Brüssel. Belgiens Hauptstadt hat dem Maler René Magritte ein Haus mit der weltgrößten Sammlung seiner Werke gewidmet – ausgestellte Fotos und Filme bieten den Besuchern einen umfassen Einblick in das Leben des Künstlers.
Wirbel um seine Person mochte René Magritte gar nicht. Fast sein ganzes Leben verbrachte der Künstler (1898 – 1967) zurückgezogen mit seiner Frau in einem kleinbürgerlichen Vorort Brüssels. Er führte seinen Hund spazieren, spielte Schach und ging ab und zu mal in ein Café – stets penibel gekleidet mit Anzug und Hut, was ihm den Ruf eines Biedermanns einbrachte.
Ob sich Magritte heute in seiner Wahlheimat noch wohlgefühlt hätte, darf deswegen bezweifelt werden: Fast überall in der belgischen Hauptstadt ist der Maler gegenwärtig. Sein Name prangt auf Plakaten, steht auf den Titelseiten der großen Zeitungen, am Wochenende spazierten sogar Bürger mit Hut und Wanderstock durch die Straßen, mit den Markenzeichen des Surrealisten – die Stadt hatte zu Ehren ihres berühmten Sohnes ein Fest organisiert. Anlass war die Eröffnung des neuen Magritte-Museums – ein Prachtbau aus dem späten 18. Jahrhundert an exklusiver Stelle, gleich in der Nähe des Königspalastes.
Gemälde, Fotos, Skizzen, Grafiken, Fotos, Filme und Briefe
Musée Magritte
Anschrift: Musée Magritte, Place Royale 1, Brüssel
Telefon: 0032-2-5083211
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr. Montags sowie am 1. Januar, am 2. Donnerstag im Januar, 1. Mai, 1. und 11. November sowie am 25. Dezember geschlossen.
Preise: 8 Euro, ermäßigt 5 Euro, Studenten und Schülergruppen 2 Euro.
Anreise: Metro, Linie 1 oder 5 bis Haltestelle „Gare Centrale“ oder „Parc“ Tram, Linie 92,94
Es ist die weltweit größte Magritte-Sammlung, die sich hinter der neoklassizistischen Fassade findet. Mehr als 200 Werke haben die Ausstellungsmacher zusammengetragen: Gemälde, Fotos, Zeichnungen, Skizzen, Grafiken, Fotos, Filme und Briefe; das meiste aus den Beständen der Königlichen Museen für Schöne Künste und aus Nachlässen unter anderem der Witwe Georgette, aber auch Leihgaben aus Privatsammlungen. Die Ausstellung ist schon deswegen einmalig, weil sie erstmals einen umfassenden Einblick in die Gedankenwelt des Künstlers bietet, dessen Leben und Malerei voller Gegensätze waren.
Mit dem Fahrstuhl fahren die Besucher hoch in den dritten Stock, wo die Reise in die Welt des belgischen Surrealisten beginnt. Der erste Teil der Ausstellung ist den Jahren 1898 bis 1929 gewidmet. Der junge Magritte beschäftigt sich mit dem Futurismus, er arbeitet kubistisch, malt Plakate für Konzerte und Tango-Abende in Brüssel. Ende der 20er Jahre beginnt er surreal zu malen; Szenarien mit Herren in weißer Sportkleidung und traumartige Landschaften. Bilder, die verwirren und täuschen.
Frauenakt in den Wolken
Stockwerk für Stockwerk geht es dann tiefer. Die Säle sind in Schummerlicht getaucht, die Wände schwarz gestrichen, so dass sich angeleuchteten Werke wirkungsvoll vom Hintergrund abheben. Das berühmte Bild „Die schwarze Magie“ von 1945 zeigt einen Frauenakt, der in Wolken übergeht. In anderen Motiven wie dem mehrfach gemalten Bild „Dies ist keine Pfeife“ erforscht der Künstler das Verhältnis von Wirklichkeit, Abbild und Sprache.
Varianten seines vielleicht bekanntesten Werkes „Das Reich des Lichtes“ sind ebenfalls zu sehen. Sie zeigen ein Haus in der Abenddämmerung mit hell erleuchteten Fenstern.
Es ist eigentlich das zweite Magritte-Museum in Brüssel, denn auch in dessen ehemaligem Wohnhaus in der Randgemeinde Jette sind Originale des Künstlers zu sehen. Doch mit der neuen Ausstellung wollte die Heimatstadt des Künstlers das schaffen, was Amsterdam mit Van Gogh gelungen ist: einen Magnet zu schaffen für Kunstinteressierte aus aller Welt, aber auch ein Forschungszentrum aufzubauen, das Experten eine Grundlage für ihre Arbeit bietet.
Magrittes letztes Bild blieb übrigens unvollendet bis zum Tod seiner Frau 1986 auf der Staffelei in seiner Wohnung stehen. Nun ist es als letztes Werk auf dem Rundgang im neuen Museum zu bewundern.