Essen. Der deutsche Rapper spricht im Interview über sein aktuelles Album „Spacejam“, das Erwachsenwerden und die große Lust auf Unbeschwertheit.

Er macht das schon sehr gut mit diesen ultraentspannten Sommermelodien, die das Leben so leicht wirken lassen wie ein kaltes naturtrübes Radler an einem Baggersee. Weniger als ein Jahr nach seinem „11:11“-Album schießt der mit seinen 33 Jahren nach wie vor eher spätjugendlich wirkende Cro, bürgerlich Carlo Waibel, auf „Spacejam“ acht Nummern aus der Hüfte, die das Unbeschwerte zelebrieren.

Allerdings schleichen sich nun manchmal Songzeilen ein, bei denen man schon merkt, dass der ewige Junge langsam zum Mann wird. „Sie hätte gern mein Baby“, sing-rappt Cro etwa in „nie weg“ (um sogleich mit einem „Oh no“ zu kontern), und in „nothing in return“ heißt es „Mama sagt, wenn ich dich gehen lass‘, bin ich ein Idiot“.

Auf Fragen, wie es denn nun tatsächlich in seinem Beziehungsleben aussieht, hält sich Cro in unserem Interview gleichwohl sehr bedeckt. Dafür sprach Steffen Rüth mit ihm darüber, wie man jungen Menschen Mut machen kann und was es mit den „Spacies“ auf sich hat, die er im Bündel mit seiner EP verkauft.

Lieber Carlo, diese „Spacies“ in den Geschmacksrichtungen „Coco Dreams“ und „Honey Beams“, die Sie entworfen haben, sehen lustig aus.

Cro: Vor allem schmecken die gut!

Kann man die Frühstücksflocken auch irgendwo kaufen?

Momentan gibt es die nur online bei Spacies direkt zu kaufen. Wir arbeiten aber daran, dass man sie bald überall bekommt.

Sie sind den ganzen Sommer über wieder gut auf den Festivals unterwegs. Was macht Ihnen dieses Jahr besonders Spaß bei den Auftritten? Wie ist das Publikum drauf?

Ich liebe es auf der Bühne zu stehen. Sommer-Tourneen sind einfach mein Ding. Dieses Jahr ist einfach ein geiles Live-Jahr und man spürt die unglaubliche Energie die die Fans einem zurückgeben.

Bleibt das Durchschnittsalter ungefähr gleich oder werden die Leute mit Ihnen älter?

Manche werden mit mir älter, andere kommen jung und frisch dazu. Ich würde sagen, das ist nach wie vor ziemlich breitgefächert.

Wie ist das Gefühl, wenn tausende Fans „Cro“ schreien noch genauso wie am Anfang Ihrer Karriere?

Klar, es ist immer noch ein unglaubliches, unbeschreibliches Gefühl und daran gewöhnt habe ich mich auch immer noch nicht. Auch gut so, man sollte nichts als selbstverständlich hinnehmen.

„Keiner von uns bleibt immer 16“ sagst du in „Long Nights“. Würdest du das gerne?

Nein – jedes Alter hat etwas Besonderes, das gefällt mir.

Wollen Sie das überhaupt, erwachsen(er) sein? Oder möchten Sie sich lieber Ihre kindliche Verspieltheit bewahren?

Das kann ich ja auch, wenn ich älter werde. Ich finde es ist falsch zu denken, erwachsen oder älter zu werden wäre gleich zu setzen damit, das Kindliche zu verlieren. Ich behalte mir das bei und bleibe neugierig. Ich fühle mich nicht älter, sondern nur reifer.

Der deutsche Rapper Cro im Juli bei seinem Konzert in Berlin.
Der deutsche Rapper Cro im Juli bei seinem Konzert in Berlin. © picture alliance / PIC ONE | Till Sponer

„Nicht lange her, da hatte ich nix außer mich, einen Traum, Papier und Stift“ heißt es in „Nie weg“ – waren Sie immer überzeugt davon, dass Sie aus Ihrem Traum und Ihrem Talent etwas machen werden?

Mir war klar, dass ich einen kreativen Job haben möchte, bei dem ich etwas Außergewöhnliches erschaffen kann. Das, was die letzten zehn Jahre passiert ist, habe auch ich nicht kommen sehen. Da freut man sich umso mehr und ist stolz auf den eigenen Weg.

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Wie kann man andere Kids ermutigen, ihre Träume zu leben?

Do Your Thing! Mach dein eigenes Ding! Bleib am Ball, wenn du an etwas glaubst und hol dir Hilfe, um deine Träume zu verwirklichen.

In „Nie wieder normal“ sagen Sie, Sie waren ein ruhiges Kind mit lauten Gedanken. Wie meinen Sie das?

Ich hatte als Kind schon große Träume, ich wollte aber lieber Taten sprechen lassen, anstatt Luftschlösser zu bauen.

Aber wo wir schon beim Erfolg sind: alle bisherigen Alben auf Platz eins. Bedeutet Ihnen das viel?

Es ist natürlich eine Wertschätzung meiner Arbeit, obwohl es mir mehr um die Sache an sich und nicht um Zahlen geht - aber ich freue mich natürlich sehr darüber.

„Spacejam“ beinhaltet immerhin acht Songs, ist aber offiziell nur eine EP, kein Album. Worin besteht der Unterschied?

Für mich ist es einfach eher ein kleines sommerliches Geschenk an meine Fans. Ich wollte einfach ohne den Druck des „nächsten Cro-Albums“ ins Studio gehen und Musik machen. Daher habe ich diese Songs in das Gewand einer EP gesteckt.

Wo und in welcher Stimmung haben Sie die neuen Songs geschrieben? Wo haben Sie sie aufgenommen?

Die Songs sind im balinesischen Sommer entstanden, gar nicht so lang nach meinem letzten Album 11:11. „Ich hatte einfach Lust weiter zu machen, hab geschrieben, aufgenommen und mir die rausgepickt, die mich nicht losgelassen haben.

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Was ist die Idee hinter dem Albumtitel?

Der Titel „Spacejam“ flog mir dann einfach so zu. Und ich dachte mir „Ja, das passt perfekt zu meinem Gefühl“, das ich auch bei der Entstehung der Tracks hatte!

Gab es irgendwelche neuen Einflüsse für die EP?

Ein paar Tracks auf der EP sind schon stark von den 1990ern und 2000ern inspiriert. Das ist ein Stil, der für mich perfekt zum Sommer passt. Ich hatte irgendwie wieder Bock auf diesen Neunziger- Hip-Hop-Geschmack, der mich komplett in meine Kindheit zurückversetzt hat und an die Anfänge meiner Karriere und die anfängliche Leichtigkeit. Da sprudelten die Beats und Songs einfach so aus mir heraus.

„Nothing in return“ ist insbesondere auch musikalisch sehr originell. Wer ist die Gastsängerin Leonie Barbot, und wie sind Sie auf sie gekommen?

Ich habe auf dem Track mit dem Hamburger Produzenten agajon zusammengearbeitet. Er kam gerade aus Los Angeles aus anderen Sessions und hat mir gezeigt, was er im Moment mit einer seiner Lieblings-Newcomer-Künstlerin Leonie aufnimmt. Ich habe die Stimme gehört und wollte sofort mit ihr arbeiten.

Auch das Projekt „Blumengarten“ ist jetzt noch nicht sehr bekannt, klingt aber cool. Nach welchen Gesichtspunkten suchen Sie sich Ihre Gäste aus?

Ich muss sie einfach feiern. Da ist es mir wirklich egal, wie groß oder klein sie sind. Das Talent ist das entscheidende.