Essen. Sag zum Abschied leise Mahler: Tomáš Netopil, noch Generalmusikdirektor der Essener Philharmoniker, präsentiert eine neue Mahler-Interpretation.

Zum Abschluss seiner zehnjährigen Tätigkeit als Generalmusikdirektor der Essener Philharmoniker legt Tomáš Netopil eine beeindruckende Einspielung der Dritten Symphonie Gustav Mahlers vor.

Mit seinen zum Teil auch auf CD festgehaltenen Mahler-Interpretationen setzte Netopil besondere Höhepunkte und reihte sich damit würdig in die erlauchte Galerie prägender Essener Musikchefs von Gustav König und Heinz Wallberg bis Wolf-Dieter Hauschild und Stefan Soltesz ein. Eine Tradition fortführend, die wesentlich zum hohen Spielstandard der Essener Philharmoniker beigetragen hat, so dass sich Netopils Mahler-Einspielungen der 2., 6. und 9. Symphonien orchestral durchaus auf dem übermächtigen und prominent besetzten Medienmarkt behaupten können. Zumal der Tscheche in der vorliegenden Aufnahme eine erfreulich persönliche Handschrift erkennen lässt.

Netopil setzt auf noble Klangkultur

Die Grenzen nobler Klangkultur verlässt Netopil auch in den schroffsten Brüchen und ekstatischsten Höhepunkten nicht. Exzessive Extreme sind seine Sache nicht, womit ihm die insgesamt ruhig gehaltene und bisweilen pastoral gefärbte Dritte Symphonie, Mahlers Huldigung an die Schönheit der Natur, entgegenkommt. Entsprechend entschlackt und entspannt tönen die weiten melodischen Linien, entsprechend federnd klingen die tänzerischen Passagen und entsprechend viel Zeit nimmt er sich für die trauerumflorten Teile des Kopfsatzes und Nietzsches „O-Mensch“-Appell. Und natürlich für das ausgedehnte Adagio im Finale, das Netopil sanft, in den Streichern butterweich, aber niemals aufgeweicht zu einem homogen leuchtenden Höhepunkt mit warmen Tönen im Blech führt.

Netopil gestaltet ausgewogen und sorgfältig

Der ausgewogenen Gestaltung des Gesamtklangs entspricht die Sorgfalt im Umgang mit den vielen heiklen solistischen Einlagen. Nicht nur in der Posaune, dem Posthorn oder der Solo-Violine, sondern tatsächlich an allen Pulten. Nicht minder überzeugend tragen die Altistin Bettina Ranch (an Essens Opernhaus von Mozart-Heldinnen bis zu Bizets „Carmen“ erfolgreich) und die Kinderchöre des Aalto Theaters und der Deutschen Oper Berlin sowie die Damen des Philharmonischen Chores Essen zu diesem würdigen Abschiedsgeschenk eines tüchtigen Musikchefs an sein Essener Publikum bei.