Düsseldorf. The Weeknd entfachte in Düsseldorf eine bombastische Show. 50.000 erlebten einen Superstar des 21. Jahrhunderts auf seinem Weg nach oben.

Spektakulär. Imposant. Phänomenal. Einfach unglaublich! Was da um 21 Uhr in der Düsseldorfer Arena mit viel Lärm und ordentlich Blitzgewitter beginnt, könnte tatsächlich ein neuer Meilenstein der Bühnenshows im Musikbusiness werden. Vorn auf der Hauptbühne erhebt sich eine riesige Stadtsilhouette aus Chrom und Stahl mit dem Empire State Building als Mittelpunkt und weiteren Wahrzeichen bekannter Städte. Davor schreiten ganz in Weiß gekleidete Tänzerinnen langsam auf den Laufsteg, der die ganze Halle durchzieht. In der Mitte thront eine meterhohe silberne Figur, die sich immer wieder dreht. Am Ende des Catwalks wacht ein überdimensionaler Mond über die fast apokalyptische Atmosphäre.

Und dann betritt er selbst die große Bühne. Fast unerkannt, unter einer Metall-Maske versteckt. Es ist der Abend von The Weeknd, es ist der Abend von Abel Makkonen Tesfaye, wie der kanadische Rhythm & Blues-Star mit bürgerlichem Namen heißt. Zweimal musste seine Tournee wegen der Pandemie verschoben werden, vielleicht sind die Fans deshalb noch heißhungriger auf den Maskenmann. Im Musik-Regal sortieren ihn manche schon zwischen Prince und Michael Jackson ein. Das Zeug dazu hat der 33-Jährige allemal, wie die folgenden knapp zwei Stunden zeigen werden.

The Weeknd, der lieber Abel Tesfaye sein möchte, raubt den 50.000 den Atem

Die rund 50.000 Fans im Stadion kriegen jedenfalls lange nicht den Mund zu. So atemberaubend ist es, was sich das vor ihren Augen abspielt. Passend dazu nimmt The Weeknd die Menge gleich mit – „Take My Breath“ ist der musikalische Opener. Den Atem raubt der Mega-Star, der in nur einem Jahrzehnt vom nahezu unbekannten Songwriter auf den R’n’B-Olymp kletterte, seinen Fans fast durchgängig. Keine Zeit zum Luftholen zwischen „Starboy“, zwischen „Sacrifice“ und „Can’t Feel My Face“. Hoch die Hände, es ist Wochenende, heute mal schon am Dienstag.

Feuerfontänen zischen bei „The Hills“ durch die Halle, die Arena wird zum Disco-Tempel. Keine Pause nimmt sich der Meister zwischen den Songs, die nicht länger als etwas über drei Minuten dauern. „I Feel It Coming“ und „Save Your Tears“ sind weitere Highlights. Wer vor der Hauptbühne einer der ersten war und auf Sichtkontakt hoffte, hat heute leider verloren. Abel Tesfaye tanzt und singt hauptsächlich in der Mitte und hinten auf der Fläche unterm Mond. „Düsseldorf, ihr seid unglaublich!“, freut sich der Chef.

The Weeknd reiht sich ein bei Drake, Bruno Mars, John Legend und Jason Derulo

Mit seinem Debutalbum „Kiss Land“, das 2013 erschien, sorgte Mr. Tesfaye bereits für ein kleines musikalisches Ausrufezeichen. Hilfreich war in diesen Anfangsjahren sicher auch der Support von Rap-Star Drake, der das Talent seines Landmanns früh erkannte und ihn in Social-Media-Kanälen übern grünen Klee lobte. Es ging für The Weeknd schnell steil bergauf, auch weil sich die Fangemeinde des Rhythm & Blues wieder nach einem echten Star mit markanter Falsett-Stimme sehnte. Also neben Drake, Bruno Mars, John Legend und Jason Derulo. So ging Weeknds zweites Album „Beauty Behind The Madness“ 2015 auch dank der Duos mit Ed Sheeran und Lana del Rey steil in den Charts, bevor ein Jahr später mit „Starboy“ der endgültige Ritterschlag folgte. Immer wieder holte sich der Kanadier die Größen der Szene ins Boot, Daft Punk oder auch die Swedish House Mafia.

„Blinding Ligths“ von The Weeknd hat „The Twist“ von Chubby Checker abgelöst

Kurz nach halb elf gehen die Hände nochmal in die Höhe: Es wird Zeit für den Chartbreaker „Blinding Lights“, den am häufigsten gestreamten Song der Welt. Der Hit im Italo-Disco-Stil wurde zur neuen Nummer 1 der Billboard Hot 100-Charts aller Zeiten gekürt und löste damit Spitzenreiter „The Twist“ von Chubby Checker aus dem Jahre 1960 ab.

Zugaben-Quartett: „Creepin‘“, „Popular“, „In Your Eyes“ und „Moth To A Flame“

Nach gut einer Dreiviertelstunde war übrigens auch The Weeknds Maskerade Geschichte. Vielleicht auch ein kleiner Hinweis auf die Ankündigung in einem Interview, sich vom Künstlernamen trennen zu wollen und fortan lieber unter Abel Tesfaye zu firmieren. Satte 35 Songs umfasst der Wochenend-Trip, immer wieder illuminiert von zigtausend vorher am Eingang verteilten LED-Bändern fürs Handgelenk. Schöner Effekt neben den dauergezückten Handy-Taschenlampen. In Weeknds Wohnzimmer wird es jetzt richtig wohnlich. Das Zugaben-Quartett mit „Creepin‘“, dem brandneuen „Popular“, „In Your Eyes“ und „Moth To A Flame“ kommt eher kompakt und kurz daher.

Vielleicht noch ein ganzes Stückchen Weg bis in die Sphären von Prince und Michael Jackson. Aber Abel Tesfaye hat sich aufgemacht. Und dass er einer der Superstars des 21. Jahrhunderts werden kann, hat der Kanadier am Dienstag mit Bombast und Wow-Effekt eindrucksvoll bewiesen.