Essen. 25 Jahre gibt es Silbermond nun - und ein neues Album. Der Titel: „Auf Auf“. Und Sängerin Stefanie Kloß sagt: „Wir packen alles auf den Tisch“.
Die zarten Anfänge mitgezählt sind diese Erfolgsmusiker 2023 im Silberjubiläum. Passt zum Bandnamen: Silbermond richtet mit seinem heute erscheinenden Album „Auf Auf“ einen liebevollen Blick ins Innere. Die neuen Lieder von Stefanie Kloß (38), Thomas Stolle (39), Johannes Stolle (40) und Andreas Nowak (40) handeln von Wertschätzung und Nächstenliebe, musikalisch pendeln sie wie immer zwischen melancholischen und mitreißenden Momenten.
Sie sind Familie, diese vier. Die Stolles sind Brüder, Stefanie Kloß und Thomas Stolle ein Paar, man kennt und schätzt sich seit 1998, als man noch christliche Jugendmusik miteinander machte. „Diese enge Verbundenheit, die wir untereinander fühlen“, sagt Sängerin Kloß, „die trägt uns nicht nur, sie findet sich jetzt auch in ganz vielen der neuen Songs wieder.“ Ein Plan oder bewusster roter Faden sei das nicht gewesen; aber unterbewusst war es wohl auch ein Ergebnis der vergangenen zwei, drei Jahre, in denen „Auf Auf“ entstanden ist, und die für alle besonders waren: „Ein neues Album ist immer auch ein Festhalten und Aufarbeiten einer Lebensphase. Andere schreiben Bücher, wir machen eine neue Platte.“
Stefanie Kloß ist aktuell auch bei „Sing meinen Song“ zu sehen
Und so stehen die neuen Songs im Zeichen zeitloser Werte. „Was im Nachhinein kein Wunder ist“, so die Sängerin, die aktuell bei „Sing meinen Song“ zu sehen ist, „denn wenn es etwas gibt, das man pflegen und wertschätzen sollte in bewegten Zeiten, dann ist das doch der eigene Kreis an Menschen, der einem Geborgenheit gibt und das Gefühl, dass man bei ihm an einem sicheren Ort ist.“
Gerade bei der kreativen Arbeit sei es das Wichtigste überhaupt, dass man einander vertrauen kann: „Wir packen alles auf den Tisch, öffnen unsere Herzen und hoffen, dass sensibel damit umgegangen wird.“ Und so singt Stefanie Kloß etwa in „Verletzen“, einer vergleichsweise flotten Popnummer, darüber, das Gegenüber als Boxsack zu benutzen, wenn ihr der Stress mal wieder über den Kopf zu wachsen drohe. Kloß: „Es geht um das Phänomen, dass wir uns ausgerechnet bei denjenigen Menschen am krassesten entladen, die uns am nächsten und am vertrautesten sind. Gerade bei denen, die wir am liebsten haben, vergessen wir manchmal, empathisch und sensibel zu sein.“
Der Mutter von Stefanie Kloß ist berührende Stück „Hey Ma“ gewidmet
Der Mutter von Stefanie Kloß ist wirklich berührende Stück „Hey Ma“ gewidmet. Die Nummer geht nah, und das soll sie auch. „Der Song handelt davon, wie sich der Blick auf meine Mutter mit den Jahren verändert hat, insbesondere, seitdem ich selbst Mutter bin.“ Kloß und Stolle sind Eltern eines fünfjährigen Sohnes. „Meine Mutter hatte immer alle Fäden in der Hand, alles unter Kontrolle. Sie gab uns zu verstehen: Alles ist gut. Seinem Kind dieses Gefühl zu vermitteln, ist das Schönste, was es gibt. Ob es dann wirklich so ist, oder nicht, das ist nochmal eine ganz andere Sache. Entscheidend ist, dass sich ein Kind sicher fühlt.“
So ein sicherer Hort der Geborgenheit ist nicht zuletzt die Band selbst. Silbermond ist seit dem erfolgreichen Debütalbum 2004 und nach vielen – für kommerziellen Deutschpop überdurchschnittlich nahrhaften und inhaltlich gehaltvollen – Hits wie „Symphonie“, „Leichtes Gepäck“ oder „Irgendwas bleibt“ ein echter Anker für viele Menschen. Eine Band, auf die man zählen kann. Die musikalischen Veränderungen halten sich in Grenzen, klar. Auch „Auf Auf“ bietet wieder eine ausgewogene Mischung aus Pop, Folk, ein bisschen Akustik, ein paar Balladen und einem Duett mit dem Urban-Pop-Sänger 1986zig („Nie wieder schlafen“).
Die Silbermond-Weise: konstruktiv sein statt in Ohnmacht zu fallen
Aber das unter anderem in jenem Schweizer „Powerplay-Studio“ entstandene Album, in dem schon Europes „The Final Countdown“ produziert wurde und in dessen kleinen See Prince einen Hechtsprung machte („Am letzten Tag dort haben wir ihm nachgeeifert“) ist originell genug, um ein bisschen frühsommerliche Zuversicht zu verstreuen. „Wir sind zwar keine Berufsoptimisten“, sagt Stefanie Kloß, „aber wir glauben, dass wir immer verschiedene Möglichkeiten haben, mit herausfordernden Situationen umzugehen. Wir können angesichts der Krisen, die von vielen Seiten auf uns einprasseln und sich fast überschlagen, entweder mit Ohnmacht reagieren, oder wir können lernen, mit den Dingen umzugehen, und zwar auf eine konstruktive Weise.“ Eben auf die Silbermond-Weise.