs Neue.

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Und was machen Sie als Opa für Ihre fünf Enkel in der Weihnachtszeit?

Ich bringe natürlich Musik in die Familie. Und ich habe Spieluhren, die man selbst programmieren kann, mit Lochstreifen, so wie früher die Fahrkarten geknipst wurden. Das mögen die Kleinen sehr gerne. Die Großen können schon richtige Melodien rein programmieren. Und die Kleinen sind froh über jedes Loch, das sie mit der Knipszange gedrückt haben. Ansonsten bin ich nicht so sehr anders als im ganzen Jahr, ich bin manchmal vielleicht etwas zu albern, ich kann aber auch streng sein, wenn es um die guten Sitten am Tisch geht.

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